
Wir gedenken: Hans-Jürgen Iske, ehemaliger Gewerkschaftssekretär der IG Metall Gevelsberg
Die IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper betrauert den Tod unseres ehemaligen Gewerkschaftssekretärs Han-Jürgen Iske. „Mit Hans-Jürgen verlieren wir einen unermüdlichen Streiter für die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Metallerinnen und Metaller”, sagte die Erste Bevollmächtigte Clarissa Bader.
Anfang März 1945, wenige Wochen vor dem „Tag der Befreiung vom Faschismus“ im Mai, wurde Hans-Jürgen Iske in Gevelsberg geboren. Als Kind erlebte er, wie Arbeiterfamilien in den Nachkriegsjahren am katastrophalen Mangel an Nahrungsmitteln gelitten haben. Es fehlte an allem, auch am nötigen Schulgeld, so blieb die Empfehlung seines Lehrers gegenüber den Eltern, er solle aufs Gymnasium wechseln, ein „unerfüllter Wunsch“.
Nach dem Abschluss der achtklassigen Volksschule begann Hans-Jürgen 1959 bei der Firma Weber in Haßlinghausen eine Lehre als Maler und Lackierer. Doch kaum hatte er den Gesellenbrief in der Hand, wechselte er 1962 zur Firma August Bilstein (heute: ThyssenKrupp Bilstein) in Altenvoerde, die Baubeschläge, Stoßdämpfer und Wagenheber produzierte, und machte eine neue Lehre als Werkzeugmacher. 1963 wählten ihn die Auszubildenden zum ersten Mal in die dreiköpfige Jugendvertretung, deren Vorsitzender er wurde.
Das Versäumnis des BR-Vorsitzenden ihn nicht in die IG Metall aufgenommen zu haben „korrigierte“ der frühere Gevelsberger IG Metall-Bevollmächtigte Arthur Thiele. So wurde Hans-Jürgen im August 1964 Mitglied der IG Metall. Er engagierte sich in der örtlichen und bezirklichen Jugendarbeit der Gewerkschaft. „Der Jugendraum im Keller des Gewerkschaftshauses am Großen Markt war an vielen Abenden brechend voll“, berichtete einmal der damalige Ortsjugendausschuss-Vorsitzende. Er hatte in Jugendfragen ein gewichtiges Wort mitzureden. Er vertrat die jugendlichen Mitglieder seit 1964 nicht nur in der Ortsverwaltung, sondern auch in der Vertreterversammlung der IG Metall Gevelsberg.
Im Betrieb wählten ihn die Kollegen 1966 erstmals in den Betriebsrat und ein Jahr später übernahm er die Leitung des IG Metall-Vertrauenskörpers. 1974, er war gerade zum Betriebsratsvorsitzenden und später zum Gesamtbetriebsratsvorsitzenden – Bilstein hatte zu diesem Zeitpunkt an den Standorten Ennepetal (NRW) und Mandern (Rheinland-Pfalz) insgesamt 2.100 Beschäftigte – gewählt worden, musste sich die Belegschaft mit einer Arbeitsniederlegung das durch die IG Metall in NRW ausgehandelte Tarifergebnis nochmals erkämpfen. Hans-Jürgen Iske erklärte damals vor den Streikenden: „Ihr seid durch euer Handeln moralisch im Recht und ohne die drei Tage Arbeitsniederlegung hätten wir dieses Ergebnis nicht erzielen können.“
Im Herbst 1981 wechselte Hans-Jürgen Iske „nicht die Seiten“, sondern aus dem Betrieb in die Funktion des Gewerkschaftssekretärs. Er verstärkte die hauptamtliche Mannschaft mit Hans Hirsch und Alfred Hamel, später mit Franz Bogen und Jochen Stobbe. In den folgenden Jahren riss die Kette der betrieblichen Auseinandersetzungen um den Erhalt von Arbeitsplätzen in der Region nicht mehr ab. Brennpunkte im Kampf gegen die Arbeitsplatzvernichtung waren Bauknecht-Krefft (Gevelsberg), Linde (Schwelm), Paul Ferd. Peddinghaus (Gevelsberg), Knorr-Bremse (Volmarstein) und Schmermund (Gevelsberg). Zusätzlich zur Betriebsbetreuung übernahm er die Rechtsberatung und –vertretung in Arbeitsrechts- und Sozialrechtssachen für die IG Metall-Mitglieder vor Ort.
Nach dem Zusammenbruch der DDR ging Hans-Jürgen Iske als einer der „gewerkschaftlichen Geburtshelfer“ vom „Westen“ in den „Osten“ – nach Brandenburg. Gemeinsam mit dem Mönchengladbacher Karl-Heinz Lenssen und baute er in der Kreisstadt Eberswalde das neue IG Metall-Büro auf. Es galt die Neuaufnahme von 13.000 Alt-FDGB-IG Metaller*innen in die neue IG Metall zu organisieren. Keine leichte Aufgabe, denn alle mussten in den Bankabruf aufgenommen werden. Der Aufbau von Vertrauenskörpern, die Einleitung von erstmaligen Betriebsratswahlen in rund 80 Betrieben im Gebiet zwischen Templin und Bernau in der ehemaligen „DDR“ war richtige Kärrnerarbeit.
Als im Jahre 2000 die beiden IG Metall- Verwaltungsstellen Gevelsberg und Hattingen ihre Kräfte bündelten, um die „Zukunftsfähigkeit der IG Metall“ im Ennepe-Ruhr-Kreis zu sichern, bereitete Hans-Jürgen Iske in der gemeinsamen Arbeitsgruppe das Zusammengehen noch aktiv mit vor. Kurze Zeit später schied der langjährige Gewerkschafter, der seine Frau Annelie und seinen Sohn Torsten leider sehr früh verloren hat, erwerbsunfähig aus den hauptamtlichen Tätigkeit bei der IG Metall aus.
Doch auch danach mischte er noch in der gewerkschaftlichen Arbeit mit – so im DGB-Senioren-Arbeitskreis und als Mitglied der Delegiertenversammlung, der er fast sechs Jahrzehnte angehörte. Für Hans-Jürgen war es schon immer ein wichtiges Anliegen Menschen zu helfen, sie zu unterstützen – ihnen zu ihrem Recht zu verhelfen.
Die Trauerfeier findet am Dienstag, dem 07. Dezember 2021, um 13.30 Uhr in der Kapelle des ev. Friedhofes in Haßlinghausen statt. Anschließend erfolgt die Beisetzung.