
Aktive aus 20 Betrieben bereiten erste Aktionen vor
Mitte September starten die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie. Die IG Metall fordert eine Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen um 8 Prozent. Zuletzt wurden 2018 in der Branche die tariflichen Entgelttabellen angehoben. Die Tarifrunde wird auch angesichts der hohen Inflationsrate vom Thema Entgelterhöhung geprägt sein. „Die Forderung fällt völlig aus der Zeit und zeugt von einer gewissen Weltfremdheit“, schimpft Gesamtmetall-Chef Stefan Wolf. Das Lohnniveau in der Metall- und Elektroindustrie sei schon jetzt extrem hoch. Der Lobbyist des Kapitals der in den zurückliegenden Wochen schon mit der Forderung „Rente mit 70“ Schlagzeilen machte, fordert nun eine „Nullrunde“ in der kommenden Tarifrunde.
IG Metall weist Arbeitgeber-Provokation zurück
Die IG Metall weist diese Provokation des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall entschieden zurück. „Auf den Beschäftigten in den Betrieben lasten die gesamten Preissteigerungen – im Gegensatz zu Unternehmen können sie diese nicht weitergeben“, sagt die IG Metall-Bevollmächtigte Clarissa Bader. Im Oktober kommt auf einen Großteil der Haushalte der Beschäftigten zusätzlich die sogenannte „Gas-Umlage“ hinzu, mit der „angeschlagene“ Energiekonzerne saniert werden sollen. Sebastian Dullien, Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, geht davon aus, dass die Umlage die Inflationsrate um weitere 1,0 Prozentpunkte erhöhen, und damit im Herbst die Inflationsrate sehr nahe an die 10 Prozent-Marke heranreichen wird. „Es gibt also keinen Grund für eine Zurückhaltung in der Tarifpolitik“, betont die Gewerkschafterin.
Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf hatte in einem Interview in der Welt am Sonntag forsch verkündet, dass es trotz der hohen Inflation in diesem Jahr „keinen Spielraum“ für Lohnerhöhungen gebe. Es grenzt an Zynismus, wenn er feststellt: „Die steigenden Preise müssen die Beschäftigten ohne Gehaltserhöhungen bewältigen“. Jetzt gehe es erst mal darum, „den Großteil der Unternehmen durch diese Krise zu führen, so dass wir auch langfristig eine erfolgreiche Industrienation sind“, sagte Wolf und drohte mit dem Verlust Hunderttausender Arbeitsplätze.
Arbeitgeber missbrauchen Energiekrise zu Lasten der Beschäftigten
Clarissa Bader widerspricht Wolfs Zustandsbeschreibung der Metall- und Elektrobranche. „Der Mehrheit der Unternehmen geht es aktuell gut“, sagt die IG Metallerin. Wer die Energiekrise als Folge der westlichen Sanktionen nach der russischen Invasion in der Ukraine missbrauche, um Umverteilung zulasten der Beschäftigten durchzusetzen, der zerstöre den gesellschaftlichen Zusammenhalt. „Anstatt Beschäftigte bluten zu lassen, sollte sich Gesamtmetall lieber bei Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen) dafür einsetzen, dass endlich Krisengewinnler mit einer Übergewinnsteuer zur Kasse gebeten werden“, fordert Clarissa Bader.
Jetzt erst recht: Tarifrunde sorgfältig vorbereiten!
Fest steht: Sollte Gesamtmetall an seiner Nullrundenforderung festhalten, dann steht der IG Metall und ihren Mitgliedern eine schwere Tarifauseinandersetzung bevor. „Umso wichtiger ist es“, so die IG Metall-Bevollmächtigte, „dass wir in den kommenden Wochen in den Betrieben die Tarifrunde sehr sorgfältig vorbereiten. Wenn notwendig müssen wir nach Ende der Friedenspflicht am 28. Oktober fähig zur Mobilisierung sein.“ Dann müsse der Druck aus den Betrieben kommen.
Funktionärskonferenz der IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper
Am 25.08. kamen rund 50 Kolleginnen und Kollegen aus 20 Betrieben der Region zusammen um über die ersten Aktionen in den Betrieben zu sprechen und diese konkret zu planen. „Es geht darum, dass wir jetzt anfangen mit den Kolleginnen und Kollegen zu sprechen und klar zu machen: Eure Erwartungen sind zu Recht hoch, wenn wir aber was erreichen wollen brauchen wir mehr als nur Lippenbekenntnisse, wir brauchen Solidarität um gemeinsam die Überzeugungskraft zu entwickeln die am Ende den Abschluss bringen soll.“, so Mathias Hillbrandt bei der Eröffnung der 1,5 stündigen Veranstaltung. In Arbeitsgruppen wurden konkrete Absprachen getroffen und bereits vorab überlegt wie auch Druck auf die Straße gebracht werden kann und wir unsere Forderung mit kreativen Aktionen untermauern können. „Wir werden viel Gegenwind bekommen, aber wenn wir zusammenstehen dann wird es wie ein laues Lüftchen an uns abprallen“, schloss Clarissa Bader die Auftaktveranstaltung und orientierte auf die nächsten Termine zur Vorbereitung der Tarifrunde.

