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Grandiose Aufholjagd bei der Mitgliederentwicklung

Jahrespressekonferenz der IG Metall: Rück- und Ausblick der IG Metall-Spitze

Auf der Jahrespressekonferenz in Frankfurt wollte IG Metall-Vorsitzender Jörg Hofmann, eigentlich über das zurückliegende Jahr sprechen, über die Auswirkungen der Corona-Pandemie, Inflation und Energiekrise auf die Beschäftigten und über die „grandiose Aufholjagd“ beim Werben neuer Mitglieder. Doch ein Thema rückte auf Grund vorheriger Berichterstattung in verschiedenen Medien in den Fokus. Auf dem 25. Ordentlichen Gewerkschaftstag vom 22. bis zum 26. Oktober in Frankfurt/Main wird über die Nachfolge von Jörg Hofmann sowie die weitere Führungsspitze der IG Metall entschieden. Jörg Hofmann äußerte sich nun öffentlich über die künftige mögliche neue Struktur: Die IG Metall soll an der Spitze schmaler und in der Breite der Organisation stärker werden, dies sei die Logik der aktuell diskutierten Vorschläge. Es gehe um die Stärkung der rund 150 Geschäftsstellen und eine Ressourcenverschiebung von dem IG Metall Vorstand in Frankfurt an die Basis.

Angedacht ist erneut die Verkleinerung des geschäftsführenden Vorstandes von sieben auf fünf Mitglieder. Darüber hinaus wird erstmals über eine Doppelspitze bei der IG Metall diskutiert, für die jedoch zuerst die Satzung der IG Metall geändert werden müsse, die derzeit noch eine/n 1. Vorsitzende/n und eine/n 2. Vorsitzende/n vorsieht. Diese Diskussion wird momentan in den örtlichen Gremien der IG Metall geführt und im März wird dann entschieden ob den Delegierten des Gewerkschaftstages der Vorschlag für eine solche Satzungsänderung gemacht werden soll. Die bisherige 2. Vorsitzende Christiane Benner hat keinen Zweifel daran aufkommen lassen, dass sie einer Doppelspitze auf Augenhöhe einiges abgewinnen könnte, dazu würden dann aber auch der Kassierer und die weiteren Vorstandsmitglieder gehören: Die Arbeit werde immer komplexer, weshalb Teamwork an der Spitze Sinn mache, führte sie aus. Es sei gut, dass diese Debatte jetzt in der Gewerkschaft in einem transparenten Diskussionsprozess geführt werde. Und man dann gemeinsam entscheidet ob ein solches Führungsmodell für die IG Metall in Frage kommt oder aber auch nicht.

„2023 muss zum Jahr des fairen Wandels werden!“

Auf der Pressekonferenz in der Frankfurter IG Metall-Zentrale forderten Jörg Hofmann, Christiane Benner und Jürgen Kerner gemeinsam die Bundesregierung und Unternehmen auf, „mehr Tempo bei der sozial-ökologischen Transformation“ zu machen. „2023 muss zum Jahr des fairen Wandels werden“, sagte Hofmann. Nur eine „drastische Beschleunigung“ von Innovation und Investitionen könne die „Zukunftsfähigkeit von Unternehmen“ im Rahmen dieses Wandels sicherstellen. Ein fairer Wandel gelinge nur mit den Beschäftigten, nicht gegen sie. Dazu sind mehr Beteiligung, mehr Mitbestimmung und mehr Tarifbindung nötig.

Auch den Arbeitskräftemangel will die IG Metall angehen. So kündigte die 2. Vorsitzende Benner eine Kampagne für mehr Ausbildungsplätze an. Auch wer den üblichen Moment für ein Berufstraining verpasst habe, dürfe nicht durchs Raster fallen: 2,3 Millionen Bürger*innen zwischen 20 und 34 Jahren sind ohne Ausbildung. Deshalb müsse die Regierung mehr Geld ausgeben, um Umschulungen zu ermöglichen: etwa „vom Mechaniker zum Heizungsinstallateur. Oder vom Motorenentwickler zum Softwareentwickler“.

Angesichts der sich durch Digitalisierung, Homeoffice und Künstlicher Intelligenz wandelnden Bedingungen in der Arbeitswelt forderte die Gewerkschafterin eine modernisierte Mitbestimmung. Der Anspruch der IG Metall sei es, die Zukunft der Arbeit gemeinsam mit den Beschäftigten zu gestalten, sowohl am Band als auch im Büro. Benner: „Digital und Gewerkschaft gehören selbstverständlich zusammen. Wir brauchen ein digitales Zugangsrecht für Gewerkschaften und keinen versteckten Link im Intranet.“

„Grandiose Aufholjagd“ bei der Mitgliederwerbung

Die IG Metall ist trotz aller Probleme gut durch das Krisenjahr 2022 gekommen. Zwar musste die Gewerkschaft auch 2022 einen kleinen Mitgliederschwund von 2,169 auf 2,146 Millionen verzeichnen, doch im zweiten Halbjahr legte sie dank einer „grandiosen Aufholjagd“ wieder zu. Mit 117.000 neuen Mitgliedern war der Zulauf zur IG Metall vergangenes Jahr so hoch wie seit 2018 nicht mehr. Dazu habe insbesondere die erfolgreiche Tarifauseinandersetzung in der Metall- und Elektroindustrie im Herbst beigetragen. Einen besonderen Zuwachs verzeichnete die IG Metall bei den Angestellten. „Dort, wo Beschäftigung entsteht und wir Zukunft gestalten, werden wir immer stärker“, sagte Christiane Benner.

Mit Beitragseinnahmen von 596 Millionen Euro konnte Hauptkassierer Jürgen Kerner ein kleines Plus bei den Einnahmen präsentieren. Rund 89 Millionen Euro seien in die Rücklagen geflossen. Traditionell legt die IG Metall einen Teil der Einnahmen zurück, um beispielsweise für Streiks gewappnet zu sein „Die Folgen von Pandemie und Energiekrise sind große Herausforderungen auch für unsere Arbeit. Doch keine politische Aktion, kein Streik wird am Geld scheitern“, sagte Kerner.

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