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„Es ist wichtig, dass Frauen für ihre Rechte kämpfen“

Helga Heugel: Betriebsratsvorsitzende der Maschinenfabrik Köppern und Mitglied des Ortsvorstandes

Es gibt eine Reihe von Ereignissen in ihrem Leben, die sich der IG Metallerin Helga Heugel ins Gedächtnis eingebrannt haben. „Der Kampf um unsere Arbeitsplätze bei Hausherr in Sprockhövel gehört auf jeden Fall dazu“, sagt die heutige Betriebsratsvorsitzende der Maschinenfabrik Köppern in Hattingen. Es war Mitte Oktober 1993 als die Westfalenbank und die Dresdner Bank dem Bergbauzulieferer den Geldhahn zudrehten. Die Kreditlinie des Unternehmens in Höhe von 9 Mio. DM war ausgeschöpft und die Löhne konnten nicht mehr ausgezahlt werden. „Angesichts dieser existenzbedrohenden Entwicklung hat die Belegschaft beschlossen mit Unterstützung der IG Metall Hattingen für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze zu kämpfen“, berichtet Helga. Der Betrieb wurde besetzt, die Produktion fortgeführt, Demonstrationen in Sprockhövel und in der Schalterhalle der Westfalenbank in Bochum fanden statt. Trotz all‘ dieser Bemühungen versetzten die Banken am 19. Oktober dem Unternehmen Hausherr & Söhne den „Todesstoß“. „Das Ende ist besiegelt“, lautete die schockierende Nachricht, die der damalige 2. Bevollmächtigte Alfons Eilers in der letzten Betriebsversammlung bekannt gab.

Helga Heugel wurde 1960 in Dortmund geboren. In der „Borussia“-Stadt ging sie zur Schule, ist sie aufgewachsen. Ihre Ausbildung zur Technischen Zeichnerin machte sie bei Paul-Ferdinand Peddinghaus in Gevelsberg. Danach nahm sie ihre Tätigkeit im erlernten Beruf bei Hausherr & Söhne, dem Produzenten für Senk- und Großlochbohrmaschinen, am Ortsausgang von Sprockhövel auf. Hier wurde Helga im Juli 1986 Mitglied der IG Metall, für die sie sich heute in der Delegiertenversammlung, im Ortsvorstand und im Frauenausschuss engagiert.Das sei manchmal schon etwas zu viel, „aber wenn wir Veränderungen wollen, dann müssen wir auch selbst anpacken“, erklärt sie.

Und sie hat angepackt: Nach dem Verlust des Arbeitsplatzes bei Hausherr machte sie eine Weiterbildung für CAD-Programme und Windowsprogramme. Anschließend eine Weiterbildung zur Maschinenbau-Technikerin in Abendschule. Nach einer 5-jährigen Arbeitsphase beim Maschinenbauer Hilgeland in Wuppertal-Ronsfeld, nahm Helga Heugel im Februar 2000 bei der Maschinenfabrik Köppern in Hattingen, Spezialist für Walzenpressentechnologien, ihre Tätigkeit auf, die sie bis heute ausübt. Im Bürogebäude in der Königssteiner Straße erstellt sie u.a. Betriebsanleitungen und Handbücher für Walzenpressen zur Brikettierung, Kompaktierung und Zerkleinerung. Die Produktionshallen befinden sich an der Ruhrallee auf dem ehemaligen Gelände der Henrichshütte.

„Ich habe in meinem Berufsleben von der Betriebsratsarbeit meiner Vorgänger profitiert. Und da ich etwas zurückgegeben wollte, habe ich mich bei der Betriebsratswahl 2010 aufstellen lassen“, erklärt Helga ihr Engagement. Sie wurde erstmals in das Betriebsratsgremium gewählt, dessen Vorsitz sie nach dem Ausscheiden ihres Vorgängers im Amt, Jochen Carnein, im Herbst 2020 übernommen hat. Das im März 2022 neugewählte siebenköpfige Gremium, das rund 160 Beschäftigte vertritt, hat sie erneut in ihrer Funktion als Vorsitzende bestätigt.

Sie habe sich erneut zu Wahl gestellt, weil die Interessenvertretung mit den Beschäftigten in den nächsten Jahren große Herausforderungen angehen muss, wie Digitalisierung, Arbeitszeitgestaltung, Homeoffice. „Wir diskutieren aktuell darüber, wie die während der Corona-Pandemie praktizierte Form der mobilen Arbeit „Homeoffice“ auch künftig praktiziert werden soll. Dazu wollen wir mit der Geschäftsführung eine Betriebsvereinbarung abschließen“, so die Betriebsratsvorsitzende. Aber auch mit den Auswirkungen von schwierigen wirtschaftlichen Entwicklungen müsse sich das Betriebsratsgremium auseinandersetzen. „Durch die Pandemie sind wir noch gut durchgekommen, jetzt treffen uns die Folgen des Krieges in der Ukraine“, so Helga Heugel.

Gefragt, wie sie denn als Vorsitzende mit den männlichen Fachkräften in der Produktion zu Recht komme, meint Helga, das sei „kein großes Problem“. Ein größeres Hindernis sei die  räumliche Trennung zwischen Produktion und Verwaltung. Sie könne nicht so einfach mal runter in die Produktion gehen. Zumal die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie in den letzten beiden Jahren im Unternehmen, wie versetzte Arbeitszeiten und Homeoffice, die Arbeit des Betriebsrates zusätzlich erschwert hätten. Erst vor kurzem haben sie zum ersten Mal wieder eine Betriebsversammlung durchgeführt, in „hybrider Form“ (Präsenz und Teams) .

Die Gewerkschafterin ist natürlich gemeinsam mit ihren Betriebsratskollegen für alle Beschäftigten – ob weiblich oder männlich – im Unternehmen aktiv. Darüber hinaus engagiert sich Helga im Frauenausschuss der IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper. „Immer noch gibt es einen riesigen Entgeltunterschied zwischen Männern und Frauen und die Auswirkungen der Pandemie haben alte Rollenverteilungen aus der Mottenkiste geholt“, begründet sie ihre Mitarbeit. Gerade während der Pandemie seien es Frauen gewesen, die eine Mehrfachbelastung aus Homeoffice, Homeschooling und Betreuung der Kinder zu bewältigen hatten.„Es ist wichtig, dass Frauen für ihre Rechte kämpfen, schließlich wollen sie nicht eine Ewigkeit darauf warten, den Männern gleichgestellt zu sein“, betont Helga Heugel zum Abschluss unseres Gespräches.

Autor: Otto König

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