
Wir gratulieren: Wolfgang Lange wird 80.
Das IG Metall-Team der IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper und politische Weggefährte gratulieren Wolfgang Lange zu seinem 80. Geburtstag. Der in Hagen geborene Gewerkschafter prägte über drei Jahrzehnte die Arbeit des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in der Region. Seine hauptamtliche Tätigkeit begann 1970 im Gevelsberger Gewerkschaftshaus als Organisationssekretär beim DGB. Nach dem Ausscheiden des Kollegen Eugen von der Wiesche übernahm er Mitte der 80er-Jahre den Vorsitz des DGB-Kreises Ennepe-Ruhr und später die erweiterte Region Ruhr-Mark.
Seine gewerkschaftliche „Karriere“ startete im Stahlwerk Kabel in Hagen. Hier absolvierte Wolfgang ab 1956 seine dreieinhalbjährige Lehre zum Werkzeugmacher. Seine jungen Kollegen in der Lehrwerkstatt wählten ihn zwei Jahre später zum Jugendvertreter. Es war Werner Schmidt, zuerst Bevollmächtigter dann Bezirksleiter des IG Metall-Bezirk Hagen, der ihn für die gewerkschaftliche Jugendarbeit begeisterte. In einem zurückliegenden Gespräch erinnerte er sich an diese Zeit: „Wir bauten in Hagen eine gewerkschaftliche Jugendgruppe auf, organisierten Zeltlager sowie an Wochenenden Bildungsseminare für die jungen Mitglieder im Naturfreundehaus Ebberg in Schwerte und engagierten uns in der Ostermarschbewegung gegen die Atombewaffnung und gegen die Notstandsgesetze“.
Seine Erfahrung mit der ersten Wirtschaftskrise 1965/66 im Nachkriegsdeutschland waren drastisch. Wolfgang Lange verlor seinen Arbeitsplatz beim Stahlwerk Kabel. Es war ein schmerzhafter Prozess begreifen zu müssen, dass im kapitalistischen System plötzlich die Arbeitskraft nicht mehr gebraucht wird. Für Wolfgang ein weiterer Anlass, sich umso mehr für die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der abhängig Beschäftigten einzusetzen. Die weitere berufliche Station hieß „Wippermann Kettenwerke“ in der Delsternerstraße in Hagen. Hier setzte er auch die gewerkschaftliche Arbeit fort – zunächst als Vertrauensmann in der Werkzeugmacherei, später übernahm er die Leitung des IG Metall-Vertrauenskörpers.
„Da warst du plötzlich für die gesamte Personengruppenarbeit – Angestellte, Frauen, Jugend und Beamte – zuständig. Dabei hatte ich als Metaller doch keine Ahnung vom Beamtenrecht im öffentlichen Dienst. Hinzu kam die Bildungsarbeit“, beschrieb Wolfgang, in dem schon erwähnten Gespräch, seinen Einstieg als DGB-Organisationssekretär. An die Auseinandersetzungen mit „Opas Berufsbildung“, die Lehrlingsbewegung und die Kampagne zu den Jugendvertreterwahlen 1972 „Nutze deine Rechte“, erinnert er sich besonders gerne, denn sie „förderten zu Beginn der 70er-Jahre den Politisierungsprozess bei den Jugendlichen“.
Während seiner aktiven Zeit als hauptamtlicher DGB-Gewerkschafter setzte im Ruhrgebiet der Strukturwandel massiv ein. Die Auseinandersetzungen um den Erhalt der Standorte in der Metall- und Stahlindustrie rissen nicht ab: Im Nordkreis kämpften in Sprockhövel die Beschäftigten der Bergbauzulieferer, und in Hattingen die Beschäftigten bei Mönninghoff und die Stahlarbeiter der Henrichshütte um ihre Arbeitsplätze, im Südkreis hießen die Brennpunkte Bauknecht in Gevelsberg, Linde in Schwelm, Peddinghaus in Gevelsberg und Knorr-Bremse in Volmarstein. Im Hagener Raum traf es vor allem den Organisationsbereich der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG)– nacheinander schlossen eine Marzipanfabrik, eine Fleischfabrik, die Traditionsbrauerei Andreas und schließlich die Zwieback-Fabrik Brandt.
Die Betriebsschließungen wurden vielfach mit öffentlichen Protesten begleitet. Viele der Aktionen organisierte Wolfgang geneinsam mit dem Organisationssekretär Hans Peters. In regionalen Strukturbeiräten stieß er in Abstimmung mit den DGB-Einzelgewerkschaften Beschäftigungs- und Weiterbildungsinitiativen an. Und gleichzeitig musste er erleben, wie der DGB als Folge der geringer werdenden finanziellen Ressourcen sich Stück für Stück aus der Fläche zurückzog: „Das Gebiet, das wir zu beackern hatten, wurde immer größer, die Anforderungen an unsere Arbeit stiegen, doch gleichzeitig wurde das Personal ausgedünnt. Eine schier unlösbare Aufgabe“, so Wolfgang, der 2003 aus dem Vorsitz der DGB Region Ruhr-Mark in den „Unruhe“-Stand ausgeschieden ist.
Schon während seiner hauptamtlichen Tätigkeit lag ihm die politische Bildungsarbeit, der „Kampf um die Köpfe“, besonders am Herzen. Im Mittelpunkt der Wochenendseminare standen Schwerpunktthemen wie „Solidarität contra Unternehmermacht“, „Beschäftigungspolitik durch Arbeitszeitverkürzung“ und „Umwelt und Arbeit“. Noch heute setzt er diese Arbeit, sowohl im DGB-Senioren-Arbeitskreis in Gevelsberg als auch in der Delegiertenversammlung fort. Wir wünschen unserem langjährigen aktiven Gewerkschafter alles Gute und noch viele gemeinsame Aktivitäten mit seinen Kolleginnen und Kollegen.
Autor: Otto König