
Ennepetal. „So viel steht fest: In der Metalltarifrunde 2017/18 werden die Themen Entgelt und Arbeitszeit eine wichtige Rolle spielen“, sagte Clarissa Bader im Haus Ennepetal. Aus der Beschäftigtenbefragung der IG Metall, so die erste Bevollmächtigte vor der Delegiertenversammlung, ergebe sich der klare Arbeitsauftrag „mehr Zeitsouveränität für die Beschäftigten durch selbstbestimmte Arbeitszeiten“ in der Tarifrunde zu erstreiten.
Schon jetzt zeichne sich ab, dass die kommende Metall-Tarifrunde „kein leichter Gang“ werde, denn Arbeitszeitfragen waren schon immer „Verteilungs- und Machtfragen“, und „wenn wir für Verbesserungen bei der Arbeitszeit mobilmachen, müssen wir uns auf eine heftige Gegenwehr der Arbeitgeber einstellen“, führte Clarissa Bader vor den betrieblichen Funktionären aus. Es sei deshalb notwendig, in den kommenden Wochen zweigleisig zu fahren: „Zum einen gehe es darum, eine tragfähige Forderung zu diskutieren und in der Tarifkommission zu beschließen, und zum anderen müssten die Voraussetzungen für die Mobilisierung in der Tarifrunde geschaffen werden.“ Dazu gehöre eine verstärkte Mitgliederwerbung, um den Organisationsgrad in jeden Betrieben zu erhöhen. (siehe auch Bericht über die Arbeitszeitkonferenz in Mannheim auf dieser Seite).
Durch mobilisierende Tarifrunde „Druck aufbauen
Wie wichtig eine „mobilisierende“ Tarifrunde ist, machte die Gewerkschafterin in ihrem Tätigkeitsbericht auch an den betrieblichen Konflikten deutlich. Immer wieder gehe es den Arbeitgebern darum, entweder wie bei dormakaba in Ennepetal durch Arbeitsplatzabbau „die Gewinnmargen zu erhöhen“, oder wie bei Dieckerhoff Guss in Gevelsberg den Beschäftigten „finanzielle Beiträge zur Sanierung abzuverlangen“. Bader: „Die Kolleginnen und Kollegen haben die Schnauze voll, dass immer wieder ihr Portemonnaie gegriffen wird“. So berichtete Gewerkschaftssekretär Sven Berg, dass die Beschäftigten von Zeschky in Volmarstein, die seit 15 Jahren keine Lohnerhöhung mehr bekommen haben, sich jetzt aktiv für die Tarifbindung einsetzen wollen.
Das Jahr 2018 wird gleich zu Beginn durch zwei wichtige Themen der gewerkschaftlichen Betriebsarbeit bestimmt: Mobilisierung für die Durchsetzung der Tarifforderungen in der Metall-Tarifrunde sowie Vorbereitung und Durchführung der Betriebsratswahlen 2018. Sven Berg zeigte den zeitlichen Ablauf und die geplanten Maßnahmen wie Wahlvorstandsschulungen sowie Seminare für interessierte neue KandidatInnen auf.
Personelle Verstärkung in der Geschäftsstelle
Zur Unterstützung dieser Arbeit in den Betrieben werde man sich in der Geschäftsstelle personell verstärken, schilderte die erste Bevollmächtigte Clarissa Bader. Danach stellte sich Dennis Schindehütte den Delegierten vor. Der künftige Gewerkschaftssekretär hat bei Bombardier (früher Henschel) in Kassel Industriemechaniker gelernt. Die Kollegen wählten ihn zum Jugendvertreter, Vertrauensmann und in den Betriebsrat, dessen Vorsitz er von 2011 bis 2015 übernahm. „Dann wollte ich was Neues machen“, sagte Schindehütte. Er besuchte elf Monate die „Europäische Akademie der Arbeit in Frankfurt“ und ging anschließend ins „Trainee-Programm der IG Metall“. Aktuell macht er im Rahmen dieser Ausbildung einen Praxiseinsatz in der GS Gevelsberg-Hattingen, in der er am 1. November offiziell seine Arbeit aufnehmen wird.
Foto: v.l. Mathias Hillbrandt, erster Bevollmächtigter GS Witten, Clarissa Bader, erste Bevollmächtigte GS Gevelsberg-Hattingen und Dennis Schindehütte (Trainee)
„Kooperationsprojekt“ in der Region vorantreiben
Nachdem die Mitglieder des Ortsvorstandes die Ampel auf Grün geschaltet hätten, um „Sondierungsgespräche“ über eine mögliche Zusammenarbeit mit den Geschäftsstellen Witten und Wuppertal ausloten, habe sich inzwischen ein „produktiver Prozess“ entwickelt. Ein „Arbeitsausschuss“, bestehend aus Mitgliedern der drei Ortsvorstände, habe sich gebildet, so Clarissa Bader, in dem alle anstehenden Fragen und auch Kritikpunkte gemeinsam besprochen und die nächsten Schritte festgelegt werden. Darüber hinaus wurden die Betriebsräte und die Verwaltungsangestellten der drei Geschäftsstellen in den Diskussionsprozess miteinbezogen.
Dass sich die Debatten sachlich entwickeln, „alles noch im Fluss ist und noch keine Entscheidungen getroffen wurden“, bestätigte auch Mathias Hillbrandt. Der Erste Bevollmächtigte der GS Witten stellte sich in Ennepetal – wie Clarissa Bader zuvor in Witten – den betrieblichen Delegierten vor und warb gemeinsam mit ihr dafür, „das Projekt ernsthaft, aber ohne Zeitdruck voranzutreiben“. Oberstes Gebot sei, mit „einer neuen Organisationseinheit die bestmögliche Betreuung der Mitglieder und Funktionäre in der Zukunft sicherzustellen“, so Mathias Hillbrandt.
Fotos: IGM G-H