
Wuppertal: 7oo Metaller*innen forderten lautstark „8 Prozent!“
Rund 700 Metaller*innen folgten dem Warnstreik-Aufruf ihrer IG Metall und zogen am Freitag lautstark durch Barmen zum Rathausplatz. Banner mit der Losung „8 oder es kracht“, Trillerpfeifen und ein Ghettoblaster im Bollerwagen: Die Demonstration war ein eindrucksvoller Protestzug gegen die Verweigerungshaltung der Arbeitgeber in der Metall-Tarifrunde. „Wir wollen einen guten Tarifabschluss, dafür demonstrieren und streiken wir heute“, eröffnete der 2. Bevollmächtigte Mathias Hillbrandt unter Beifall die IG Metall-Kundgebung. Auf seine Frage: „Was wollen wir?“, hallte es hundertfach über den Platz: „8 Prozent. 8 Prozent“.
Sprechchöre und Beifall unterstrichen die Aussage der 1. Bevollmächtigten Clarissa Bader: Das Angebot der Arbeitgeber sei unzumutbar. Dagegen sei die Forderung nach acht Prozent mehr Entgelt legitim. Angesichts der größten Preissteigerungen seit den 1950erJahren, benötigten die Beschäftigten „einen Schluck aus der Pulle, damit wieder Geld im Portemonnaie ist und die Kaufkraft angekurbelt wird. „Dafür kämpfen wir gemeinsam und solidarisch“, rief sie den Warnstreikenden zu. Das Mitglied der Verhandlungskommission kritisierte die Arbeitgeber, dass sie während der Friedenspflicht „kein verhandlungsfähiges Angebot gemacht haben“. Erst in der 3. Verhandlung hätten sie 3.000 Euro auf 30 Monate angeboten.

„Wir brauchen eine dauerhafte tabellenwirksame Erhöhung“
Angesichts steigender Lebenshaltungskosten seien 100 Euro mehr Geld pro Monat keine ausreichende Hilfe: „Es kann nicht sein, dass wir unsere Familien nicht mehr ernähren- und unsere Wohnungen nicht mehr heizen können“, sagte Clarissa Bader. Eine Erhöhung der Monatslöhne hätten die Arbeitgeber nur vage in Aussicht ausgestellt, hätten aber keine Prozente und nicht einmal ein Datum genannt. Zudem wollen sie Sonderzahlungen je nach Kassenlage in Betrieben kürzen können. Das derzeitige Angebot stehe in keinem Verhältnis dazu, was die Beschäftigten in der Zeit der Corona-Pandemie in den Betrieben geleistet hätten. „Deshalb: Nicht mit uns. Wir brauchen eine dauerhafte Erhöhung der Entgelte in der Tabelle“, betonte Clarissa Bader. Die Antwort der Versammelten war eindeutig: „8 Prozent. 8 Prozent!“
Der Profit landete bei den Aktionären
Auch Tim Wissen von der IG Metall Bezirksleitung NRW wies daraufhin, dass die nordrhein-westfälischen Metallarbeitgeber innerhalb der sechswöchigen Friedenspflicht nichts Konstruktives für einen Abschluss beigetragen haben. Angesichts der ökonomischen Herausforderungen und der finanziellen Belastungen der Beschäftigten sei das Angebot der Arbeitgeber eine Zumutung, konstatierte Wissen. Die Versammelten brachten ihren Unmut mit lautstarken Buhrufen zum Ausdruck verlieh. Um die Preissteigerung auszugleichen, müsse die Lohnerhöhung dauerhaft sein, bekräftigte der Bezirkssekretär aus Düsseldorf. Trotz Krise hätten viele Firmen tendenziell mehr Umsatz gemacht. Der Profit sei jedoch nicht bei den Beschäftigten, sondern in den Portemonnaies der Aktionäre und Vorstände gelandet. Schon Clarissa Bader hatte zuvor darauf verwiesen, dass in diesem Jahr schon über 70 Milliarden Euro Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet worden seien. Doppelt soviel wie im Jahr zuvor.
Beschäftigte haben während der Pandemie die Betriebe am Laufen gehalten
Ralf Hüttemann, Betriebsratsvorsitzender bei Vorwerk, und Florian Kampen. Betriebsratsmitglied der Firma Schröder verlangten in ihren Ansprachen, die immer wieder von unterstützenden Sprechchören unterbrochen wurden, eine tabellenwirksame Entgelterhöhung. Beide betrieblichen Vertreter machten deutlich, dass es während der Pandemie die Beschäftigten waren, die die Betriebe am Laufen gehalten haben. Deshalb ließen sich diese in der Tarifrunde nicht mit Almosen abspeisen. Florian Kampen beleuchtete vor allem die kritische Situation der Auszubildenden und jugendlichen Beschäftigten in den Betrieben. Ralf Hüttemann hob insbesondere die Bedeutung der Stärkung der Kaufkraft hervor, damit die Konjunktur nicht zusammenbreche. Erste Auswirkungen der Konsumzurückhaltung könne man schon in der angrenzenden Einkaufsstraße beobachten: Einige Geschäfte hätten schon aufgegeben.
Clarissa Bader verwies zum Abschluss auf die 4. Tarifverhandlung am 10.November. „Mit eurer heutigen Aktion habt ihr den Druck auf die Arbeitgeber erhöht, wenn notwendig werden wir ihn verstärken“, rief sie den Kolleginnen und Kollegen zu, die unter den Klängen des Gelsenkirchner Liedermachers Daniel Gardenier zurück zu den Bussen strömten.
Foto: IG Metall E-R-W v.l.n.r: Tim Wissen, Ralf Hüttemann, Clarissa Bader, Florian Kampe, Mathias Hillbrandt (Foto: IG Metall E-R-W)