
„Für uns Gewerkschafter*innen ist der Antikriegstag ein Tag der Mahnung und des Erinnerns. Mit dem Überfall auf Polen hat Nazi-Deutschland 1939 eines mörderischen Krieg ausgelöst, der unermessliches Leid über die Menschen brachte“, sagte die IG Metall-Bevollmächtigte Clarissa Bader bei der Eröffnung der von der IG Metall, dem DGB und der VVN-BdA gemeinsam veranstalteten Kundgebung im Hattinger Ludwigstal. „Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!“ so laute einer der Lehren, die Gewerkschaften und Friedensbewegung aus der Geschichte gezogen haben. „Dafür müssen wir uns heute angesichts des aggressiven Auftretens der Rechten und ihres parlamentarischen Armes AfD mit all unseren Kräften stark machen“, sagte die Gewerkschafterin.
Der Liedermacher Simon Sandmann erinnerte mit dem Lied „Die Moorsoldaten“, verfasst von Häftlingen im KZ Börgermoor im Emsland, an die Millionen Opfer des Faschismus: „Hier in dieser öden Heide ist das Lager aufgebaut, wo wir fern von jeder Freude hinter Stacheldraht verstaut. Wir sind die Moorsoldaten und ziehen mit dem Spaten ins Moor. (…)
Doch für uns gibt es kein Klagen, ewig kann’s nicht Winter sein. Einmal werden froh wir sagen: Heimat, du bist wieder mein. Dann ziehn die Moorsoldaten nicht mehr mit dem Spaten ins Moor!“

Deutsche Industrie profitierte von der barbarischen Zwangsarbeit
Falk Mikosch, Landessprecher der VVN-BDA NRW, nahm die 151 auf dem Ehrenfriedhof bestatteten sowjetischen Zwangsarbeiter*innen, die im 2. Weltkrieg auf der Henrichshütte ums Leben kamen, zum Anlass, um an das barbarische System der Ausplünderung der eroberten Gebiete und die Zwangsverschleppung von 20 Millionen Menschen durch die Nazis zu erinnern. Jahrzehntelang habe sich die Industrie, die von der Zwangsarbeit profitierte, vor der Entschädigung der Opfer gedrückt. Erst um die Jahrtausend Wende habe sich die deutsche Wirtschaft entschieden, nachdem schon viele Überlebende verstorben waren, Entschädigungszahlungen vorzunehmen.
Der Redner prangerte die horrenden Rüstungsausgaben an, die inzwischen welweit auf zwei Billionen US-Dollar angestiegen sind. Eine unrühmliche Vorreiterrolle spiele auch die deutsche Bundesregierung, so Falk Mikosch, Deutschland sei nicht nur viertgrößter Rüstungsexporteur weltweit, sondern sei auch auf den siebten Platz der Länder mit den meisten Rüstungsausgaben vorgerückt. Gerade die Corona-Krise führe aktuell vor Augen, wie verantwortungslos diese Geldverschwendung sei. Sollte die Bundesregierung die NATO-Zielvorgabe erfüllen, zwei Prozent des deutschen BIP für Verteidigung auszugeben, so würde dies eine weitere Erhöhung des Rüstungsetats um mehr als 20 Milliarden Euro nach sich ziehen.
Nicht Rüstungsausgaben, sondern Investitionen in Zukunftsperspektiven sind notwendig
„Es ist höchste Zeit, das Ruder herumzureißen“, forderte der VVN-Landessprecher Die Corona-Pandemie, der Klimawandel, die Digitalisierung würden den gesellschaftlichen Zusammenhalt bedrohen und die soziale Ungleichheit vergrößern. Mikosch: „Wir brauchen einen starken Sozialstaat und öffentliche Investitionen in Gesundheit und Pflege, in das Bildungssystem und in den sozialen Wohnungsbau.“ Deshalb fordere die Friedens- und Gewerkschaftsbewegung von der Bundesregierung, die Zwei-Prozent-Vorgabe der NATO zur Rüstungserhöhung abzulehnen, und stattdessen die finanziellen Mittel in ein sozial gerechtes Deutschland und in nachhaltige Zukunftsperspektiven zu investieren.
Sowohl Falk Mikosch als auch Clarissa Bader setzten sich kritisch mit der Haltung der sogenannten „Corona-Protestler“ und deren „Distanzlosigkeit zu Faschisten, Antisemiten und Rassisten“ auseinander. Die vermeintliche Sorge um den Schutz demokratischer Werte diene nur „als Vehikel, um nationalistische und völkische Parolen zu transportieren“. Faschistische Gruppierungen seien endlich aufzulösen und „es muss verhindert werden, dass bei der bevorstehenden Kommunalwahl in NRW die Rechten wie die AfD nicht in die Stadtparlamente einziehen“, sagte Clarissa Bader.
Das Leitmotiv des Schwurs der befreiten Häftlinge des KZ Buchenwalds sei aktueller denn je, erklärte Falk Mikosch abschließend: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit unser Ziel“.
Nach der „Kranzniederlegung für die Opfer des Faschismus“ durch den 2. Bevollmächtigten Mathias Hillbrandt und Falk Mikosch, gab der Sänger Simon Sandmann den Teilnehmer*innen das Hannes Wader-Lied „Es ist an der Zeit“ mit auf den Nachhauseweg, in dem es u.a. heißt:
„Fällt die Menschheit noch einmal auf Lügen herein/ Dann kann es geschehen, dass bald niemand mehr lebt/ Niemand der die Milliarden von Toten begräbt/ Doch längst finden sich mehr und mehr Menschen bereit/ Diesen Krieg zu verhindern, es ist an der Zeit.“