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Jetzt erst recht Druck machen!

Maske, Abstand, Arbeitskampf: Warnstreiks in Wittener Metallbetrieben

Witten. (OK) Die Fronten in der Metall- und Elektroindustrie sind verhärtet. Auch in der fünften Verhandlungsrunde legten die Arbeitgeber kein akzeptables Angebot auf den Tisch „Diese Blockadepolitik können und werden wir nicht akzeptieren“, erklärte die Erste Bevollmächtigte Clarissa Bader unter dem Beifall der versammelten Metaller*innen. „Jetzt müssen wir erst recht Druck machen!“ „Ihr zeigt heute, dass wir auch in Pandemiezeiten streiken können – mit Maske und Abstand“, sagte Clarissa Bader. „Morgen werden wir in Gevelsberg und am Freitag in Wuppertal noch eine Schippe drauflegen.“

Um Bewegung in die Tarifverhandlungen zu bringen, machten in Witten rund 1.800 Metaller*innen mit Warnstreiks Druck auf die Arbeitgeber. Sie legten um 12 Uhr in den Betrieben die Arbeit nieder und machten „Feierabend“. Corona bedingt kamen kleinere Delegationen aus den aufgerufenen Betrieben zur IG Metall-Kundgebung auf den Rathausplatz in Witten. Sie hielten alle Schilder hoch auf denen zu erkennen war für wie viele Beschäftigte sie stehen. Unter ihnen Peter Graf, Betriebsratsvorsitzender von ZF in Witten, der in seinem Grußwort berichtete, dass die Beschäftigten im zurückliegenden Corona-Jahr schon genug gebeutelt worden sind.

„Dafür, dass wir in die in den letzten zwölf Monaten an den Anlagen und Maschinen die Fabriken am Laufen gehalten haben, fordern wir Respekt und Anerkennung.“ Es sei an der Zeit, dass sich die Arbeitgeber endlich bewegten. Auch der DGB-Regionsvorsitzende Stefan Marx überbrachte solidarische Grüße und sagte „Ihr IG Metaller*innen setzt ein Zeichen für die anderen Gewerkschaften“.

Foto: Peter Graf (BR Vorsitzender ZF Witten) – IG Metall EN-R-W

Knackpunkt der Verhandlungen: Erhöhung der Entgelte

„In dieser Tarifrunde haben wir Beschäftigungssicherung, Zukunftsperspektiven und stabile Entgelte in den Mittelpunkt gestellt“, führte die IGM-Bevollmächtigte aus. Knackpunkt in den Verhandlungen sei die Forderung der IG Metall nach einer Erhöhung der Entgelte um vier Prozent. „Die Aussage der Arbeitgeber, es gebe derzeit nichts zu verteilen, ist angesichts der großen Gewinne der Autokonzerne ein Affront gegen den Beschäftigten“, so Bader. Offensichtlich gebe es im Lager der Metallarbeitgeber Kräfte, die die Corona-Krise ausnutzen wollen, um auf dem Rücken der Arbeitnehmer*innen Kosten zu sparen. Das sei unverfroren.

Die Metaller*innen hätten 2020 wegen der wirtschaftlichen Folgen von Corona auf eine Entgelterhöhung verzichten müssen und hatten durch Kurzarbeit finanzielle Einbußen. „Jetzt wollen sie an der wirtschaftlichen Erholung beteiligt werden“, betonte die Gewerkschafterin und bekam dafür kräftigen Applaus von den Warnstreikenden. Ohne eine akzeptable, materielle Erhöhung, die auch in die Struktur eingeht, werde es keinen Tarifabschluss geben. „Wir Metaller*innen werden keine weitere Nullrunde akzeptieren. Das beweist auch die heutige Beteiligung an den Warnstreiks“, sagte Clarissa Bader. Bewegung habe es in den Verhandlungen immerhin bei den Themen Zukunftstarifverträge auf betrieblicher Ebene, Beschäftigungssicherung durch Verkürzung der Arbeitszeit und Einbeziehung von dual Studierenden in tarifliche Regelungen.

Foto: Warnstreikende auf dem Rathausplatz – IG Metall EN-R-W

Stahlindustrie: Erstes Angebot der Arbeitgeber

Nach musikalischen Beiträgen des Gitarristen und Sängers Daniel Gardenier berichtete Mathias Hillbrandt über den Stand der Tarifverhandlungen in der Stahlindustrie. Die IG Metall fordere, ähnlich wie in der Metall- und Elektroindustrie, eine Tariferhöhung im Volumen von vier Prozent. In Betrieben mit schlechter Auftragslage soll das Geld auch für Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung eingesetzt werden können. Im Gegensatz zu den Metallarbeitgebern hätten die Stahlarbeitgeber schon in der 2. Verhandlungsrunde ein Angebot gemacht: Eine Corona-Prämie von 350 Euro zum Ende des ersten Halbjahres 2020 und im Februar 2022 soll es noch einmal die gleiche Einmalzahlung geben. Die zweite Zahlung soll auch für beschäftigungssichernde Maßnahmen eingesetzt werden können. Allerdings, so Mathias Hillbrandt, sei „das angebotene Volumen deutlich zu niedrig“ und „ausschließlich als Einmalzahlungen“ die nicht in die Entgeltstruktur eingehen „nicht akzeptabel“.

„Stillstand habe noch nie etwas bewegt“, rief Clarissa Bader den Warnstreikenden abschließend zu.  Die Arbeitgeber müssten sich endlich bewegen, „ansonsten werden die Streiks weitergehen, bis wir ein akzeptables Tarifergebnis haben.“

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