Bericht von der Delegiertenversammlung – Viel los in der Region.

Die Delegierten der Geschäftsstelle Ennepe-Ruhr-Wupper kamen am 31.05.2023 zur 9. ordentlichen Delegiertenversammlung im IG Metall Bildungszentrum Sprockhövel zusammen.
Bevor in die Tagesordnung eingestiegen wurde ehrte die 1. Bevollmächtigte Clarissa Bader die seit der letzten Delegiertenversammlung Verstorbenen mit einer Schweigeminute. Stellvertretend wurden Otto König und Claus Möller genannt. Otto König, langjähriger Bevollmächtigter der IG Metall Hattingen verstarb Ende März, er war auch nach seinem Ausscheiden aus seinem aktiven Arbeitsleben eine große Stütze für die Geschäftsstelle sowie Claus Möller der im Alter von 65 Jahren plötzlich und viel zu früh verstorben ist, er war jahrzehntelang Mitglied im Ortsvorstand sowie Bildungsarbeiter insbesondere für Betriebsräteseminare in der Region. Beiden wird ein ehrendes Andenken bewahrt und sie werden sehr fehlen.
Der 2. Bevollmächtigte Mathias Hillbrandt startete dann inhaltlich die Delegiertenversammlung in dem er von den drei Veranstaltungen zum Tag der Arbeit am 01. Mai in den Städten Wuppertal, Witten und Gevelsberg berichtete. Die Maiveranstaltungen waren relativ gut besucht, gerade nach der Coronazeit braucht es allerdings an der ein oder anderen Stelle noch ein wenig neuen Schwung für die Veranstaltungen.
Maurice Eichler, Betriebsrat und Vertrauensmann bei der DEW in Witten übernahm den Part für den aktiven Vertrauensleuteausschuss der Geschäftsstelle. Der Vertrauensleuteausschuss nutzte den VL-Aktionstag 2023 zur inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem im Herbst anstehenden Gewerkschaftstag und Maurice stellte nochmals kurz die beiden Anträge zur Solidarischen Tarifpolitik und zur Tarifvertraglichen Besserstellung von Mitgliedern vor. Außerdem besuchte der Ausschuss den Betrieb Thyssenkrupp Bilstein in Ennepetal und führte dort eine Sitzung durch. Für die Zukunft planen die Vertrauensleute ihre Medienarbeit auszubauen und die Vertrauensleutewahlen 2024 bereits jetzt schon vorzubereiten.
Die beiden Bevollmächtigten der Geschäftsstelle übernahmen dann den ausführlichen Teil zu betrieblichen Themen und machten deutlich: Es ist viel los in der Region. Sei es durch betriebliche Auseinandersetzungen wie bei der DEW bei der der Arbeitgeber vom Tarifvertrag abweichen möchte, der schon abgeschlossenen Betriebsänderung bei Spax die leider zur Verlagerung von vielen Arbeitsplätzen führte oder bei der Firma Dormakaba bei der zum wiederholten Mal eine Restrukturierung angekündigt wurde, trotz positiver Zahlen. Die Konflikte werden nicht weniger oder kleiner. Die Erkenntnis ist immer wieder, dass es in solchen Auseinandersetzungen mehr echte Mitbestimmungsmöglichkeiten für die Arbeitnehmervertretungen geben muss. Allerdings wurden auch positive Beispiele genannt wie die Firma FFG bei der gerade ein Tarifvertrag abgeschlossen wurde oder die Firmen HPC und GHV bei denen es nach vielen schwierigen Jahren gerade bergauf geht.
Viel los in der Region war in diesem Frühjahr auch tarifpolitisch. In der Textil- und Bekleidungsindustrie konnte ein gutes Tarifergebnis erzielt werden, welches eine Inflationsausgleichsprämie von 1.500 Euro und Entgelterhöhungen von 8,1 % (mindestens aber 230 Euro) bis zum September 2024 beinhaltet. Sven Berg stellte das Ergebnis ausführlich vor und machte deutlich, dass dies nur erreicht werden konnte weil viel Bewegung und Teilnahme von den Beschäftigten an Warnstreiks vorhanden war. Nicht nur, dass die Beschäftigten von Johnson und Johnson in Wuppertal ihren eigenen Warnstreik durchführten, sondern auch die Belegschaft von Mann + Hummel in Sprockhövel machte erstmal seit Bestehen des Unternehmens „früher Schluss mit der Schicht“.
Anschließend hatte auch Jenny Schmidt Positives in Sachen Bewegung und Tarifvertrag zu vermelden. Im KFZ-Handwerk in NRW konnte ebenfalls ein tolles Ergebnis erzielt werden, dass nur durch Druck entstehen konnte. Druck den über 20.000 Kolleg*innen aus NRW aufbauten und Teil dessen waren auch erstmals wieder seit über 30 Jahren Beschäftigte der Mercedes Benz Niederlassung Wuppertal/Remscheid/Solingen. 8,6 % mehr Entgelt bis Oktober 2024, überproportional mehr für die Auszubildenden und insgesamt 2.500 Euro Inflationsausgleichsprämie, sowie eine tarifvertragliche Regelung zum Fahrradleasing sind Bestandteile des Abschlusses für das KFZ-Handwerk.
