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4-Tage Woche für die Stahlindustrie

Die Entgelttarifverträge der nordwestdeutschen Stahlindustrie laufen im November dieses Jahres aus – IG Metall fordert 4-Tage Woche.

Zu Ende November 2023 startet die Tarifrunde der nordwestdeutschen Stahlindustrie, die Tarifverträge laufen aus, IG Metall und Arbeitgeber müssen neu verhandeln.

Knut Giesler, IG Metall Bezirksleiter für NRW und Verhandlungsführer wappnet sich bereits heute für die nächsten Verhandlungen für die Stahlindustrie. Als erste Forderung wird nun die Vier-Tage-Woche für die Branche ins Spiel gebracht.

Die Forderung sieht die Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit auf vier Tage für die Beschäftigten vor.

Im Gespräch mit der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ betonte Giesler, dass die Vier-Tage-Woche mit einem vollen Lohnausgleich für die Beschäftigten der Branche einhergehen solle. „Wir wollen eine echte Entlastung für die Beschäftigten erreichen, ohne dass sie deshalb weniger verdienen“, so Giesler.

Konkret solle die Arbeitszeit pro Woche von 35 auf 32 Stunden reduziert werden. Davon verspricht sich die IG Metall einen „großen Fortschritt für die Lebensqualität und die Gesundheit“ der Beschäftigten der Stahlindustrie. Zudem könne die Branche dadurch attraktiver für junge Menschen gemacht werden und somit könne man den künftig drohenden Verlust von Arbeitsplätzen mithilfe der Vier-Tage-Woche verhindern.

Eine solche Umstellung braucht natürlich Zeit. Vor allem in Unternehmen, deren Angestellte im Drei-Schicht-Betrieb tätig sind, sei ein solcher Wechsel schwieriger umzusetzen. Sollten die Arbeitgeber der Forderung der IG Metall nachkommen, rechnet Giesler daher mit „längeren Einschleichzeiten“, womöglich könne die Umstellung teils mehrere Jahre in Anspruch nehmen.

Die Forderung nach einer Viertagewoche ist nicht neu. Das erste Mal wurde sie Anfang der Neunzigerjahre erhoben, als Reaktion auf einen starken Anstieg der Arbeitslosigkeit nach der Wiedervereinigung. Damals wurde die Initiative vor allen Dingen damit motiviert, knappe Arbeitsplätze besser auf mehr Menschen aufzuteilen.

Aktuelle Studien zeigen, dass sich nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Produktivität bei der Reduzierung auf eine 4-Tage-Woche verbessern kann. Eine großangelegte Umfrage zu einem Modell bei dem auf 80 % der Arbeitszeit bei vollem Entgeltausgleich wurde von Juni bis Dezember 2022 im Vereinigten Königreich durchgeführt. Daran nahmen 61 Unternehmen und rund 2.900 Arbeitnehmer*innen teil. Die Ergebnisse verdeutlichen: 39 Prozent der Beschäftigten fühlten sich durch den Ansatz weniger gestresst, 71 Prozent wiesen am Ende der Studie ein geringeres Burnout-Niveau auf. Auch Angstzustände, Müdigkeit und Schlafprobleme gingen zurück. Von den 61 Unternehmen hielten nach der Untersuchung 56 an der 4-Tage-Woche fest. Dass das Beispiel aus Großbritannien kein Einzelfall ist, zeigt sich unter anderem in Island, wo verkürzte Arbeitszeiten nach einer Testphase in den Jahren 2015 bis 2019 mittlerweile gesetzlich verankert sind.

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