Jetzt erst recht Mitbestimmungsrechte wahrnehmen

O&K Antriebstechnik: Trotz Corona-Krise mit einem Rekordjahr 2020 abgeschlossen
Hattingen. (OK) Trotz Corona-Pandemie und Lockdown ist Chinas Wirtschaft im Vorjahr wie keine andere gewachsen. „Dies war für die O&K Antriebstechnik ein Rettungsring. So wurden wir von der Corona-Krise wirtschaftlich nicht getroffen“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Gerd Starosta. 70 Prozent der in Hattingen produzierten Großgetriebe werden nach China geliefert.
Selbst im ersten Lockdown im Frühjahr vergangenen Jahres als viele Firmen mit ihrer Lieferkette Schwierigkeiten hatten, „wurden wir ohne Probleme mit dem benötigten Vormaterial aus Italien beliefert“, erläutert der IG Metaller. Damit hätte es keine Produktions-unterbrechungen gegeben. Letztlich habe der Getriebeproduzent an der Ruhrallee im Gewerbepark Henrichshütte, der seit 2016 zum italienischen Antriebstechnikspezialisten Bonfiglioli gehört, 2020 als „Rekordjahr“ abgeschlossen. Einen entscheidenden Anteil daran hätten die 140 qualifizierten Kolleginnen und Kollegen gehabt.
Die Bonfiglioli-Gruppe mit Sitz in Calderara di Reno nordwestlich von Bologna (Italien) habe durch die Übernahme des Getriebeproduzenten in der Ruhrstadt ihr Produktportfolio durch ein umfassendes Sortiment an Achsantrieben, Schwenkantrieben und Messerantrieben für mobile Hochleistungsmaschinen der O&K AT ergänzt „Bonfiglioli baut kleine und mittlere Antriebe, wir stellen mittlere und vor allem große her. Das ergänzt sich gut“. Wichtig sei, betont der Gewerkschafter: Durch die Übernahme kam es zu keinem Stellenabbau. Die Tarifbindung ist erhalten geblieben und unsere Betriebsverfassungsrechte wurden nicht angetastet. „Auch wenn die in Italien oftmals stöhnen, was in Deutschland alles mit dem Betriebsrat beraten und verhandelt werden muss.“
Schutz der Belegschaft geht vor
Die Geschäftsführung habe rechtzeitig begriffen, wie wichtig der Schutz der Belegschaft vor Infektionen, während der Covid-19 Pandemie ist. „Schließlich ist die Erhaltung der Gesundheit der Beschäftigten eine wichtige Voraussetzung zur Aufrechterhaltung der Produktion“. Auf die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln werde daher penibel geachtet, sei es bei den Zu- und Ausgängen, an den Bearbeitungsmaschinen, in der Waschkaue und im Pausenraum.
„Wir haben schon im ersten Lockdown klare Regeln für die Arbeit im Homeoffice in einer Betriebsvereinbarung niedergeschrieben“, so Gerd Starosta. 40 bis 45 Prozent der Beschäftigten, die in Homeoffice arbeiten können, würden in einem bestimmten Rhythmus diese Arbeitsweise in Anspruch nehmen. Wobei der Betriebsratsvorsitzende darauf hinweist, dass sie diese Arbeitsform auch durchaus kritisch sehen.

Jetzt erst recht Mitbestimmungsrechte wahrnehmen
Er selbst habe im ersten Lockdown ebenfalls teilweise Homeoffice gemacht, „doch inzwischen nicht mehr“, denn ein Betriebsratsvorsitzender „gehört in den Betrieb zu den Kolleginnen und Kollegen“, zumal in einer Zeit, wo es aufgrund von Platzgründen nicht oder kaum möglich ist „Betriebsversammlungen durchzuführen“. Und online gehe das auch nicht immer so ohne weiteres. Umso wichtiger sei in der heutigen Zeit die persönliche Ansprache am Arbeitsplatz „mit Abstand und Mundschutz“. Einige Informationen könnten auch über Aushänge transportiert werden. Zur Durchführung der Betriebsratssitzungen würden sie den Pausenraum benutzen, in dem mit dem siebenköpfigen Betriebsratsgremium der Mindestabstand eingehalten werden könne. „Gerade jetzt ist es wichtig, dass wir unsere betrieblichen Mitbestimmungsrechte wahrnehmen“, hebt Gerd Starosta hervor.
So sei es ihnen beispielsweise durch ihre „Hartnäckigkeit“ im vergangenen Jahr trotz Corona gelungen, dass die in den beiden Vorjahren 2018/19 ausgesetzte Ausbildung junger Menschen wieder aufgenommen wurde. Ihr „Offener Brief“ an den Vorstand in Italien habe „gewirkt“ und maßgeblich dazu beigetragen, dass wieder zwei Auszubildende pro Jahr eingestellt werden. Auch die Übernahme der Ausgelernten im Betrieb sei sichergestellt. „Schließlich sind wir auf gut ausgebildete Fachkräfte angewiesen“, so der Betriebsratsvorsitzende. Das Mitglied im Ortsvorstand der IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper hat deshalb kein Verständnis, dass Unternehmen unter dem Vorwand Corona-Pandemie die Ausbildung runterfahren. Später würden sie wieder „über Fachkräftemangel jammern“.
OK’ler werden dem Aufruf zu Warnstreiks folgen
Angesprochen auf die laufende Tarifbewegung in der Metallrunde, meint Gerd Starosta, der Mitglied in der nordrhein-westfälischen IG Metall-Tarifkommission ist, dass bei seinen Kolleginnen und Kollegen aufgrund der guten Auftragslage natürlich die Forderung nach Erhöhung der Entgelte um 4 Prozent im Vordergrund stehe. Er könne die Arbeitgeber nur warnen, auf Zeit zu spielen bringe ihnen keinen Vorteil. Je mehr sich die Krisenstimmung auch in den anderen Betrieben infolge der verbesserten Wirtschaftslage aufhelle, desto höher würden die Erwartungen der IG Metall-Mitglieder an den Tarif-Abschluss. Für Gerd Starosta steht fest: „Wenn unsere Organisation, die IG Metall, zu Warnstreiks aufruft, dann werden wir – die OK’ler – dem Aufruf folgen. Schließlich geht es um unsere eigenen berechtigten Interessen“.