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„Medien im Krieg – Krieg in den Medien“

Sie kennen alle den Satz: „Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst“ oder „Jeder Krieg beginnt mit einer Lüge“. Es fragt sich nur, woher die Lüge kommt, wer sie erfindet und wer sie verbreitet, leitete Professor Jörg Becker seinen interessanten Vortrag „Medien im Krieg – Krieg in den Medien“ vor den DGB-Senioren im Gevelsberger IG Metall-Haus ein.

Über all die Epochen hinweg habe das Zusammenspiel von Krieg und Medien den gleichen strukturellen Problemen unterlegen: Geheimhaltung contra Transparenz, staatliche Propaganda contra realistische Kriegsdarstellung, Feindbildproduktion contra differenzierte Wahrnehmung. In neuerer Zeit sei dies besonders in der Kriegsberichterstattung über den Kosovo-Krieg, in den sogenannten Golf-Kriegen und zuletzt im Krieg in Syrien zu beobachten gewesen, erläuterte der Referent anhand von Beispielen und Bildmaterial.

Arbeitsdruck verhindert gründliche Recherche

Der Abbau von Journalisten in den Zeitungen aufgrund zurückgehender Abonnentenzahlen, und der damit einhergehende Arbeitsdruck habe die bedenkliche Arbeitsweise verstärkt, dass in den Redaktionen immer mehr ungeprüft auf Meldungen von Nachrichten-Agenturen zurückgegriffen wird oder Informationen veröffentlicht werden, die häufig von staatlichen Stellen kommen. Damit gelänge es immer weniger, so Jörg Becker, die tatsächlichen Geschehnisse abzubilden. Stattdessen würden sich die Massenmedien ihre eigene Realität konstruieren, die wenig mit dem zu tun habe, was man gemeinhin Wirklichkeit nenne. Unkritische Massenmedien würden in der Regel zu einer Vermischung von Meinung und Nachricht, von Politik und Unterhaltung, von Aufklärung und Kommerz neigen. Ihrer verfassungsmäßigen Wächteraufgabe würden sie damit allerdings nicht gerecht.

Public Relations-Agenturen ersetzen „guten Journalismus“

Unter dem derzeit herrschenden neoliberalen Wirtschaftssystem, das durch Deregulierung, Privatisierung, Kommerzialisierung und Globalisierung geprägt sei, werde das öffentliche Gut Journalismus zunehmend durch ein System „kommerziell arbeitender Public Relations-Agenturen ersetzt“. Diese Dynamik erläuterte der Referent Jörg Becker an der Kriegsberichterstattung im Zweiten Golfkrieg, wo beispielsweise die US-amerikanische Fernsehgesellschaft CNN die militärischen Aktionen zu den attraktivsten und teuersten TV-Sendezeiten in den USA übertragen hat. Die Public Relations-Firmen übernähmen auch die professionelle mediale Kriegsvermarktung, wobei sie nicht davor zurückschrecken würden, Stories zu erfinden, um zur Legitimation von Angriffskriegen beizutragen.

Mit dieser Form der beeinflussenden Berichterstattung solle die kriegsskeptische und kriegsabgeneigte Bevölkerung in Deutschland unter Druck gesetzt werden. „Frieden als Wert an sich“ spiele bei einem Teil der Medien keine Rolle mehr, so Jörg Becker, auch Grundgesetz und Völkerrecht würden wie bei den völkerrechtswidrigen Luftangriffen der USA, Frankreich und Großbritannien auf Syrien ausgeblendet. Von der Friedensbewegung, ihren Aktivitäten und ihren Argumenten werde in den meisten Medien keine Notiz genommen.

Foto: Die Gevelsberger DGB-Senioren informierten über die Rolle der Medien – Foto: IGM GH

 

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