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„Die IG Metall stellt sich in der Region neu auf!“

Die Erste Bevollmächtigte der IG Metall Gevelsberg-Hattingen, Clarissa Bader und Mathias Hillbrandt, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Witten, haben ab 1. Februar 2018 gemeinsam kommissarisch die Leitung der IG Metall Geschäftsstelle Wuppertal übernommen. Im nachfolgenden Interview erläutern die beiden hauptamtlichen Gewerkschafter das Projekt „Ennepe-Ruhr-Wupper“ (Arbeitstitel), Aufgaben und Ziele der künftigen Zusammenarbeit in der Region.

Die IG Metall stellt sich im Ruhrgebiet neu auf. Ist eure Ernennung als kommissarische Geschäftsführung für die Geschäftsstelle Wuppertal, zusätzlich zu euren bisherigen Aufgaben in Gevelsberg-Hattingen und Witten, ein erster Schritt zur Neustrukturierung der Organisation in der Region?

Clarissa Bader: Ja, es geht darum, die IG Metall in der Region auf neue Füße zu stellen. Nicht nur im Ruhrgebiet, sondern auch im Bergischen Land haben wir zunehmend strukturelle Probleme. Betriebsschließungen und der damit verbundene Personalabbau wirken sich oftmals negativ auf die Mitgliederentwicklung aus. Der demographische Faktor verstärkt diese Entwicklung. All dies hat uns veranlasst, über einen neuen Zuschnitt der Region nachzudenken. Und das so früh wie möglich, um aus einer starken Position heraus handeln zu können.

Welche Gründe führten dazu, dass ihr dieses Projekt einer engeren Zusammenarbeit der Geschäftsstellen Gevelsberg-Hattingen, Witten und Wuppertal angepackt hat?

Mathias Hillbrandt: Der Wandel in den Betrieben schreitet rasend fort, deshalb ist es notwendig, dass wir die Strukturen unserer Arbeit auf die Zukunft ausgerichtet weiter entwickeln müssen. Im Focus der angestrebten Veränderungen durch unser neues Team – Clarissa und ich, ergänzt durch die politischen Sekretäre – steht eine erfolgreiche Arbeit für unsere IG Metall-Mitglieder.

Wie seid ihr diesen Prozess angegangen? Wie wurden die ehren- und hauptamtlichen Kolleginnen und Kollegen der drei Geschäftsstellen mit einbezogen?

Clarissa Bader: Es ging uns von Anfang an darum, den Prozess beteiligungsorientiert und transparent zu gestalten. Um die ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen auf dem Weg mitzunehmen, haben wir gleich zu Beginn einen Kooperations-/Fusions-Ausschuss gebildet, an dem Mitglieder der drei Ortsvorstände Gevelsberg-Hattingen, Witten und Wuppertal beteiligt sind. Mitte Februar hatten wir das erste gemeinsame Treffen aller drei Ortsvorstände. In den jeweiligen Delegiertenversammlungen berichten Mathias und ich über die erfolgten und weiteren geplanten Schritte.

Mathias Hillbrandt: Neben den zahlreichen Treffen mit unseren ehrenamtlichen Funktionär*innen in unterschiedlichen Zusammenhängen, sind auch die Gewerkschaftssekretär*innen und Verwaltungsangestellten sowie die Betriebsratsmitglieder der drei Geschäftsstellen in den Prozess mit eingebunden. So finden beispielsweise einmal wöchentlich gemeinsame Bürobesprechungen statt. Darüber hinaus haben wir über die künftige gemeinsame Arbeit in Klausur-Tagungen mit den Verwaltungsangestellten und den Politischen SekretärInnen beraten.

Welche Aufgaben wollt ihr in der künftigen Gewerkschaftsarbeit in der Region gemeinsam betrieblich und örtlich anpacken? Welche Schwerpunkte sind vorrangig?

Clarissa Bader:  Es ist uns wichtig, dass die Schwerpunkte die in den 3 Geschäftsstellen schon jetzt gut laufen, fortgeführt werden. Natürlich bringt ein solcher Prozess immer Veränderungen mit sich, dennoch sind wir der Auffassung, dass nicht alles vom Kopf auf die Füße gestellt werden muss. Betrieblich setzen wir auf eine sachkompetente und möglichst kontinuierliche Betriebsbetreuung. Der Stärkung der Vertrauensleutearbeit kommt dabei ein besonderer Stellenwert zu.

Mathias Hillbrandt: Unser Augenmerk werden wir auf die Mitgliederentwicklung legen. Denn die Organisationsmacht und Durchsetzungskraft der IG Metall ist nun mal unbestritten von der Zahl der Gewerkschaftsmitglieder abhängig. Wir werden also gemeinsam Ideen entwickeln, um auf die gute Gewerkschaftsarbeit vor Ort fortzuschreiben. Dabei kommt es uns auch darauf an, die IG Metall als politische Kraft in der Region sichtbar zu machen.

