„Die Dummheit der Menschen ist endlos“

Unter dem Motto „Fridays For Future“ demonstrieren seit vielen Wochen an jedem Freitag weltweit Schüler*innen für eine ernsthafte Klimaschutzpolitik und für den Erhalt unseres Planeten. Eines haben die schwedische Schülerin Greta Thunberg und ihre Mitstreiter*innen erreicht: Klimaschutz ist in Deutschland wieder Topthema. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes „YouGov“ nannten 55 Prozent der gut 2000 Befragten vor der Europawahl am 26.Mai 2019 Klimaschutz und Umweltpolitik als wichtigstes Anliegen.
Auch die braun-blaue Rechtspartei hat das Thema Umweltpolitik entdeckt. Doch anders als die protestierenden Jugendlichen leugnen die Repräsentanten der AfD den von menschengemachten Klimawandel. Man bezweifle, dass der Mensch die gegenwärtige Erwärmung maßgeblich beeinflusst habe. „Klimaschutzpolitik ist daher ein Irrweg“, erklären die Klimaleugner. Beim Wahlkampfauftakt zur Europawahl 2019 erklärte AfD-Vorsitzender Alexander Gauland vollmundig, es sei „völlig ungeklärt“, welche Rolle der Mensch beim Klimawandel spiele, und sprach von „entarteter Angstmache“.
Diese Aussagen widersprechen den wissenschaftlichen Erkenntnissen des Weltklimarats IPCC, des zuständigen Fachgremiums der Vereinten Nationen. Dieser bekräftigte im Oktober 2018: „Menschliche Aktivitäten haben Schätzungen zufolge einen Temperaturanstieg von rund 1 Grad Celsius im Vergleich zu vorindustrieller Zeit verursacht.“
Schüler*innen schlägt Hass entgegen
Es sind Vertreter von Unternehmen, die Geschäftseinbußen fürchten, Lobbyisten sowie die Rechten und Nationalisten, die den Blick von der Zukunft abwenden, Klimaerwärmung leugnen und wie die AfD als „Irrlehre“ diffamieren. „Die Dummheit der Menschen ist endlos“, sagte schon der britische Physiker und Astrophysiker Stephen Hawking.
Es deshalb kein Wunder, dass aus dem braun-blauen Dunstkreis der AfD Greta Thunberg und den jungen Menschen massiver Hass entgegenschlägt. AfD-Politiker verunglimpfen die Umweltaktivistin als „armes Kind, das einen Psychotherapeuten braucht“, im Umfeld der rechten „Identitären“ zieht man Nazi-Vergleiche. Der Chefredakteur des rechten Magazins „Alles Roger“, Roland Hofbauer, spricht von Greta als „hässliches Mäderl mit fettigen Zöpfen“, und er findet die Unterstellung witzig, sie würde an einem „Fetalen Alkoholsyndrom“ leiden.
Zu den klimapolitischen Hardlinern in Europa gehören neben der AfD in Deutschland auch die britische Sepataristenpartei UKIP und der in Österreich bisher mitregierende Rechtsausleger FPÖ, deren bisheriger Vorsitzender Strache im „Ibizagate“-Fall im Stil eines Mafiabosses über den Austausch von Geld gegen politische Einflussnahme verhandelte. Sie alle lehnen das 2015 vereinbarte Pariser Klimaschutzabkommen ab, in dem es heißt: „Die Erderwärmung soll im Vergleich zum vorindustriellen Niveau auf deutlich unter zwei Grad Celsius, idealerweise auf 1,5 Grad begrenzt werden.“
DGB-Gewerkschaften unterstützen Klimaschutz-Abkommen
Um es auf den Punkt zu bringen: Nicht Greta und die Schüler*innen und Jugendlichen sind, wie die AfD’ler hetzen, das Problem, sondern ein aus dem Ruder laufendes Wirtschaftssystem, das mittels Umweltzerstörung, Ausbeutung und Kriegen unser aller Zukunft aufs Spiel setzt. Wir müssen die Umwelt- und Klimapolitik massiv ändern, um späteren Generationen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen.
Deshalb unterstützen der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften das Klima-Abkommen von Paris und die europäischen Klimaziele. Allerdings stellt der Übergang in eine CO2-arme Zukunft Volkswirtschaften, Regionen, Branchen, Unternehmen und Beschäftigte vor große Herausforderungen: Arbeitsplätze können verloren gehen. Mit Investitionen beispielsweise in Wind- und Solaranlagen oder moderne Kraftwerkstechnologien und Infrastruktur muss der notwendige ökologische Umbau vorangetrieben werden. Dadurch können neue Arbeitsplätze entstehen. Die Beschäftigten, so der DGB, brauchen langfristige Perspektiven, um sich neu zu orientieren und zu qualifizieren. Denn ohne sie geht es nicht:
Für eine lebenswerte Welt
Wir sollten froh sein, dass Schüler endlich wieder auf die Straße gehen und sich für politische und gesellschaftliche Themen einsetzen. Auch für viele von uns gab es einen ersten Anlass auf die Straße zu gehen und zu demonstrieren – ob gegen die Notstandgesetze, bei den Ostermärschen für Frieden und Abrüstung, gegen Sozialabbau oder gegen die Rente mit 67 sowie die Durchsetzung von Lohn- und Arbeitszeitforderungen. Die Teilnahme an diesen Demonstrationen hat unser eignes kritisches Bewusstsein gestärkt und uns sensibel für soziale Missstände in dieser Gesellschaft gemacht. Wir sollten uns deshalb freuen, dass die heutige Generation für ihre – und damit unsere – Interessen auf die Straße geht. Und sie dabei unterstützen.
Auch deshalb sollten wir am 26. Mai 2019 bei der Europawahl den rechtspopulistisch-nationalistischen Kräften die „klare Kante“ zeigen und mit unserer Stimme jene Parteien stärken, die für Demokratie, Weltoffenheit, Solidarität, nachhaltiges Wirtschaften, Klimaschutz und ein soziales, solidarisches und gerechtes Europa eintreten.