An alle Heldinnen da draußen…

Der 08. März ist jedes Jahr ein Feiertag für Frauen. Dieses Jahr feiern wir sogar ein besonders Jubiläum: Wir begehen den 110. Internationalen Frauentag.
Vor 110 Jahren, im Jahr 1911, begingen Vorkämpferinnen, Frauen aus der Arbeiterbewegung, zum ersten Mal den Internationalen Frauentag. Ihr Ziel war damals das Wahlrecht für Frauen.
Heute geht es um Themen wie bessere berufliche Entwicklungsmöglichkeiten, Entgeltgerechtigkeit, Vereinbarkeit und um die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in Wirtschaft und Gesellschaft.
Leider ist der Fortschritt oft eine Schnecke, denn es ist nicht so, dass es jedes Jahr in diesen 110. Jahren ein bisschen mehr gab, sondern die Frauen mussten viele Rückschläge einstecken. Gab es einen Bedarf an Arbeitskräften, hieß es: Frauen ans Werk, Frauen ins Werk. Waren dagegen Arbeitsplätze Mangelware, dann hieß es oft: Frauen zurück an den Herd. Das konnten wir in der Nachkriegszeit sehen – das wiederholte sich bei allen wirtschaftlichen Krisen und auch heute in der allumfassenden Corona Krise, zeigen aktuelle Studien das alte Rollenbilder in scheinbar „neuem Glanz“ erscheinen… Und Frauen die Hauptlast in dieser Krise tragen.
Kinder, Küche, Kirche haben ausgedient. Heute sind: Beruf, Kinder, Karriere die Schlagworte, wenn es um die zukünftige Rolle der Frauen geht.
Keine Frauengeneration war so gut ausgebildet wie die der jungen Frauen heute: 57 Prozent der Studienberechtigten sind Frauen, 51,8 Prozent der Studienanfänger*innen an den Hochschulen und 51,7 Prozent der Absolvent*innen sind weiblich. Frauen bringen alles mit, was in der Zukunftsgesellschaft gefragt ist: Intelligenz, Bildung, Ausbildung, Kooperations- und Entscheidungsfähigkeit, Umsicht, Weitsicht.
Trotzdem: Männer haben die Führungspositionen, das große Geld, das politische Sagen – also die Macht. Auf dem Weg nach oben werden Frauen immer noch zu oft ausgebremst.
Ein paar Fakten machen das deutlich:
Weltweit waren 2017 Frauen nur zu 23,4 Prozent in den nationalen Parlamenten vertreten. An der Spitze steht Ruanda mit einem sagenhaften Frauenanteil von 61,3 Prozent. Im Europäischen Parlament ist die Zahl der weiblichen Abgeordneten seit 1984 zwar kontinuierlich gestiegen. Doch mit 41 Prozent waren sie 2019 weiter unterrepräsentiert.
Auch im Bundestag ist nur gut ein Drittel der Abgeordneten, 31,7 Prozent, weiblich.
Anders in Schweden – Spitzenreiter der EU: Dort betrug 2019 der Frauenanteil im Parlament 47,6 Prozent, und mit 52 Prozent stellen sie im Kabinett sogar die Mehrheit. Die Schwedinnen erklären ihren Erfolg mit parteiübergreifenden Frauenbündnissen, Quotenregelungen und strikter Geschlechterparität bei der Aufstellung der Listen.
Die Erwerbsbeteiligung von Frauen nimmt zwar zu, aber das geht mit einer Verteilung des Arbeitszeitvolumens unter den Frauen einher. Knapp die Hälfte (47 Prozent) aller erwerbstätigen Frauen in Deutschland arbeiteten 2018 in Teilzeit. Bei den Männern war es nur jeder elfte (9 Prozent). Die Teilzeitquote von Frauen betrug 2017 im Westen knapp 40 Prozent, im Osten 27 Prozent.
