Erste gemeinsame Delegiertenversammlung – Wir sind solidarisch! Wir sind mehr!

Auf die Beschäftigten kommen große Veränderungen zu: Die Schlagworte heißen Digitalisierung und Transformation. Hinzu kommen die Herausforderungen in der Automobilindustrie im Zusammenhang mit der Elektromobilität. „Wir müssen dafür sorgen, dass bei diesen Entwicklungen die Menschen im Mittelpunkt stehen und nicht abgehängt werden“, sagte Christiane Benner, 2. Vorsitzende der IG Metall, vor den Delegierten in der Bildungsstätte Sprockhövel. Zum ersten Mal tagten die betrieblichen Vertreter*innen der IGM-Mitglieder aus den drei Geschäftsstellen Gevelsberg-Hattingen, Witten und Wuppertal gemeinsam.
Die beiden Bevollmächtigten Clarissa Bader und Mathias Hillbrandt gaben einleitend einen Überblick über die bisherigen Schritte und den aktuellen Stand des „Fusionsprozesses“, an dessen Ende im Frühjahr 2020 in der Region „Ennepe-Ruhr-Wupper“ eine bestmögliche Betreuung der Mitglieder gewährleistet werden durch eine handlungs- und durchsetzungsfähigeIG Metall vor Ort.
Die Erste Bevollmächtigte Clarissa berichtete über die Arbeit des Fusionsausschusses, die zahlreichen gemeinsamen Veranstaltungen wie gemeinsame Sitzungen der Ortsvorstände, eine Klausurtagung aller Beschäftigten sowie den gemeinsamen Empfang der gewählten Betriebsräte und die geschäftsstellenübergreifende Zusammenarbeit in einigen Ausschüssen Auch auf der Arbeitsebene würden schon viele Dinge übergreifend laufen, ein guter Einstieg sei „die Tarifrunde der M und E Industrie mit den Warnstreiks und 24-h-Streiks“ gewesen.

Zeitstrahl 2020: „Wir haben noch einiges an Weg vor uns!“
Clarissa Bader: „Auch wenn die Weichen gestellt sind, haben wir noch einiges an Weg bis Frühjahr 2020 vor uns“. Dies erläuterte die Gewerkschafterin an einem „Zeitstrahl“, der auf einer gemeinsamen Sitzung der Ortsvorstände entstanden sei. Der 2. Bevollmächtigte Mathias Hillbrandt wies auf immer wieder gestellte, aber noch zu klärende Fragen hin: Name und Sitz der künftigen Geschäftsstelle? Größe der Delegiertenversammlung und des Ortsvorstandes? Diese Klärung soll im weiteren Verlauf gemeinsam mit den ehrenamtlichen Funktionär*innen erfolgen. „Wir wollen auch weiterhin einen breiten Beteiligungsprozess“, so Mathias Hillbrandt. Der Gewerkschafter und Kassierer gab danach einen Überblick über die Mitgliederentwicklung und die Finanzen in den drei Geschäftsstellen.
Im Anschluss daran gaben die politischen Sekretär*innen einen Überblick über gemeinsame Aktiviäten im Jugendbereich, der Vertrauensleute- und Bildungsarbeit, im Bereich der Textilindustrie, der Betreuung der schwerbehinderten Vertrauensleute sowie über das Projekt „Erschließung von Mitgliederpotentialen“. Die Berichte zeigten auf, dass in vielen Bereichen die Ehrenamtlichen aktiv dazu beitragen, dass sich der eingeleitete Prozess positiv weiterentwickelt.

Fünf Punkte-Plan der IG Metall: Innovative Mitbestimmung in der Digitalisierung
Die 2. Vorsitzende der IG Metall, Christiane Benner, setzte sich in ihrem Referat mit den Folgen der Digitalisierung auseinander: • Umfassende Vernetzung – Voraussetzung für ganzheitliche Mobilitätskonzepte oder smarte Haustechnik. • Veränderte Produktionsprozesse bis hin zu selbstlernenden Maschinen. • Veränderte Arbeitsorganisation wie beispielsweis agiles Arbeiten • Veränderte Produkte und Geschäftsmodelle und die damit verbundenen Rationalisierungsmöglichkeiten.
„Für die innovative Mitbestimmung in der Digitalisierung hat die IG Metall einen Fünf Punkte-Plan erarbeitet“, sagte die 2. IGM-Vorsitzende aus Frankfurt. Dazu gehöre: die flächendeckende Schaffung von Betriebsatlanten, um Entwicklungen frühzeitig zu erkennen; die Weiterbildung, um die komplexen Prozessen zu beherrschen; der Schutz der Daten von Beschäftigten, um Leistungs- und Verhaltenskontrolle auszuschließen; Schutz der Beschäftigten vor physischer und psychischer Belastung sowie die Umsetzung des aktuellen Tarifabschluss für die Metall- und Elektroindustrie. „Gerade die Möglichkeit, die Arbeitszeit absenken zu können, ist ein wesentlicher Beitrag, um die Belastungen der Beschäftigten zu reduzieren“, so Benner.
Die Entwicklungen in der Arbeitswelt müssten durch einen starken Sozialstaat flankiert werden. Schon heute hätte eine Million Menschen die „Rente mit 63“ in Anspruch genommen. Zum einen sei dies eine Möglichkeit, nach einem langen, harten Arbeitsleben vorzeitig ausscheiden zu können, zum anderen trage dies auch zur Entlastung auf dem Arbeitsmarkt bei. „Wir brauchen mehr solcher Projekte wie die „Rente mit 63“ oder den Mindestlohn“, forderte Christiane Benner unter dem Beifall der Delegierten. Gleichzeitig kritisierte sie, dass das „Rentenpaket“ der Großen Koalition in Berlin weit hinter den gewerkschaftlichen Vorschlägen zurückbleibe. Deshalb setze sich die IG Metall weiter für eine umfassende Rentenreform ein. Benner: „Wir halten daran fest, dass das Rentenniveau zunächst stabilisiert und dann wieder angehoben werden muss!“
Tarifabschluss: Nerv der Kolleg*innen getroffen!
In den kommenden Wochen stehe die Umsetzung des Tarifabschlusses der Metallindustrie an. „Dass wir mit diesem Abschluss den Nerv der Kolleginnen und Kollegen getroffen haben, ist an den zahlreichen Anträgen zur Umwandlung des T-Zuges in 8 freie Tage zu sehen“, sagte Clarissa Bader. Diese Entwicklung stelle alle Funktionäre vor große Herausforderungen beim Thema „Personal- und Kapazitätsplanung“ in den Betrieben. Im Herbst würden die Tarifrunden im Textilbereich und der Eisen- und Stahlindustrie anstehen. Hier würden die ersten Diskussionen über mögliche Forderungen geführt.
Erklärung verabschiedet: „Für Menschlichkeit und Solidarität“
Die 2. Vorsitzende der IG Metall und die beiden IG Metall-Bevollmächtigten sowie Redner in der Aussprache brachten in der Delegiertenversammlung ihre Sorge zum Ausdruck, wie Rechtspopulisten und Neonazis gegen elementare Grundwerte der Demokratie mobilisieren. In der IG Metall würden sich Menschen ungeachtet ihrer Herkunft und Religion organisieren. „Deshalb ist es unsere Aufgabe als Gewerkschafter*innen dazu beizutragen, dass Deutschland und Europa nicht noch weiter nach rechts kippen“, betonte Clarissa Bader unter Beifall der Delegierten. Auch Christiane Benner appellierte: „Lasst uns gemeinsam die Ewiggestrigen in ihre Schranken verweisen. Wir sind solidarisch! Wir sind mehr!“