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Arbeitnehmer sollen für Fehlinvestitionen von ThyssenKrupp „bluten“

Acht Milliarden Euro hat ThyssenKrupp das Abenteuer in Brasilien gekostet. Mit dem Verkauf seines brasilianischen Stahlwerks CSA an den lateinamerikanischen Stahlhersteller Ternium will der Konzern einen Schlussstrich unter die Fehlinvestition ziehen. Die aus Profitgründen betriebene Stahl-Expansion nach Amerika stürzte den Essener Konzern in eine existenzbedrohende Krise. Die Konsequenzen für dieses Missmanagement tragen jedoch nicht die dafür verantwortlichen Vorstände, sondern wie immer in der Vergangenheit die ArbeitnehmerInnen im Konzern.

Im Rahmen der „strategischen Weiterentwicklung“ des Unternehmens schwingt besonders der Vorstandsvorsitzende Heinrich Hiesinger, getrieben vom Aktionär Cevian – einem schwedischen Finanzjongleur – die Kostensenkungspeitsche: Rund 2.500 Arbeitsplätze sollen konzernweit im Bereich der Verwaltung abgebaut werden. In der Sparte Industrial Solutions mit den Schwerpunkten Großanlagenbau und Marineschiffbau sollen zusätzlich bis zu 1000 Stellen gestrichen werden.

Berco in Ennepetal soll stillgelegt werden

Und nun trifft es auch die Berco Deutschland GmbH, die zur „Business Area Components Technology“ der ThyssenKrupp AG gehört. Der Standort Ennepetal soll Anfang 2018 stillgelegt werden. In der Hagener Straße wird die Endmontage von Fahrwerksystemen und Fahrwerkskomponenten für Kettenfahrzeuge durchgeführt, sowie die Lagerhaltung von zeitkritischen Ersatzteilen gepflegt. Die geschmiedeten und vormontierten Einzelteile kommen von den italienischen Berco-Standorten Copparo in Nord-Italien und Castelfranco im Veneto. Das 1960 gegründete Unternehmen TEG (Traktor Ersatzteil Gesellschaft mbH) wurde 1998 umfirmiert in Krupp Berco Deutschland GmbH. Seit 1999 ist es Teil der ThyssenKrupp AG.  

Hieß es in der Vergangenheit, der Wettbewerbsvorteil von Berco Deutschland sei u.a. seine kurzfristigen Lieferzeiten gegenüber einer Direktbelieferung aus Italien, wurde nun der 35-köpfigen Belegschaft verkündet, die Fortführung von Berco Deutschland sei „wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll“. Der negative geschäftliche Ausblick mache „die Schließung des nordrhein-westfälischen Standortes notwendig.“ Berco Italien könne den Großteil des Umsatzes übernehmen und schließlich sei die Belieferung aus Italien künftig wirtschaftlicher

Die Reorganisation der Berco Deutschland im Geschäftsjahr 2012/13, habe trotz harter Einschnitte – es kam zur Einschränkung der Produktion und zum Abbau von 25 Beschäftigten am Standort Ennepetal –  nicht die erhofften Erfolge gebracht. Der Umsatz habe sich innerhalb der vergangenen sechs Jahre dramatisch um 84 Prozent verringert. Die negative Marktentwicklung und der zunehmende Preisdruck habe den Prozess beschleunigt. Konsequenz: Die noch verbliebenen 35 ArbeitnehmerInnen sollen ihren Arbeitsplatz verlieren.

Kritische Überprüfung des Unternehmenskonzepts

Ziel sei es, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten und den geplanten Personalabbau möglichst sozialverträglich zu gestalten, verkündete in einer Informationsveranstaltung im Hasper Tal Anfang September die Arbeitsdirektorin Kerstin Ney, Personalvorstand im Bereichsvorstand der Business Area Components Technology der ThyssenKrupp AG. Für alle betroffenen Arbeitnehmer würden Weiterbeschäftigungsmöglichkeiten im Konzern geprüft.

In einer Betriebsversammlung vor wenigen Tagen informierten der Betriebsrat und die IG Metall über die weitere Vorgehensweise der betrieblichen und gewerkschaftlichen Interessenvertretung. So habe der Betriebsrat beschlossen, die arbeitnehmernahe Beratung Project Consult GmbH (PCG) in Essen einzuschalten, „die das vorgelegte Unternehmenskonzept einer kritischen Prüfung unterziehen soll“, so Gewerkschaftssekretär Sven Berg. Danach würden die Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite aufgenommen.

Foto: Standort der Berco Deutschland GmbH im Hasper Tal – Foto: IGM GH

 

 

 

 

 

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