
Sprockhövel: Der aktuelle Tarifabschluss in der Metallindustrie stand im Mittelpunkt der Delegiertenversammlung der IG Metall Gevelsberg-Hattingen. „Die Solidarität war großartig und wir haben gezeigt, dass wir einen vorzeigbaren Tarifvertrag erreichen können, wenn wir zusammenhalten“, sagte die erste Bevollmächtigte Clarissa Bader im IG Metall Bildungszentrum Sprockhövel.
Der Tarifabschluss für die 700.000 Beschäftigten in der nordrhein-westfälischen Metall- und Elektroindustrie beinhaltet neben der Lohnerhöhung und zusätzlichen Sonderzahlungen im Juli 2019 das tarifvertragliche Recht auf „kurze Vollzeit“ für alle – und für Beschäftigte mit Kleinkindern bzw. pflegebedürftigen Angehörigen sowie für Schichtarbeiter*innen die Möglichkeit die Sonderzahlung in freie Tage umzuwandeln.
Clarissa Bader erläuterte: Die Entgelte der Beschäftigten und die Ausbildungsvergütungen steigen ab dem 1. April 2018 um 4,3%. Im März 2018 gibt es eine Einmalzahlung von 100 Euro (Auszubildende 70 Euro). Darüber hinaus erhalten alle Beschäftigten im Juli 2019 einen einheitlichen Festbetrag von 400 Euro (Auszubildende 200 Euro) plus ein „tarifliches Zusatzgeld“ in Höhe von 27,54% ihres individuellen Monatsentgelts. Ab Juli 2020 werden die 400 Euro in ein tarifliches „zusätzliches Zusatzgeld“, d.h. in einen 12,3 prozentigen Einmalbetrag bezogen auf die Entgeltgruppe 8 umgewandelt. Beide Elemente sind tarifdynamisch, d.h. sie erhöhen sich entsprechend der künftigen Entgelterhöhungen.
Warnstreikende setzen Tarifabschluss durch
„Für alle Beschäftigten der Metallindustrie konnten wir einen individuellen Anspruch auf „kurze Vollzeit“ verknüpft mit einem „Rückkehrrecht in Vollzeitbeschäftigung“ durchsetzen“, so die IG Metall Bevollmächtigte. Ab 2019 kann die Wochenarbeitszeit dann ab 2019 auf bis zu 28 Stunden reduziert werden. Bader: „Sehr wichtig ist das tarifvertraglich vereinbarte Rückkehrrecht, damit die Beschäftigten nicht wie bisher in der Teilzeitfalle hängen bleiben.“
Beschäftigte mit Kindern bis acht Jahren oder pflegebedürftigen Angehörigen sowie Schichtarbeiter*innen können ab 2019 wählen, ob sie ihr tarifliches Zusatzgeld in Höhe von 27,54% ihres individuellen Monatsentgelts umwandeln in sechs freie Tage plus zwei freie Tage, die der Arbeitgeber obendrauf gewähren muss. Das alles, so Clarissa Bader, konnten wir nur dank der Entschlossenheit der Warnstreikenden und der erstmals angewandten „24-Stunden-Warnstreiks“ durchsetzen.
Betriebsratswahlen laufen positiv für die IG Metall
„Die ersten Ergebnisse sind ausgezählt. Sie zeigen, dass die IG Metall in unserem Organisationsbereich gestärkt aus den Wahlen hervorgehen wird“, berichtete Gewerkschaftssekretär Sven Berg über die aktuell in den Betrieben stattfindenden Betriebsratswahlen 2018, die noch bis Ende Mai durchgeführt werden (siehe Berichte auf dieser Website). Dennis Schindehuette schilderte gemeinsame Aktivitäten der drei Geschäftsstellen Gevelsberg-Hattingen, Witten und Wuppertal zur „Stärkung der Vertrauensleutearbeit“ in der Region. Eine gemeinsame Konferenz bildete dazu Anfang des Jahres den Auftakt. Einen Überblick über die rege Jugendarbeit in der neuen Region gab Gewerkschaftssekretärin Nadine Schroer-Krug. Kritisch setzte sie sich mit dem „Gejammer“ der Arbeitgeber auseinander, zum Thema, sie bekämen keine geeigneten Bewerber*innen für Ausbildungsplätze.
Projekt „Ennepe-Ruhr-Wupper“
„Das Projekt ‚Ennepe-Ruhr-Wupper‘ hat Fahrt aufgenommen und alle Beteiligten sorgen dafür, dass der weitere Prozess konstruktiv gestaltet werden kann“, so Clarissa Bader. Die erste Bevollmächtigte gab den betrieblichen Delegierten in der Bildungsstätte einen Überblick über die bisherigen Aktivitäten: Gemeinsame Ortsvorstandsklausur, gemeinsame Besprechungen der politischen Sekretäre und Verwaltungsangestellten und Geschäftsstellen-übergreifende Tagungen sowie Gespräche mit der Bezirksleitung und dem Vorstand. Clarissa Bader: „Es ging uns von Anfang an darum, den Prozess beteiligungsorientiert und transparent zu gestalten, um möglichst viele Kolleginnen und Kollegen auf dem Weg zum Ziel, das 2020 erreicht werden soll, mitzunehmen.“
Mathias Hillbrandt gibt den Mitglieder- und Kassenbericht
Nachdem der Vorstand der IG Metall Clarissa Bader und Mathias Hillbrandt (erster Bevollmächtigter in Witten) als kommissarische Geschäftsführung in Wuppertal eingesetzt hat, (siehe Interview „Die IG Metall stellt sich in der Region neu auf“ auf dieser Website) werden im nächsten Schritt in den Delegiertenversammlungen in Gevelsberg-Hattingen und Witten im Juni die Ortsstatute verändert und Neuwahlen durchgeführt: Clarissa Bader soll in der GS Witten und Mathias Hillbrandt in der GS Gevelsberg-Hattingen zur/zum 2. hauptamtlichen Bevollmächtigte(n) gewählt werden. Um alle Funktionäre in den drei Geschäftsstellen möglichst zeitnah über den weiteren Prozessverlauf informieren zu können, soll künftig ein spezielles Informationsblatt herausgegeben werden.
In der Delegiertenversammlung gab Mathias Hillbrandt zum ersten Mal den Bericht über die Mitgliederentwicklung und die Kasse ab. Er konnte auf einen positiven Mitgliederzuwachs im Zusammenhang mit der Tarifbewegung verweisen. Es gelte nun, diesen erfreulichen Trend fortzuschreiben, um die Organisationsmacht in der Region zu stärken.
Fotos: IGM-GH