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Neues von der IG Metall vor Ort

Bericht von der Delegiertenversammlung

Jenny Schmidt, politische Sekretärin der IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper eröffnet am 14.09.2023, in Vertretung für den Kollegen Hillbrandt, die 10. ordentlichen Delegiertenversammlung. Sie begrüßte die ca. 100 anwesenden Delegierten in der Gebläsehalle des LWL Museums Henrichshütte.

Die 1. Bevollmächtigte Clarissa Bader hielt mit den politischen Sektretär*innen Emel Cetin und Andreas Werner den ausführlichen Geschäftsbericht zu den Aktivitäten und Neuigkeiten der IG Metall vor Ort.

Bei dem Tagesordnungspunkt Betriebliches ging die Kollegin Bader zuerst auf die generelle Situation in der Region ein. Sie berichtete über die etwas schwächelnde Konjunktur und über mehr Beratungsanfragen zu Kurzarbeit. Zu den Betrieben stellte Sie beispielhaft die Auseinandersetzungen bei den Deutschen Edelstahlwerken in Witten und bei dormakaba in Ennepetal vor. Die Interessenvertretungen sind massiv unter Druck, weil durch unternehmerische Entscheidungen personelle Maßnahmen notwendig werden die zu Entlassungen und sogar zu Standortschließungen führen. Bei der DEW aufgrund wirtschaftlicher Schieflage und in Kombination mit einer Abweichung vom Flächentarifvertrag, bei dormakaba weil der Konzern mit Hauptsitz in der Schweiz trotz hoher Gewinnmargen den Gewinn gierig weiter ausbauen möchte. Eins haben die Auseinandersetzungen allerdings gemeinsam, wenn man auf die Ideen und Vorschläge der Arbeitnehmerseite gehört hätte bzw. hören würde, wären sie so nicht notwendig. In diesem Zusammenhang erneuerte Bader nochmals die Forderung nach mehr wirtschaftlicher Mitbestimmung.

Jenny Schmidt berichtete ergänzend über das Unternehmen Spax in Ennepetal, die sich nach 200-jähriger Firmengeschichte und dem Aushängeschild noch ein soziales Familienunternehmen zu sein von selbigem krachend verabschiedet haben, in dem sie im zweistelligen Bereich personenbedingte Entlassungen planen. Die Kündigungen werden krankheitsbedingt ausgesprochen und dies wurde in unerträglicher Weise per Aushang bekannt gegeben, nach dem Motto: Wir spalten unsere Belegschaft in gesund und zu häufig krank. Wer zu häufig krank ist muss gehen, damit der Rest bleiben kann. Die Delegierten reagierten empört und geschockt über diese Vorgehensweise.

Des Weiteren stellte Bader die Planungen zur kommenden Stahltarifrunde vor und erklärte die innovative Forderung „Geld Rauf – Zeit runter“ im Zusammenhang mit den besonderen Herausforderungen vor der die Stahlindustrie steht (wir berichteten bereits ausführlich auf unserer Homepage).

Die beiden Veranstaltungen zum Antikriegstag in Witten und Hattingen am 01.09.20203 bei deren Durchführung die Geschäftsstelle federführend beteiligt war, waren ebenfalls Teil des Berichtes und wurden bei der anschließenden Aussprache auch von Delegierten thematisiert. Leider ist die Teilnahme nicht annähernd so gut wie sie eigentlich sein sollte, wenn man auf die unzähligen kriegerischen Auseinandersetzungen in der Welt und Europa schaut. Bader machte deutlich, dass das Thema Rüstungslieferungen und Umgang der IG Metall mit ihrer Verantwortung als Teil der Friedensbewegung auf dem kommenden Gewerkschaftstag eine große Rolle spielen wird. Zum Gewerkschaftstag stellte sie den Delegierten die Empfehlungen der Antragsberatungskommission zu den von der Geschäftsstelle gestellten Anträge vor und machte unter Applaus der Anwesenden deutlich, dass sich die gewählten Vertreter*innen der Geschäftsstelle insbesondere bei dem Umgang mit der betrieblichen Altersvorsorge deutlich positionieren wollen und sich für eine klare Absage an das in einigen Teilen der Organisation gewollte „Sozialpartnermodell“ einsetzen wollen.

Emel Cetin stellte die Planungen zu den kommenden Vertrauensleutewahlen vor, diese Ideen sind gemeinsam mit dem sehr aktiven Vertrauensleuteausschuss der Geschäftsstelle entstanden. Für die Vertrauensleute unserer Geschäftsstelle geht es nämlich um vieles wenn die Wahlen im ersten Halbjahr 2024 anstehen. Es geht darum die Demokratie im Betrieb zu stärken, denn Vertrauensleute organisieren Beteiligung und Mitsprache ihrer Kolleg*innen. Es geht darum solidarisch zu sein, denn Vertrauensleute engagieren sich für ein respektvolles Miteinander, Gerechtigkeit und den Zusammenhalt in der Belegschaft. Die Vertrauensleute kämpfen zusammen mit den Mitgliedern und Beschäftigten für faire Entgelte und gute Arbeit. Die Vertrauensleutearbeit der Geschäftsstelle ist gut aufgestellt, derzeit gibt es 13 Betriebe mit gewählten Vertrauensleuten, allerdings gibt es noch viel mehr Betriebe in denen wir die Wahlen durchführen können und Cetin rief dazu auf, auf sie zu zukommen und gemeinsam zu überlegen wie man mehr Beschäftigte als Vertrauensleute gewinnen kann. Um die anstehenden Wahlen bestmöglich durchzuführen, werden Sie mit einer großen örtlichen Vertrauensleute-Konferenz in Sprockhövel vom 26. bis 27.01.2024 gestartet.

Andreas Werner berichtete über die Chancen zur Mitgliedergewinnung die mit den neuen Tarifabschlüssen in der Leiharbeit einhergehen und brachte einen Teil der Delegierten in Bewegung. Er stellte Fragen zu denen die Delegierten die diese mit Ja beantworten konnten aufstehen sollten. Es zeigte sich, dass zwar weiterhin in der Großzahl der Betriebe Leiharbeitnehmer*innen beschäftigt werden, wenn es aber darum geht Betriebsvereinbarungen dazu abzuschließen oder eine systematische Ansprache zu planen noch einiges passieren könnte. Er rief die Delegierten dazu auf das Angebot der Geschäftsstelle zu Leiharbeits-Sprechstunden im Betrieb wahrzunehmen, zumal sich bei zwei durchgeführten Veranstaltungen sofort Erfolg einstellte, weil man neue Mitglieder gewinnen konnte.

Weil Mathias Hillbrandt bei der Delegiertenversammlung nicht anwesend war, stellte Clarissa Bader auch den Teil der Mitgliederentwicklung und Finanzen dar. Insgesamt läuft es derzeit, auch aufgrund der Werbung der neuen Auszubildenden in Sachen Neuaufnahmen gut. Bei den Austritten und Streichungen weist die Geschäftsstelle ebenfalls eine positive Bilanz aus.

Bevor die Delegierten die Änderung des Ortsstatutes zur Reduzierung des Ortsvorstandes einstimmig abstimmten, wurde Michael Vollmert mit viel Applaus für sein Engagement im Ortsvorstand gedankt. Er ist vor kurzem in den wohlverdienten Ruhestand gewechselt, bleibt der IG Metall aber als aktiver Senior erhalten. 

Zum Abschluss wurden die Delegierten aufgerufen zahlreich bei der nächsten (Weihnachts)-Delegiertenversammlung Ende November dabei zu sein.

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