IG Metall fordert 8,2 Prozent mehr

Forderungsempfehlung der Stahl-Tarifkommission für Tarifrunde 2022
Die Stahltarifrunde 2022 ist eröffnet. Die Mitglieder der Stahl-Tarifkommission fordern für die 68.000 Beschäftigten in der nordwestdeutschen Eisen- und Stahlindustrie 8,2 Prozent mehr Entgelt. Die Laufzeit soll 12 Monate betragen. Darüber hinaus sollen die Tarifverträge zur Altersteilzeit, über den Einsatz von Werkverträgen und zur Beschäftigungssicherung verlängert werden. „Unsere Kolleginnen und Kollegen erwarten angesichts der stark gestiegenen Preise und der guten Situation in vielen Betrieben eine ordentliche Erhöhung ihrer monatlichen Entgelte“, kommentiert Mathias Hillbrandt, 2. IG Metall-Bevollmächtigter und Mitglied der Verhandlungskommission, die Forderung, der der Vorstand der IG Metall noch zustimmen muss.
In der Diskussion in der Tarifkommission wurde deutlich, dass diese Tarifrunde unter schwierigen Rahmenbedingungen stattfindet. Der Krieg in der Ukraine habe zu hoher Unsicherheit geführt. Die Kosten der Unternehmen für Energie und Rohstoffe sind seit Kriegsbeginn regelrecht explodiert: Der Warmbandpreis pro Tonne lag am 18. April 2022 bei 1351 Euro. Am 23. Februar, einen Tag vor Kriegsausbruch, lag er noch bei 965 Euro. Doch die Stahlbranche habe ein hervorragendes Jahr 2021 hinter sich. In den Berichten aus den Unternehmen wurde deutlich, dass viele Stahlkonzerne zurzeit ein gutes Geschäft machen und ihre Ergebnisprognose für das Jahr 2022 angehoben haben. Die Auslastungs- und die Auftragslage liege stabil auf hohem Niveau. Anders als die Beschäftigten können die Unternehmen „die gestiegenen Kosten an die Kunden weiterreichen und damit in Profit umwandeln“. „Die aktuelle Forderung beruht darauf, dass es den Stahlproduzenten, bis auf ein, zwei Ausnahmen, wirklich gut geht“, hob der Verhandlungsführer der IG Metall Knut Giesler hervor.

Es geht um die berechtigten Interessen der Stahlarbeiter*innen
Jetzt gehe es um die berechtigten Interessen der Stahlarbeiter*innen, deshalb sei „in der Tarifkommission um jedes Zehntel gerungen worden“, betont der nordrhein-westfälische IG Metall-Bezirksleiter. Zumal es die letzte tabellenwirksame Entgelterhöhung im Jahr 2019 gegeben habe, als man sich auf 3,7 Prozent mehr Lohn und Gehalt einigte. Ab 2020 gab es ein Tarifzusatzentgelt in Höhe von 1000 Euro oder wahlweise freie Tage. Beim Abschluss 2021, nach einem miesen Jahr für die Branche, standen lediglich eine Coronaprämie in Höhe von 500 Euro und ein Tarifzusatzentgelt II in Höhe von 500 Euro zu Buche, das ab 2023 auf 600 Euro erhöht wird und mit den Tarifabschlüssen mitwächst.
2019 habe die Inflationsrate bei 1,4 Prozent, 2020 gar nur bei 0,5 Prozent gelegen. Im vergangenen Jahr stieg sie allerdings bereits auf 3,1 Prozent. Für dieses Jahr werden mehr als fünf Prozent prognostiziert. „Ich will gar nicht über einen Inflationsausgleich reden. Dann müssten wir eine deutliche höhere Forderung stellen“, sagte Knut Giesler. Eine spürbare Erhöhung der Entgelte sei sozial gerecht und auch verkraftbar. Die Unternehmen müssten „jetzt Verantwortung zeigen und die soziale Sicherheit der Beschäftigten schützen“. Da die Tarifpolitik nicht allein die kriegsbedingte Teuerungsrate ausgleichen könne, sei es positiv, dass die Berliner Ampel-Koalition, auch auf Drängen der IG Metall, erste Maßnahmenpakete zur Entlastung der Menschen verabschiedet habe.
Stahl-Arbeitgeberverband weist IGM-Forderung zurück
Wie nicht anders zu erwarten, wies der Arbeitgeberverband Stahl die Forderung der IG Metall zurück. Einige, aber nicht alle Mitgliedsunternehmen, erwarteten zwar auskömmliche bis gute Jahresergebnisse, doch die Liquiditätssituation der Stahlindustrie sei aber insgesamt angesichts der explodierenden Rohstoff- und Energiepreise äußerst angespannt. Das geschäftsführende Vorstandsmitglied des Verbands, Gerhard Erdmann, betonte, die Forderung der IG Metall entspreche auch „nicht annähernd dem Gebot der Stunde“.
Weiterer Fahrplan der Stahl-Tarifrunde
Die erste Verhandlungsrunde für das Tarifgebiet der nordwestdeutschen Stahlindustrie, das die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen umfasst, ist für den 13. Mai geplant. Am 31. Mai endet die Friedenspflicht.