Des Weiteren wurde nochmals an die 1. Stufe der Tabellenerhöhung von 5,2 % in der Metall- und Elektroindustrie erinnert, die zum 1. Juni erfolgt.
Im Anschluss setzte Clarissa Bader ihren Teil des Berichtes mit 2 weiteren wichtigen Themen fort. Zuerst ging sie auf die Diskussion um die 4-Tage-Woche ein, die momentan in aller Munde ist. Den Ursprung hatte diese Diskussion unter anderem im Rahmen der anstehenden Stahltarifrunde, da die Stahlindustrie massiven Transformationserfordernissen unterliegt. Die Umstellung auf „grünen Stahl“ wird unvermeidbar zu weniger Arbeit führen, daher wäre die Verteilung auf der Arbeit auf die gleiche Anzahl an von Beschäftigten mit dem Instrument der Arbeitszeitverkürzung bei vollem Entgelt ein gutes Mittel. Allerdings hat die Diskussion mittlerweile weitaus größere Dimensionen angenommen, eine wissenschaftlich begleitete Studie in England zur 4-Tage-Woche zeigt eindeutig, dass durch eine 4-Tage-Woche die Produktivität steigt und die krankheitsbedingten Ausfälle weniger werden. Des Weiteren hätte eine 4-Tage-Woche ob mit Arbeitszeitverkürzung oder auf Grund anderer Verteilung der Arbeitszeit, ökologisch als auch ökonomisch positive Auswirkungen, sei es für die Einzelnen aber auch gesamtgesellschaftlich. Und auch wenn die Arbeitgeberverbände bereits Sturm laufen und den Niedergang der deutschen Wirtschaft prophezeien, werden auch sie sich dieser Diskussion gerade vor dem Hintergrund der Anforderung der Beschäftigten stellen müssen. „Wenn 82% der Bevölkerung sich eine 4-Tage-Woche und mehr Vereinbarkeit von Arbeit und Leben wünschen, kann man sich dem nicht verwehren und gleichzeitig über Fachkräftemangel jammern“ so die 1. Bevollmächtigte.
Danach stellte Clarissa Bader den Personalvorschlag zur Wahl des geschäftsführenden Vorstands der IG Metall für den nächsten Gewerkschaftstag im Herbst vor. Erstmalig wird mit Christiane Benner eine Frau zur 1. Vorsitzenden der IG Metall vorgeschlagen, dass traf bei den Delegierten auf viel Zustimmung. Die weiteren Vorschläge sind Jürgen Kerner als 2. Vorsitzender; Nadine Boguslawski als Kassiererin sowie Hans-Jürgen Urban und Ralf Reinstädtler als weitere geschäftsführende Vorstandsmitglieder. Die Themen die es ansonsten auf dem Gewerkschaftstag zu diskutieren gibt sowie die Anzahl der eingegangenen Anträge versprechen einen spannenden Kongress.
Als nächstes gab Mathias Hillbrandt den Bericht zu den Mitgliederzahlen als auch die Entwicklung der Kasse ab. Die Kasse entwickelt sich positiv, bei der Mitgliederentwicklung ist noch Luft nach oben und deshalb ist es wichtig, dass jede Gelegenheit genutzt wird Beschäftigte anzusprechen die noch kein Mitglied sind. Die aktuellen Tarifabschlüsse geben genügend Anlass dazu.
Der letzte Punkt im Tätigkeitsbericht war der Umzug der Geschäftsstelle nach Gevelsberg und die neuen Öffnungszeiten der Büros in Witten und Wuppertal.
IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper
Großer Markt 9
58285 Gevelsberg
Montag, Dienstag, Donnerstag: 08:00 Uhr bis 12:30 Uhr
Montag bis Donnerstag: 13:00 Uhr bis 16:30 Uhr
Freitags: 08:00 Uhr bis 12:30 Uhr
Elberfelder Str. 87
42285 Wuppertal
Dienstag von 08:00 bis 16:30 Uhr
Donnerstag von 08:00 bis 13:00 Uhr
Hans-Böckler-Str. 12
58455 Witten
Mittwoch von 08:00 bis 16:30 Uhr
Freitags von 08:30 bis 13:00 Uhr
Das Team der Geschäftsstelle freut sich, nach so langer Zeit und einjähriger Bauverzögerung endlich zusammen zu sitzen und lädt herzlich ein vorbei zu kommen um sich die Räumlichkeiten anzusehen. Es wird nach der Sommerpause einen Tag der offenen Tür geben.
Im Anschluss fand die Aussprache zu den oben genannten Punkten statt. In zahlreichen Redebeiträgen wurde unter anderem Bezug auf den 1. Mai genommen; auf die unsägliche Forderung von Jens Spahn zur Rente mit 63 sowie auf die besorgniserregende Entwicklung der AfD die gerade in einem Umfragehoch ist.
Bei dem Tagesordnungspunkt Verschiedenes berichtet der Sprecher der SeniorInnen Andreas Jatzkowski über die anstehende Seniorenfahrt nach Duisburg im Herbst.
Allen Anwesenden war klar: Es ist viel los in der Region und wir brauchen eine starke IG Metall mit aktiven Kolleg*innen, insbesondere da die Teilnahme an dieser Delegiertenversammlung zu wünschen übrigließ. Daran gilt es weiterhin offensiv zu arbeiten.