Sind geschäftsstellenübergreifende Projekte geplant?

Mathias Hillbrandt: Ja, wir wollen beispielsweise die bestehenden Arbeitskreise in den drei Geschäftsstellen in der gemeinsamen Arbeit zusammenzuführen. Eine Projektsekretärin soll sich künftig schwerpunktmäßig geschäftsstellenübergreifend um Betriebe mit geringem Organisationsgrad und fehlender Tarifbindung kümmern. Schon heute betreut eine Gewerkschaftssekretärin die betriebliche und örtliche Jugendarbeit, die Jugend- und Auzubildendenvertreter*innen und Jugendausschüsse der drei Geschäftsstellen.

Das geplante „Konstrukt“ Gevelsberg, Witten und Wuppertal ist geographisch nicht gerade klein. Wie wollt ihr künftig eine qualitativ gute Betreuung der Mitglieder sowie der Betriebsratsmitglieder, Vertrauensleute und Javis in den Betrieben sicherstellen?

Clarissa Bader: Für uns steht unverrückbar fest: Die Zusammenführung der drei Geschäftsstellen darf nicht dazu führen, dass wir uns aus der Fläche zurückziehen. Zum einen wollen wir unsere Präsenz in den Betrieben verstärken, zum anderen diskutieren wir mit unseren ehrenamtlichen Funktionär*innen gerade mehrere Alternativen über den künftigen „Hauptsitz“ der Geschäftsstelle „Ennepe-Ruhr-Wupper“ und mögliche weitere Anlaufstellen in der Region. Wir wissen, das ist ein sehr sensibles Thema ist, deshalb gilt es, ein Konzept zu erarbeiten das den Bedürfnissen der Kolleginnen und Kollegen weitestgehend gerecht wird.

Seid ihr in euren Gesprächen mit dem Vorstand der IG Metall über die künftige finanzielle Ausstattung der gemeinsam arbeitenden Geschäftsstellen vorangekommen? Wird die Zahl der Beschäftigten in den Geschäftsstellen aufrechterhalten werden können?

Clarissa Bader: Ja, das war eine Grundvoraussetzung für diesen Prozess. Unser Ziel ist es, kein Personal abzubauen.

Während der gerade beendeten Metalltarifrunde konnte man/frau beobachten, dass ihr schon ein gut eingespieltes Team seid. Könnt ihr etwas dazu sagen, wie eure Arbeitsteilung aussehen wird?

Clarissa Bader: Wir sind gerade dabei die Arbeitsstrukturen für alle drei Geschäftsstellen mit allen Beschäftigten zu diskutieren. Dabei geht es uns darum, zu schauen was macht Sinn schon jetzt gemeinsam zu machen. Allerdings stehen wir noch am Anfang des Prozesses. Die Metall-Tarifrunde hatte neben dem guten Ergebnis für Mathias und mich zwei Vorteile – erstens sind wir als Team gut zusammengewachsen und zweitens konnten wir uns bei den Warnstreiks und Kundgebungen den Mitgliedern bekannt machen.

Mathias Hillbrandt: Das möchte ich unterstreichen. Eine wichtige Voraussetzung für den Schlüssel unseres gemeinsamen Handelns ist, dass Clarissa und ich nicht nur inhaltlich übereinstimmen, sondern uns menschlich auch gut verstehen. Das erleichtert die Arbeit, so hatten nicht nur wir beide, sondern das gesamte Team während der schwierigen Tarifrunde auch viel Spaß gehabt.

Während der Warnstreiks war bei den Kolleginnen und Kollegen vor den Betrieben und auf den Kundgebungen eine bombige Stimmung spürbar. Was meint ihr, ist die Stimmung auch ein gutes Omen für die künftig engere Zusammenarbeit in der Region?

Clarissa Bader: Dazu ein eindeutiges Ja. Nicht nur der Verlauf der Tarifrunde und die aktive Beteiligung der Mitglieder und Beschäftigten, sondern auch die Debatten und Gespräche auf und am Rande der zahlreichen gemeinsamen Veranstaltungen, haben gezeigt, dass die Bereitschaft für Veränderungen, der Willen zum Aufbruch in der Region vorhanden ist.

Mathias Hillbrandt: Ja, auch ich stelle fest, die Stimmung ist überall gut. Ich denke, die Kolleginnen und Kollegen nehmen uns ab, dass wir mit unserem gemeinsamen Projekt für die Region das Beste wollen. Clarissa und ich, ja das gesamte Team, wir freuen uns auf die künftige intensive Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Funktionär*innen und den Mitgliedern in der Region.                                                                                                                                                  

Interview: Otto König

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