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Feuer entfachen!

Stahl-Tarifrunde 2021: Tarifkommission fordert 4 Prozent für Beschäftigungssicherung und Entgelterhöhung

Düsseldorf. 4 Prozent Volumen, um Einkommen zu stärken, aber auch um Beschäftigung zu sichern. Das fordern die Mitglieder der Tarifkommission für die rund 70.000 Beschäftigten in der nordwestdeutschen Eisen- und Stahlindustrie. Das Tarifvolumen soll zur Stärkung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen sowie zur Finanzierung von Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung eingesetzt werden können, heißt es in der Forderungsempfehlung an den IG Metall-Vorstand.

„Gerade in unsicheren Zeiten ist die Beschäftigungssicherung ein wichtiger tarifpolitischer Baustein, um die Interessen unserer Mitglieder zu wahren“, sagt Mathias Hillbrandt, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Geschäftsstelle Ennepe-Ruhr-Wupper. Etliche Unternehmen der Stahlindustrie haben schon im vergangenen Jahr Personal abgebaut, die Beschäftigung in der Branche ist im Dezember 2020 auf den tiefsten Stand seit einem Jahrzehnt gefallen. Umso wichtiger sind jetzt Instrumente zur Sicherung der Arbeitsplätze. Dies wurde auch bei der Diskussion in der Tarifkommission deutlich, die per Video-Schaltung stattfand. Die IG Metall fordert darüber hinaus die Verlängerung des Tarifvertrags Beschäftigungssicherung und des Tarifvertrags zur Altersteilzeit. Auch für die Jugend wird die IG Metall wieder aktiv: Es geht um die Übernahme und darum, dass Dualstudierende in den Genuss eines Tarifvertrages kommen.

Höchst unterschiedliche wirtschaftliche Lage

Alle Stahlhersteller haben bedingt durch die Corona-Krise im ersten Halbjahr 2020 deutliche Einbußen verspürt“, so Knut Giesler, Bezirksleiter IG Metall Nordrhein-Westfalen und Verhandlungsführer. Die stark angestiegene Nachfrage nach Stahl Ende 2020 habe aber zu einem deutlichen Aufschwung bei Preisen, Produktion, Auslastung und Ergebnissen geführt. Dadurch hat sich der Flachstahlbereich erholt. Im Röhrenbereich sieht es aber immer noch schwierig aus. Angesichts dieser höchst unterschiedlichen Lage gehe in der Stahl-Tarifrunde darum, Beschäftigung zu sichern und die Entgelte zu stabilisieren.

Mit der moderaten Forderung von vier Prozent reagiert die IG Metall auf die Lage der Unternehmen. Giesler erläutert, dass durch die Covid-19-Pandemie der private Verbrauch stark eingebrochen sei und als Wachstumsmotor ausfalle. Die Sicherung der Einkommen sei daher geboten, da sie dazu beitrage, die Binnennachfrage zu stabilisieren und die Krisenfolgen einzudämmen. Das bestätigen auch die Prognosen der Wirtschaftsforscher, die 2021 mit 4 bis 5 Prozent Wachstum rechnen, wobei die Hälfte davon vom privaten Konsum kommen soll. In kriselnden Betrieben haben die Instrumente zur Sicherung der Arbeitsplätze Priorität und das Geld soll gezielt für die Beschäftigungssicherung eingesetzt werden.

Arbeitgeber-Reflex „jammern“

Reflexartig haben die Stahlarbeitgeber die Forderungen entschieden zurück gewiesen. Die IG Metall blende die existenzbedrohenden Substanzverluste der Industrie infolge des Corona-Pandemie ebenso vollständig aus, wie die immer noch sehr unsichere gesamtwirtschaftliche Lage, tönte es aus dem Kapitallager. Ein Tarifabschluss auch nur in der Nähe der Forderungen sei „vollständig ausgeschlossen“. Auf diese starre Haltung kann es nur eine Antwort geben: Die Stahlarbeiter*innen müssen das Feuer entfachen.  Die Friedenspflicht endet am 28. Februar. Die erste Verhandlung ist für den 1. März angesetzt.

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