„Es traf uns wie ein Schlag“

Bharat Forge CDP: Betriebsrat will „Alternativen zur Beschäftigungssicherung“ ausarbeiten
Ennepetal. (OK) „Es traf uns wie ein Schlag, als uns vor Weihnachten die traurige Nachricht erreichte, dass Udo plötzlich verstorben ist“, sagt Andreas Steinke. Dem neuen Betriebsratsvorsitzenden der Bharat Forge CDP in Ennepetal ist immer noch anzumerken, wie nahe ihm der Tod seines Vorgängers und Kollegen Udo Kuhlmann geht. Auch Ulrich Kerkenberg, der Mitte Januar vom Betriebsratsgremium zum stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden gewählt wurde. Der Ur-Ennepetaler gehört mittlerweile dem Unternehmen 36 Jahre an und war vor seiner Freistellung im Overhead-Bereich der Instandhaltung/Controlling tätig.
Doch die Probleme im Schmiedebetrieb haben die neugewählte Betriebsratsspitze und ihre Betriebsratskollegen schon längst wieder in Beschlag genommen. Seit März vergangenen Jahres wird als Folge der Corona-Krise vorwiegend in den indirekten Bereichen (Instandhaltung, Werkzeugbau und Verwaltung) Kurzarbeit verfahren. „Wir konnten in einer Vereinbarung die Zahl der Kurzarbeitstage im Monat deckeln, eine Zuzahlung zum KUG und den Verzicht von betriebsbedingten Kündigungen erreichen“, hebt Andreas hervor. Dem Ansinnen der Geschäftsführung die vereinbarte Kurzarbeit über den 31. März hinaus zu verlängern, stehe der Betriebsrat jedoch „kritisch bis ablehnend gegenüber“.
Die Ursache dafür liegt im Herbst vergangenen Jahres: Nachdem die Unternehmensberatung AutoValue der Bharat Forge CDP-Geschäftsführung eine Expertise für die künftige Geschäftsstrategie erarbeitet hatte, wurde die Interessenvertretung im November mit einer knappen Power-Point-Präsentation über angedachte Vorhaben zur Restrukturierung der „indirekten Bereiche“ und zur Verlagerung der mechanischen Bearbeitung im Aluminiumbereich ins sächsische Werk in Brand-Erbisdorf informiert. „Bis auf den heutigen Tag ist die Geschäftsführung jedoch ihrer gesetzlichen Pflicht zur umfangreichen Information über die Maßnahmen, den zugrundeliegenden Zeitplan und die personellen Auswirkungen auf die Belegschaft nicht nachgekommen“, erklärt Ulrich Kerkenberg.
Arbeitgeber informiert Betroffene am Betriebsrat vorbei
Im Gegenteil: Der Arbeitgeber hat am 20. Januar am Betriebsrat vorbei eine eigne Informationsveranstaltung im Alu-Bereich in Gevelsberg abgehalten und die dortigen Beschäftigten informiert, dass die Verlagerung der mechanischen Bearbeitung bis zur 16. Kalenderwoche abgeschlossen werden soll. „Die geplante Verlagerung stellt in unseren Augen, und in den Augen unseres Anwaltes (Lutz Ellinghaus) und der IG Metall zusammen mit den anderen personellen Maßnahmen eine Betriebsänderung dar. Über diese muss der Arbeitgeber erst einmal mit dem Betriebsrat verhandeln“, heißt es in einer aktuellen Betriebsrats-Information. „Solange nicht ein Interessenausgleich vereinbart wurde, darf der Arbeitgeber nicht einseitig Maschinen umsetzen und personelle Maßnahmen ergreifen“, stellt die Gewerkschaftssekretärin Emel Cetin von der IG Metall Geschäftsstelle klar.
Erarbeitung von „Alternativen zur Beschäftigungssicherung“
Die inzwischen vom Betriebsrat beauftragte arbeitnehmernahe Beratung Project Consult (PCG) in Essen hat zwischenzeitlich ihre Arbeit aufgenommen. In einem ersten Schritt wurde mit Andreas Verres von PCG ein umfangreicher Fragenkatalog erarbeitet, der dem Geschäftsführer Michael Weis zur Beantwortung übergeben wurde. Eine wichtige Voraussetzung, damit die betriebliche und gewerkschaftliche Interessenvertretung gemeinsam mit der PCG „Alternativen zur Beschäftigungssicherung“ erarbeiten kann.
Da die Schutzmaßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie die Kommunikation des Betriebsrates einschränken, „unsere Arbeit läuft nun mal in erster Linie über persönliche Gespräche und das Forum Betriebsversammlung, so der Betriebsratsvorsitzende, werden wir künftig stärker schriftliche „Informationen des Betriebsrates“ verteilen und aushängen, um unsere Kolleginnen und Kollegen auf dem Laufenden zu halten“.