Frauen arbeiten Teilzeit, weil es immer noch viel zu wenig Ganztagseinrichtungen für Kinder und Jugendliche gibt. Wenig geändert hat sich auch, zumindest in der Statistik, an der Arbeitsteilung im Haushalt. Laut der Zeitbudgeterhebung des Statistischen Bundesamts von 2016 leisten Väter pro Woche 22,09 Stunden unbezahlte (Haus-)Arbeit. Mütter hingehen ein Vielfaches mehr: Sie kommen auf eine Vollzeitstelle mit Überstunden an unbezahlter Arbeit, im Schnitt 39,50 Stunden in der Woche.
Und dann kam die Corona Krise.
Vor einem Jahr war die Vorstellung, dass Millionen von Beschäftigten im Homeoffice arbeiten und die Kinder digital zuhause unterrichtet werden undenkbar.
Heute steht fest: Haushalt, Home-Schooling oder andere familiäre Verpflichtungen: Die Hauptlast der Sorgearbeit in der Corona-Pandemie wird von Frauen geleistet. Das zeigt auch der WSI-Gleichstellungsreport. Die Politik ist dringend gefordert, um die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Corona-Krise zu sichern und auszubauen und auch wir als IG Metall müssen unseren Teil dazu beitragen.
Für uns Frauen in der IG Metall gehören hierzu verschiedene Bereich die es anzupacken gilt:
BERUFLICHE ENTWICKLUNGS-MÖGLICHKEITEN SCHAFFEN
Die Digitalisierung stellt uns vor Herausforderungen. Durch eine systematische Herangehensweise und passgenaue Qualifizierung können Frauen als Gewinnerinnen hervorgehen.
VEREINBARKEIT STÄRKEN
Flexible Arbeitszeitmodelle müssen entwickelt werden. Wir engagieren uns für Entgeltersatzleistungen für Mütter und Väter sowie flächendeckende Kinderbetreuung.
MOBILES ARBEITEN UND HOMEOFFICE REGULIEREN
Homeoffice kann zu einer besseren Vereinbarkeit und mehr Partnerschaftlichkeit beitragen, wenn die Rahmenbedingungen entsprechend gestaltet werden.
ENTGELTGERECHTIGKEIT ÜBERPRÜFEN
Wer aufgrund von Teilzeitbeschäftigung oder mobiler Arbeit nicht gesehen wird, kann bei der Entgeltentwicklung Nachteile haben. Wir müssen vor Ort Entgelte überprüfen und für mehr Gerechtigkeit im Betrieb zu sorgen.
ARBEITSPLÄTZE SICHERN und GESCHLECHTERGERECHT GESTALTEN
Unser erstes Ziel ist es, jeden Arbeitsplatz zu sichern. Sollte es trotzdem zu Entlassungen kommen, müssen diese geschlechtergerecht sein und z. B. Erziehungszeiten angerechnet werden.
GEWALT GEGEN FRAUEN BEKÄMPFEN
3,1 Prozent aller Frauen in Partnerschaften waren während des ersten Lockdown von häuslicher Gewalt betroffen. Auch wenn der „Tatort“ nicht der Betrieb ist, kann im Betrieb wertvolle Präventionsarbeit geleistet werden.
ZUKUNFT SICHERN und die TARIFBEWEGUNGEN JETZT unterstützen
110 Frauentage zeigen: Wenn wir etwas erreichen wollen, müssen wir uns bewegen. In den aktuellen Tarifrunden der Metall- und Elektroindustrie sowie Stahl treten wir an, unsere Zukunft zu sichern. Wir fordern die Unternehmen auf, in die Standorte zu investieren.
Nur wenn wir gut aufgestellt sind, kommen wir heil aus der Krise. Schließungen, der Abbau von Rechten und Sparkurse sorgen für die Verschärfung von Ungerechtigkeiten und soziale Instabilität.
Deshalb müssen wir aktiv sein und werden.
In diesem Sinne wünschen wir allen Heldinnen dort draußen:
Habt einen tollen, starken und kämpferischen Internationalen Frauentag 2021.
Danke für euer Engagement.