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Arbeitgeber heizen Tarifkonflikt an

Dortmund. Die erste Verhandlung in der Metall- und Elektroindustrie-Tarifrunde in Nordrhein-Westfalen hat kein Ergebnis gebracht. Nach dreieinhalb Stunden trennten sich die Tarifparteien in Dortmund ohne Annäherung. Im Gegenteil: Schon beim Auftakt wurde deutlich: Die Metallarbeitgeber wollen den Tarifkonflikt kräftig anheizen. In der Signal-Iduna-Arena stellten sie nicht nur die 35-Stunden-Woche, sondern auch die Zuschläge, die Ruhe- und die Höchstarbeitszeiten in Frage. „Hier wollen einige mit der Kettensäge den Mantel-Tarifvertrag zerlegen. Das muss ein Weckruf für alle Beschäftigten sein“, sagte die IG Metall-Bevollmächtigte Clarissa Bader, die an den Verhandlungen teilnahm.  

Bevor es drinnen in den Räumen des Stadions zur Sache ging, demonstrierten draußen mehrere hundert IG MetallerInnen für ihre Forderungen: Sechs Prozent mehr Entgelt und Ausbildungsvergütung sowie einen individuellen Anspruch auf eine Absenkung der wöchentlichen Arbeitszeit auf bis zu 28 Stunden für bis zu 2 Jahre mit Rückkehrrecht zur 35-Stunden-Woche. Für Beschäftigte mit zu pflegenden Angehörigen oder Kindern unter 14 Jahren, sowie Beschäftigte in Schichtarbeit und anderen belastenden Arbeitszeitmodellen soll es einen tariflichen Entgeltzuschuss geben.

Am Beginn der Verhandlung wurde über die wirtschaftliche Lage gesprochen. Beide Seiten waren sich weitgehend einig, wie es der IG-Metall-Tarifsekretär Richard Rohnert auf die griffige Ruhrgebietsformel brachte: „Läuft!“  Der IG Metall-Verhandlungsführer Knut Giesler erklärte: „Nordrhein-Westfalen ist kein abgehängtes Bundesland, wie früher gern geunkt wurde“. Das Wirtschaftswachstum in NRW sei so stark wie das bundesdeutsche insgesamt. Das gelte sowohl für die Gesamtwirtschaft wie für die Metall- und Elektroindustrie Dies hielt die Arbeitgeber jedoch nicht davon ab, darüber zu jammern, dass die Stückkosten aus dem Ruder zu laufen drohen.

„Nichts geben“, aber den Beschäftigten „in die Tasche greifen wollen“ – geht’s noch?

Wie nicht anders zu erwarten, entzündete sich die Kontroverse am Thema Arbeitszeit. Für die Verhandlungskommissions-Mitglieder der IG Metall ist klar: Wir brauchen Arbeitszeiten, die zum Leben der Menschen passen. Mehr Zeit für Kinder oder Pflege ist vielen Beschäftigten ein Bedürfnis; ebenso Entlastungsmöglichkeiten bei der Schichtarbeit. Die Arbeitgeber böllerten zurück: Das gehe nicht, es gebe jetzt schon einen großen Fachkräftemangel. Doch dies konterten die IG Metaller, dies hätten sie sich selbst zuzuschreiben, so würde in den Betrieben die „Ausbildung vielfach auf Sparflamme“ gesetzt, die „Personaldecke“ dünn gehalten und keine „vorausschauende Personalplanung“ betrieben.  

Kurz vor Verhandlungsende verschärfte die Arbeitgeberseite den Ton: „Die Forderungen der IG Metall akzeptieren wir nicht“, sagte der Verhandlungsführer Arnd Kirchhoff. Nicht weniger, sondern mehr Arbeitszeit sei künftig notwendig: die Begrenzung der 40-Stunden-Woche auf 18 Prozent der Belegschaft müsse fallen, Flexibilisierungshemmnisse beseitigt, Ruhezeiten verkürzt und Höchstarbeitszeiten ausgeweitet sowie Mehrarbeits- und Schichtzuschläge einkassiert werden.

Clarissa Bader: Mit dem Vorstoß zur Abschaffung der Zuschläge geht es den Arbeitgebern darum, den Beschäftigten direkt in die Taschen zu greifen“. Die IG Metaller am Verhandlungstisch erteilten diesen Arbeitgeberforderungen eine eindeutige Absage: „Solche Vorschläge widersprechen den Bedürfnissen der Beschäftigten und sind mit der IG Metall nicht zu machen“, war der Tenor der Reaktionen auf Gewerkschaftsseite.

Beim zweiten Treffen am 14. Dezember in Wuppertal erwartet die IG Metall ein Angebot, um endlich in ernstzunehmende Verhandlungen über die Entgelt- und Arbeitszeitforderungen einsteigen zu können. Die Friedenspflicht endet am 31. Dezember, danach sind Warnstreiks in den Betrieben möglich. Also, ab sofort: Informieren, diskutieren und die Mobilisierung in den Betrieben vorbereiten.

Foto: Kundgebung vor Signal-Iduna-Arena in Dortmund – Foto Thomas Range

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