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Den „braunen“ Sumpf trocken legen

9. November: Tag der Erinnerung, der Mahnung und der Zivilcourage

Der 9. November ist ein Tag, an dem deutsche Geschichte in all ihren Widersprüchen deutlich wird:

So gilt der 9. November 1918 als Geburtsstunde der parlamentarischen Demokratie in Deutschland. An diesem Tag hatte der Politiker Philipp Scheidemann (SPD) von einem Balkon des Berliner Reichstagsgebäudes den Zusammenbruch des Deutschen Kaiserreichs erklärt und die Republik ausgerufen. Ein revolutionäres, also fortschrittliches Ereignis. Die Weimarer Republik wurde jedoch im Januar 1933 durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten zerschlagen.

Dagegen markiert der 9. November 1938 eine der dunkelsten Stunden der deutschen Geschichte, den Absturz in die faschistische Barbarei: Am Abend dieses Tages vollzog sich in Deutschland der bis dahin größte Judenpogrom der Neuzeit in Mitteleuropa – organisiert von SA und SS. Mehr als 1.300 Menschen wurden erschlagen oder zu Tode gequält; mehr als 1.400 Synagogen und Beträume wurden niedergebrannt und mindestens 8.000 jüdische Geschäfte geplündert und zerstört. Dies war der Beginn des „Holocaust“, Teil eines umfassenden Herrschafts-, Versklavungs- und Vernichtungsprojektes der Nazis. Von den Novemberpogromen, der sogenannten „Reichskristallnacht“, führte der Weg u.a. in die Konzentrationslager nach Auschwitz, Buchenwald, Dachau und Treblinka.

IG Metall und VVN-BdA mahnen: „Wehret den Anfängen!“

Es ist eine gute Tradition, dass die IG Metall gemeinsam mit der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN-BdA) am 9.November den Opfern der „Reichsprogromnacht“ und des Faschismus gedenken, die Stimme gegen alle Versuche der Rechten, die Geschichte umzuschreiben erheben. Corona bedingt konnte die diesjährige Gedenkfeier am Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Gevelsberg nicht stattfinden. Zumindest konnte jedoch ein Kranz niedergelegt gelegt werden, versehen mit der Mahnung: „Wehret den Anfängen!“  

„Wir blicken mit tiefer Trauer auf die jüngsten Ereignisse in Kassel, Halle, Hanau und Wien zurück“, heißt es in einer Erklärung der Jugend der IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper zum 09. November 2020. Damals wie heute wurden bzw. werden „Menschen mit jüdischem und anderen Glaubens, mit migrantischen Wurzeln bedroht und angefeindet. Nach wie vor wird Hass auf andere Ethnien gepredigt“.

IG Metall-Jugend: Aufstehen gegen Hetze, Hass und Rassismus

Zur heutigen Strategie der Rechten gehört die Umdeutung von Begriffen wie „Demokratie“, „Pluralismus“ und „Menschenrechten“. So wird unter Demokratie etwa die Herrschaft des Volks als einer einzelnen ethnischen Gruppe verstanden oder wie vom AFD-Bundestagsfraktionsvorsitzenden Alexander Gauland neulich als Widerstand gegen die vermeintliche „Corona-Diktatur“ stilisiert; unter „Pluralismus“ ein Ethnopluralismus, in welchem die Menschheit wieder nach Herkünften unterteilt werden soll.

Erst jüngst, so die Gewerkschaftsjugend, haben Tausende Menschen in Leipzig in diesem Sinn gegen die Corona Maßnahmen protestiert und die Verhaftung von Politiker*innen, Journalist*innen und Ärzt*innen gefordert, die die Bekämpfung der Corona-Pandemie und die Information darüber im Interesse der Bevölkerung ernsthaft voran treiben. Unter ihnen waren rechte Gruppierungen wie die „NPD“, deren Jugendgruppe „Junge Nationalisten“, „Die Rechte“ und die Vereinigung „Ein Prozent“, die solche Demonstrationen nutzen, um ihr neo-nazistisches Gedankengut unter den Teilnehmenden zu verbreiten.

„Wir müssen gegen Hetze sowie Hass Stellung nehmen und gegen Rassismus aufstehen“, sagte die IG Metall-Bevollmächtigte Clarissa Bader. Antisemitismus. Rassismus und Nationalismus dürfe kein Raum gegeben werden. „Wir müssen uns erinnern, mahnen und n den Betrieben sowie in der Gesellschaft für Toleranz und Respekt eintreten“. Nur so könne der „braune“ Sumpf trocken gelegt werden. „Fest steht“, betont der 2. Bevollmächtigte Mathias Hillbrandt, „gegen soziale Ungerechtigkeit, die aktuell durch Corona-Krise noch verstärkt wird, hilft weder Hetze gegen Migranten und Flüchtlinge noch ein dumpfer Nationalismus“. Stattdessen sind eine soziale Politik und Solidarität gefordert.

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