
IG Metaller*innen der Region protestieren für ihre Forderungen in Sprockhövel
Sprockhövel. (OK) Die IG Metaller*innen haben keine Zeit verloren. Exakt mit Ablauf der Friedenspflicht legten tausende Kolleginnen und Kollegen in der Nacht zu Dienstag bundesweit die Arbeit nieder. Im Laufe des Tages folgten mehr als 60.000 Beschäftigte dem Aufruf der IG Metall und beteiligten sich pandemiebedingt in unterschiedlichen Formen an Warnstreiks. Am Dienstagnachmittag fuhren rund 170 IG Metaller*innen aus der Region Ennepe-Ruhr-Wupper mit dem Auto in Sprockhövel beim IG Metall Bildungszentrum vor und tauchten den dortigen Parkplatz in „metallrot“. Die Aktion war eine erste Warnung an die Metallarbeiter: Wenn ihr euch nicht bewegt – Werden wir euch bewegen!
Begrüßt wurden die Teilnehmer*innen von Thomas Birg, dem Betriebsratsvorsitzenden des Bildungszentrums und den beiden IG Metall-Bevollmächtigten Clarissa Bader und Mathias Hillbrandt. Clarissa Bader wies eingangs daraufhin, dass am Tag zuvor vor rund 80.000 IG Mitglieder beim Online-Aktionstag „TarifauftaktLive“ die Warnstreiks eingeläutet wurden. Es folgte eine sehr informative und abwechslungsreiche Kundgebung der Gewerkschaft. Die Reden, den Ton der Einspielfilme des Vertrauensleute- und Ortsjugendausschusses und die von Simon Sandmann gesungenen Lieder konnten über Autoradio verfolgt werden. Um ihre Zustimmung zum Ausdruck zu bringen, machten die Anwesenden ausgiebig von der Auto- und Lichthupe gebrauch.
Über die laufende Metall-Tarifrunde informierten Clarissa Bader und Florian Budnick, Betriebsratsmitglied von dormakaba (Ennepetal). Die 1. Bevollmächtigte wertete die Teilnahme als „deutliches Zeichen der Zustimmung für die Tarif-Forderungen“. Die IG Metall fordere vier Prozent mehr Entgelt für die Beschäftigten. Bei Beschäftigungsprobleme soll die Arbeitszeit abgesenkt und der Entgeltausfall teilweise ausgeglichen werden. Außerdem verlange die Gewerkschaft den Abschluss von Zukunfts-Tarifverträgen zur Bewältigung der Veränderung der Arbeitswelt.
Provokatives Arbeitgeberangebot
Vier Mal schon hätten die Tarifparteien in NRW verhandelt, „ohne dass die Arbeitgeber ein Angebot vorgelegt haben, über das man ernsthaft sprechen konnte“, sagte Clarissa Bader. Die Arbeitgeber hätten nach einer Nullrunde in diesem Jahr Lohnerhöhungen in noch unbekannter Höhe erst ab 2022 angeboten, aber gefordert, dass „Krisenbetriebe“ bei bestimmten Bilanzzahlen ohne Nachverhandlungen mit der IG Metall „automatisch vom Tarifvertrag abweichen können“.
Die Kapitalseite habe in den letzten Wochen nichts unversucht gelassen, um die Pandemie für ihre Interessen zu instrumentalisieren. Das sei eine „Verhöhnung“ der Metall-Beschäftigten, die 2018 zum letzten Mal eine Entgelterhöhung erhalten und im Corona-Jahr 2020 dennoch „Tag für Tag trotz Gesundheitsgefahren in den Betrieben malocht haben“.
„Die Turbokapitalisten wollen nicht begreifen, dass es letztendlich die Beschäftigten sind, die mit ihren Händen und dem Gold in den Köpfen erst die Werte schaffen“, betonte Florian Budnick. Die Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben seien keine „Traumtänzer“: „Sie wollen ihren Anteil am wirtschaftlichen Erfolg und die Anerkennung ihrer Leistung“. Seine Feststellung, „wenn wir in den kommenden Wochen solidarisch zusammenstehen, bekommen wir unsere Forderungen gewuppt“, wurde zustimmend mit einem lauten Hupkonzert unterstrichen. Die Jugend- und Ausbildungsvertreterin bei dormakaba, Lisa Lützenberger, machte sich vor allem für die Jugendforderungen stark wie die unbefristete Übernahme nach der Ausbildung und die tarifvertragliche Gleichstellung der Dual-Studierenden mit den Auszubildenden. Das Zurückfahren von Ausbildungsplätzen durch die Arbeitgeber*innen unter dem Vorwand Corona-Pandemie nannte sie „kurzsichtig“. Künftig würden sie wieder „über Facharbeitermangel jammern.“ Es dürfe keine verlorene „Corona-Generation“ geben.
Tarifauftakt Stahlindustrie
Der 2. Bevollmächtigte Mathias Hillbrandt und das DEW-Betriebsratsmitglied Maurice Eichler berichteten über den Start der Stahl-Tarifrunde 2021. Für die 70.000 Beschäftigten der nordwestdeutschen Eisen- und Stahlindustrie fordere die IG Metall ebenfalls ein Volumen von vier Prozent, das zur Stärkung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen sowie zur Finanzierung von Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung eingesetzt werden kann. Die aktuelle Stahlknappheit führe dazu, dass es in einigen Bereichen nicht nur Lieferengpässe gebe, sondern auch „die Preise durch die Decke“ gehen würden. Angesichts der exorbitanten Produktivitätssteigerungen seien „die aufgestellten Forderungen mehr als gerecht. „Jetzt ist es notwendig, dass Metaller und Stahlarbeiter Schulter an Schulter ihre Forderungen gemeinsam erkämpfen“, rief Maurice Eichler.
„Es bleibt dabei, wir wollen mehr, dass was uns jetzt zusteht muss jetzt her, ansonsten gehen wir alle raus, und ihr habt ein leeres Haus. (…..) Corona ist ein riesen Scheiß, aber wir haben weiter unsern Preis. Es geht um Zukunft und noch mehr, für uns muss die 4 her. Wir haben mehr verdient, sind die ohne die rein gar nichts geht. Wir sind die Wertschöpfung und ohne uns seid ihr nichts“ sang Simon Sandmann im Stil des bekannten Wellerman Songs. Mit dieser musikalischen Warnung auf den Lippen fuhren die Auto-Demonstrierenden lauthupend vom Parkplatz in Sprockhövel.





















































































