
Tausende Stahlarbeiter haben in den vergangenen Tagen bundesweit die Arbeit niedergelegt. Sie folgten dem Aufruf der IG Metall zum Warnstreik und machten Druck für ihre Forderungen: Sechs Prozent mehr Geld und eine zusätzliche Urlaubsvergütung mit Wahloption auf freie Tage. In Witten traten 550 Beschäftigte der Frühschicht des Edelstarkwerks DEW in den Ausstand. „Jetzt wird es heiß! Für sechs Prozent und mehr freie Tage in der Stahlindustrie“, stand auf dem Transparent an der Spitze des Demo-Zuges zum Gewerkschaftshaus. Mit dabei die Kollegen des DEW-Standortes Hattingen.
Auf der Kundgebung vorm Gewerkschaftshaus haben der IG-Metall-Bevollmächtigte Mathias Hillbrandt und der Betriebsratsvorsitzende Ralf Peine dazu aufgerufen, den „betrieblichen Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen.“ Diese hätten auch in der 3. Verhandlungsrunde kein Angebot auf den Tisch gelegt. Die Verärgerung über die Verweigerungshaltung der Arbeitgeber war auf dem Kundgebungsplatz förmlich spürbar. Den Hinweis „wer Zeit schindet, bekommt die „Gelbe Karte“, quittierten sie mit einem gellenden Pfeifkonzert und Beifall.
Die beiden Gewerkschafter erinnerten in ihren Ansprachen an den Verzicht der DEW’er*nnen auf das Weihnachtsgeld im Zuge des Sanierungstarifvertrags 2016/2017. Nicht nur die gesamtwirtschaftliche Lage, sondern auch die von DEW habe sich gebessert,“ so Ralf Peine. Das Arbeitgeber-Jammern und die Beschwörung der Gefahren durch Brexit, Strafzölle und Dumpingpreise rechtfertigten keine Zurückhaltung. Auch der Standort Witten sei wieder normal ausgelastet und die Beschäftigung liege mit 1800 Mitarbeitern einschließlich Leiharbeiter*innen und Azubis wieder auf dem Niveau vor dem großen Einbruch (1500).
Demonstration von DEW zum Gewerkschaftshaus
Stahlwerker sind steigerungsfähig
Die IG Metall fordert für die rund 72.000 Beschäftigten der Branche in NRW, Niedersachsen und Bremen sechs Prozent mehr Geld, eine überproportionale Anhebung der Azubi-Vergütung und eine Verlängerung des Tarifvertrages zu Altersteilzeit. Hauptstreitpunkt bei den Verhandlungen, so der IG Metall-Bevollmächtigte Mathias Hillbrandt, sei die Forderung der Gewerkschaft nach Einführung eines zusätzlichen Urlaubsgelds von 1800 Euro, das auch in freie Tage umgewandelt werden kann.
Diese Regelung hatten die Arbeitnehmer*innen im Frühjahr 2018 in der Metall- und Elektroindustrie durchgesetzt. Der IG Metaller erinnerte daran, dass, um diese Regelung durchzusetzen, Warnstreiks nicht genügt hätten, sondern 24-Stunden-Streiks nötig gewesen seien. Wenn notwendig würden auch die Stahlwerker bei ihren Aktionen steigerungsfähig sein.
Fotos: Ulrike Reinker