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Das ist Zukunftsverweigerung

Warnstreiks in der Bergischen Region: 4.000 legten die Arbeit nieder

Wuppertal. (OK) 2021 bleibt ein äußerst zähes Tarifjahr: Auch die fünfte Verhandlungsrunde um einen neuen Tarifvertrag für die Metall- und Elektroindustrie ging ergebnislos zu Ende. „Die Arbeitgeber verschleppen mit ihrer Blockadehaltung seit Dezember ein tragfähiges Tarifergebnis“, sagte die Erste IG Metall-Bevollmächtigte Clarissa Bader. „Sie mauern. Das ist Zukunftsverweigerung!“

Die Antwort der Metaller*innen in der Bergischen Region war eindeutig: Rund 4.000 Metaller*innen folgten dem Aufruf der IG Metall zum Warnstreik. Sie legten die Arbeit nieder, beendeten die Frühschicht um 12 Uhr und verließen die Unternehmen. 

Corona bedingt besetzten kleinere Delegationen aus den aufgerufenen Betrieben den Geschwister-Scholl-Platz in Wuppertal-Barmen – musikalisch begrüßt von Liedermacher Simon Sandmann. Die Kolleg*innen von rund 15 Firmen in der Bergischen Region unterstützten die kämpfende Schaeffler-Belegschaft, die zuvor mit einem imposanten Autokorso ihre Forderung nach „Erhalt des Wuppertaler Standortes“ laut hupend in die City transportiert hatte. Der Betriebsratsvorsitzende Özgür Sönmezcicek kritisierte scharf die Politik der Familie Schaeffler und der Konzernleitung, denen es nur um die Vermehrung der Profite gehe und nicht um die Betroffenen Menschen in der Region. 

In seinem Grußwort forderte DGB-Gewerkschaftssekretär Guido Grüning mit dem Brecht’schen Zitat „Wer kämpft kann verlieren. Wer nicht kämpft hat schon verloren“, die Schaeffler-Beschäftigten auf, weiterzukämpfen. Die IG Metall zeige, wie man auch während der Corona-Pandemie für die eigenen Forderungen kämpfen könne. „Wir haben eine Steigerung unserer Einkommen verdient. Kommt endlich aus die Puschen“, verlangte der Betriebsratsvorsitzende Thomas Gutgesell von der Wuppertaler Firma Profilator von Metallarbeitgebern. Gerade betriebliche Zukunftsvereinbarungen seien wichtig, um Arbeitsplätze und Standorte zu erhalten, und zwar im Vorfeld und nicht erst, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen sei. 

„Ihr habt trotz Corona, die Betriebe am Laufen gehalten“

„Unsere Forderungen nach vier Prozent mehr Entgelt, sicherer Beschäftigung und klaren Zukunftsperspektiven, auch für junge Menschen, sind berechtigt, passen in die Landschaft und werden deshalb von der großen Mehrheit der Metaller*innen getragen“, erklärte Clarissa Bader. Das habe sich in den vergangenen Tagen bei der Beteiligung an den Warnstreiks im Ennepe-Ruhr-Kreis, deutlich gezeigt, auch heute in Wuppertal.

„Ihr alle habt im Corona-Jahr unter erschwerten Bedingungen gearbeitet, habt in den Familien Mehrfachbelastungen ertragen, musstet teilweise Lohneinbußen durch Kurzarbeit hinnehmen, und dennoch habt ihr die Betriebe am Laufen gehalten“, rief die Erste Bevollmächtigte den Demonstrierenden zu. „Ihr habt eine Entgelterhöhung verdient. Diese euch vorenthalten zu wollen, ist eine Unverschämtheit.“ 

Die IG Metall-Bevollmächtigte forderte die Metallarbeitgeber auf, endlich ein Angebot vorzulegen, über das man ernsthaft verhandeln könne. Sie warnte davor, die Geduld der Metaller*innen nicht weiter zu strapazieren. „Es darf nicht sein, dass die Lasten der Pandemie von den Arbeitnehmer*innen geschultert werden müssen, und die Arbeitgeber von dem einsetzenden Aufschwung profitieren“, sagte Clarissa Bader. Diese Gejammere der Arbeitgeber „es gäbe nichts zu verteilen“, solle nur davon ablenken, dass beispielsweise „die Autokonzerne große Profite machen“.

„Wir wollen keine Generation Corona“

Vor dem Hintergrund der beginnenden Pandemie hätten die Metall-Beschäftigten im letzten Jahr auf eine Lohnerhöhung verzichtet. Jetzt müsse die Kaufkraft der Arbeitnehmer*innen gestärkt werden. Damit die Wirtschaftskraft zulegen könne, brauchen mehr „die Menschen mehr Geld in der Tasche“. Das stärke die Sozialsysteme und verhindere, dass die Ungleichheit in diesem Land noch weiter zunimmt. Die Gewerkschafterin machte sich auch für die Zukunft der Auszubildende und dual Studierende stark. Das beginne mit dem Erhalt der Ausbildungszahlen. „Wir wollen keine Generation Corona“, rief Bader den Arbeitgebern zu. Das müsse auch für die dual Studierenden gelten, die endlich in die Tarifverträge mit einbezogen werden müssen. 

Während die roten IG Metall Fahnen im Wind flatterten, war die Stimmung im Herzen von Barmen kämpferisch und ausgelassen. Im Rhythmus klatschend begleiteten die Kolleginnen und Kollegen, den von Simon Sandmann intonierten „Tarifsong“ mit der klaren Botschaft: „Corona ist ein riesen Scheiß, aber wir haben weiter unsern Preis. Es geht um Zukunft und noch mehr, für uns muss die 4 her. Wir haben mehr verdient, sind die ohne die rein gar nichts geht. Wir sind die Wertschöpfung und ohne uns seid ihr nichts.“ Das ist eine klare Ansage an die Arbeitgeber formulierte der Zweite Bevollmächtigte Mathias Hillbrandt. Stillstand habe noch nie etwas bewegt. Also bewegt euch endlich.

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