„Mit der Faust in der Tasche zugestimmt“

Gevelsberg. Mitgliederversammlung der IG Metall bei Dieckerhoff Guss in Gevelsberg: Die erste Bevollmächtigte Clarissa Bader erläuterte das Ergebnis der schwierigen Verhandlungen über einen abweichenden „Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung“. Die Versammelten stimmten einstimmig dem Verhandlungsergebnis zu, viele von ihnen „mit der Faust in der Tasche“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Sadi Demir: „Schließlich war es das beste was wir mit Unterstützung der IG Metall rausholen konnten“.
Bei den aktuellen Verhandlungen stand nicht nur der Gevelsberger Betrieb, sondern alle sechs Betriebe der Guss-Gruppe der Georgsmarienhütte im Focus. Teilweise durch gravierende Umsatzeinbrüche, aber auch durch nicht ausgelöste Investitionen und damit ausbleibende Innovationsschübe geriet die gesamte Guss-Gruppe in eine „wirtschaftliche Schieflage“. Da sich der Gesellschafter geweigert habe, trotz vollzogenen Personalabbau die aufgelaufenen Verluste auszugleichen, „wurde mal wieder den Beschäftigten ins Portemonnaie gegriffen, um die notwendige Sanierung zu finanzieren“, kritisiert das Betriebsratsmitglied Herbert Uppendahl.
Die „Gift-Zähne“ konnten gezogen werden
Sadi Demir weist darauf hin, dass es der Arbeitnehmerseite in den teils harten Verhandlungen gelungen sei, dem „Horror“-Verzichtskatalog des Arbeitgebers die „giftigen Zähne zu ziehen“. Für die Beschäftigten am Standort Gevelsberg bedeutet der Abschluss, dass sie vom 1. Juli bis zum 31. Dezember 2017 eine „unbezahlte Stunde pro Tag“ leisten müssen, dafür wird ihnen „das Urlaubs- und Weihnachtsgeld in vollem Umfang ausbezahlt“. Darauf hätten sie, wenn es nach dem Arbeitgeber gegangen wäre, verzichten sollen. Im aktuellen Fall leisten die Gevelsberger damit einen „Solidar-Beitrag“ für die gesamte Guss-Gruppe.
Für die beiden IG Metaller steht fest: Das Einsammeln von „Belegschaftsbeiträgen“ muss ein Ende haben. „Nach 16 Jahren in die Tasche greifen, haben unsere KollegInnen die Schnauze gestrichen voll“, so Herbert Uppendahl. Um die prekäre Lage des Unternehmens ins positive zu wenden, sei jetzt eine strategische und nachhaltige Unternehmensplanung notwendig.
Mit Blick auf die im Herbst anstehenden Verhandlungen für das Jahr 2018, setzt Sadi Demir, insbesondere auf die Ergebnisse der Arbeit der arbeitnehmernahen Beratungsgesellschaft Project Consult (PCG). Diese hat an den jeweiligen Standorten Teams gebildet, in die auch Betriebsratsmitglieder einbezogen sind, um alternative „Einsparvorschläge“ auszuarbeiten, in deren Mittelpunkt die Veränderung von Betriebsabläufen, die Freisetzung von strategischen Investitionen und innovative Verbesserungen stehen.
„Unsere Kollegen wollen nicht nur ständig etwas von „Zukunft Guss“ hören, sie wollen endlich sehen, dass sich was nach vorne bewegt“, meinen die beiden Gewerkschafter, die stolz darauf hinweisen, dass sie einen hohen Organisationsgrad im Betrieb haben. Ein nicht zu übersehender Wink an die Arbeitgeberseite.
Foto: Gut besuchte Mitgliederversammlung bei Dieckerhoff Guss in Gevelsberg – Foto: privat