Kulturveranstaltung zum Internationalen Frauentag 2022

Ausstellungseröffnung und Kinoabend im IG Metall Bildungszentrum Sprockhövel
Die IG Metall Frauen Ennepe-Ruhr-Wupper und das IG Metall Bildungszentrum Sprockhövel haben nach einer digitalen Veranstaltung 2021, in diesem Jahr wieder zu einer Präsenzveranstaltung zum Internationalen Frauentag eingeladen.
Unter Einhaltung der aktuell gültigen Hygienevorschriften versammelten sich im Foyer des Bildungszentrums 50 Kolleg*innen aus der Region und Seminar-Teilnehmer*innen um sich gemeinsam eine Ausstellung des DGB Brandenburg zu Erwerbsbiografien von Frauen und im Anschluss den Film „Die Unbeugsamen“ anzuschauen.
Clarissa Bader, 1. Bevollmächtigte der IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper begrüßte die Anwesenden und stellte in ihren Grußworten fest: „Wir sind zwar schon weit gekommen mit der Gleichstellung der Geschlechter, aber natürlich ist noch viel Luft nach oben. Wir als IG Metall wollen eine bessere Zukunft für Frauen und keinen Rollback alter Rollenbilder. Besonders in den letzten beiden Jahren sind Frauen in den Betrieben durch Homeoffice, reduzierte Arbeitszeiten oder Kurzarbeit deutlich weniger präsent und sichtbar. Zukunft gibt es aber nur MIT uns!“ Sie führte weiter aus: „Der 8. März ist jedes Jahr ein Feiertag für Frauen und das soll er auch sein. Vor 111 Jahren begingen unsere Vorkämpferinnen zum ersten Mal den Internationalen Frauentag. Ihr Ziel war damals das Wahlrecht für Frauen. Aber schon ein paar Jahre später verwandelte sich der Frauentag in Protesttage für Frieden. Krieg und Frieden rücken in diesen Tagen wieder in unser Bewusstsein, es beschäftigt uns alle. Die Frauenbewegung war seit ihren Anfängen auch immer eine Friedensbewegung und wir sind natürlich in Gedanken bei all denen die aktuell von Krieg betroffen sind. Unsere Solidarität gilt heute den Menschen in der Ukraine! Ob es die Ukraine ist, ob es Syrien, Afghanistan oder der Jemen sind… Krieg ist keine Lösung!“
Jasmin Maschke, Bildungsreferentin im IG Metall Bildungszentrum stellte die Ausstellung vor und verknüpfte ihre persönlichen Erfahrungen aufgrund ihrer Herkunft mit den interessanten Geschichten der acht Frauen die den Mittelpunkt der Ausstellung „Frauenarbeit – Frauenalltag – Frauenrechte“ bilden. Eindrücklich werden in der Ausstellung die Erfahrungen berufstätiger Frauen in der DDR, nach der Wende und heute dargestellt. Am Beispiel dieser Frauen werden Mythen ausgeräumt und der Blick auf verschiedene Branchen, drei „Epochen“, deren Kontext sowie die historischen und sozialen Veränderungen bis 2015 geworfen. Die Ausstellung soll nun auch noch weiter aktualisiert werden und ganz aktuell zum Erfahrungsaustausch anregen und den Dialog zwischen den Generationen erleichtern. Sie will dazu ermutigen, für gute Arbeit und Gleichberechtigung, für Demokratie und Menschenrechte zu streiten und zwar nicht nur am 8. März! „Acht Brandenburgerinnen geben dieser Ausstellung ihr Gesicht. Sie sind aktive Gewerkschafterinnen, sie waren oder sind Betriebsrätinnen. Ihre erzählten Erfahrungen aus 60 Jahren Leben und Arbeiten in Brandenburg hat der DGB um historisches Material und Bilder aus dem Alltag ergänzt“ so Jasmin Maschke.
Jennifer Schmidt, bei der IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper für die Gleichstellungsarbeit zuständig, ging abschließend noch auf den Film –Die Unbeugsamen– ein. Ein Dokumentarfilm der die Geschichte von Frauen in der Bonner Republik erzählt. „Durch beeindruckende Interviews werden wir ihren Kampf um die Beteiligung an demokratischen Entscheidungsprozessen in einer von Männern dirigierten Welt nacherleben. Regisseur Torsten Körner nutzt im Film immer wieder leere Stühle/Räume im Bundestag als symbolträchtige Bilder – denn es kommt ja wie bei so vielem darauf an, wie und von wem die leeren Stühle besetzt und die leeren Räume mit Leben gefüllt werden.“
Erst 1961 schafft es mit der CDU-Politikerin Elisabeth Schwarzhaupt erstmals eine Frau auf die Regierungsbank: als Gesundheitsministerin unter Adenauer. Zu den ersten weiblichen Bundestagsabgeordneten gehörte von 1953 bis 1961 Marie-Elisabeth Lüders von der FDP.
Die mittlerweile verstorbenen Pionierinnen kann der Film nur noch in Archivbildern ehren. Viele ihrer Nachfolgerinnen aber erzählen in „Die Unbeugsamen“ selbst ihre Geschichte.
„Fasziniert hört man zu, wenn gestandene Politikerinnen wie Renate Schmidt, Hertha Däubler-Gmelin oder Rita Süßmuth berichten, wie hart sie sich das Standing in ihren eigenen Parteien, geschweige denn über Parteigrenzen hinweg einst erkämpfen mussten. Von den Männern belächelt, sogar ausgelacht oder nur jovial geduldet“, so Jennifer Schmidt weiter. „Ich glaube wir werden uns später mit all den Frauen im Film verbunden fühlen, egal welcher Partei sie angehören. Nicht das ich irgendwelche CDU Sympathien wecken will, aber die Leistung dieser Frauen ist beeindruckend, ihr Durchhaltevermögen imponierend. Ebenso wie die Verbundenheit, die über die Parteigrenzen hinweg spürbar ist. Und heute? Nach Merkel? Männliches Spitzenpersonal ist bei den Traditionsparteien wieder weitgehend unter sich, die Frauenquote im Bundestag sogar gesunken. Das Land braucht sie als sichtbare Powerfrauen aber immer noch: die unbeugsamen Frauen in der Politik. Denn, das hat Käte Strobel, Bundesgesundheitsministerin von 1966 – 1972 hervorragend festgestellt: „Politik ist eine viel zu ernste Sache, um sie alleine den Männern zu überlassen.““
Im Anschluss an die Eröffnungsveranstaltung wurde in verschiedenen Seminarräumen der Film live gestreamt und durch die tolle Unterstützung der Beschäftigten im Bildungszentrum Sprockhövel kam mit Nachos, Popcorn und Eis eine schöne Kinoatmosphäre auf.