Betriebsrat setzt Verlängerung des Kündigungsschutzes bis 2024 durch

Seit der Fusion der Ennepetaler DORMA-Gruppe mit der KABA Holding im schweizerischen Rümlang sind zwischenzeitlich über fünf Jahre ins Land gegangen. „Aus strategischen Gründen ist die Fusion durchaus sinnvoll gewesen,“ so Jörg Kannapin, Betriebsratsvorsitzender am Standort Ennepetal. Der Betriebsrat vor Ort wie auch der Konzernbetriebsrat vermisse jedoch nach wie vor ein „nachhaltiges Produktionskonzept zur Standort – und Beschäftigungssicherung“ für die Konzern-Betriebe. Kannapin: „Für den Konzernvorstand steht allein das 18-Prozent-Renditeziel im Vordergrund.“
Die vor drei Jahren in Angriff genommenen Restrukturierungen waren noch nicht abgeschlossen, als im Herbst des vergangenen Jahres Alwin Berninger, COO Access Solutions DACH und Mitglied der Konzernleitung dormakaba, den Betriebsrat am Standort Ennepetal mit neuen Plänen konfrontierte. Standen beim „Zukunftsplan Deutschland“ die Streichung von Arbeitsplätzen, die Verlagerung von Teilen der Fertigung nach Singapur und der Verkauf der Dorma Beschlagtechnik in Velbert-Neviges im Vordergrund, soll nun beim Konzept „Werk der Zukunft“, das im Januar 2020 gestartet wurde, die Implementierung einer neuen Führungsstruktur im Vordergrund stehen. „Damit sollen ‘Verantwortlichkeiten gebündelt‘ und ‘Abläufe gestrafft‘ werden,“ sagt Betriebsratsmitglied Beate Boehnke. Jetzt kommt es darauf an, so der Betriebsrat, dass neben dem Personalkonzept ein zukunftsorientiertes Produktionskonzept umgesetzt wird. Wenn dies nicht geschehe, befürchtet die Interessenvertretung, „geht es nur um Personalkosteneinsparungen“.
Betriebsrat fordert ein „zukunftsorientiertes Produktionskonzept“
Die Erarbeitung des „neuen“ Konzeptes durch zwei Unternehmensberatungs-Gesellschaften, die vor allem das „Werk“ und die „Logistik“ im Focus hatten, wurde durch Befragungen von Beschäftigten im Rahmen von „SWOT“ begleitet. Durch die Einbeziehung der Beschäftigten konnten rund 100 Maßnahmen zur Verbesserung von Arbeitsabläufen etc. herausgefiltert werden. Dennoch: Hätte die Geschäftsführung die vom Betriebsrat vor drei Jahren gemachten „alternativen Vorschläge“ aufgegriffen, könnte man sich einen Teil dieser „SWOT-Maßnahmen“ ersparen, ist Jörg Kannapin überzeugt: „Wir brauchen für eine nachhaltige Entwicklung am Standort Ennepetal neben dem Personalkonzept ein Produktkonzept, strategische Investitionen und die Festlegung, an welchem Standort in der Unternehmens-Gruppe was produziert wird!“
Unterstützt von der IG Metall Gevelsberg-Hattingen hatte der Betriebsrat im 2. Halbjahr 2019 Verhandlungen über einen Interessenausgleich aufgenommen. „Im Vordergrund stand für uns die Sicherung der Beschäftigung, aber auch des Entgeltes der von den Maßnahmen betroffenen Kolleginnen und Kollegen,“ umschreibt Betriebsratsmitglied Iris Stein die Ziele des Betriebsratsgremiums. Der gewerkschaftlichen Interessenvertretung sei es schließlich gelungen, zu vereinbaren, dass Beschäftigte, deren Stellen wegfallen bzw. während der Restrukturierung anderweitig besetzt werden, in ein „flexibles Fachkräfteteam“ – bei gleichzeitigem Erhalt ihrer aktuellen Entgeltgruppe und zusätzlichen freien Tagen – wechseln können. Gleichzeitig müsse mit ihnen bis Ende Juni 2020 eine endgültige einvernehmliche, neue Lösung gefunden werden, ergänzt Heiko Haag. „Und als Erfolg können wir verbuchen, dass der bis Ende Juni 2020 bestehende Kündigungsschutz für die Belegschaft, um vier Jahre bis 2024 verlängert wurde,“ darin sind sich alle Betriebsratsmitglieder unisono einig.
Sachverstand der Betriebsratsmitglieder einbeziehen
Darüber hinaus wird es künftig monatlich sogenannte „Controlling“- Gespräche zwischen dem Betriebsrat und den Zuständigen auf Seiten der Geschäftsführung geben, in denen u.a. der Stand der Umsetzung des Konzeptes „Werk der Zukunft“ berichtet und bewertet werden soll. Wenn der Sachverstand des Betriebsrates genutzt wird, können so Fehlentwicklungen rechtzeitig verhindert werden.
Für den Betriebsrat und die IG Metall stehe auch „in Zukunft die Sicherung der Arbeitsplätze und damit die Existenz der Arbeitnehmer*innen am Standort Ennepetal und in der dormakaba-Gruppe im Mittelpunkt unserer Arbeit“, betonen Jörg Kannapin und Clarissa Bader übereinstimmend, die sich auch im Aufsichtsrat für diese Zeile einsetzen. Denn schließlich geht es nicht nur um das Wohl der Aktionäre, sondern auch um die Existenzsicherung der Arbeitnehmer*innen, die schließlich die Werte erst schaffen.
Foto: IGM GH