Nicht nur Aktionäre, auch Beschäftigte sollen ihre „helle Freude“ haben

Ennepetal. Die Aktionäre von dormakaba haben ihre „helle Freude“ am Jahresabschluss des international aufgestellten Spezialisten für Zutrittssysteme, so der Tenor auf den Wirtschaftsseiten der internationalen Presse. Zur guten Stimmung trage insbesondere das Betriebs- und Konzernergebnis bei, das ihnen eine Dividenden-Erhöhung um 17 Prozent beschere „Die Freude sei ihnen gegönnt“, meint Jörg Kannapin, Konzernbetriebsratsvorsitzender, „doch nicht nur sie, auch die Beschäftigten sollen sich freuen können“, schiebt er trocken hinterher.
Das Unternehmen dormakaba, das am 1. September 2015 durch die Fusion des Ennepetaler Unternehmens für Schließtechnik, Dorma, und dem Züricher Produzenten von Sicherheitsschlüsseln, kaba, entstanden ist, hat das Geschäftsjähr 2016/17 mit einem hervorragenden Ergebnis abgeschlossen: Der konsolidierte Umsatz stieg um 9,4 Prozent auf 2,52 Mrd. Franken. Die Rendite der Holding erreichte 15,4 Prozent, die im kommenden Jahr noch gesteigert werden soll. Der Aktienkurs des im schweizerischen Rümlang ansässigen Konzerns schoss auf die Höhe von 984,50 SFr. Pro Namensaktie sollen 14 Franken Dividende ausgeschüttet werden.
Betriebsrat fordert „Bonus“ für die Beschäftigten
Für den Betriebsrat Anlass genug, auch für die Beschäftigten einen „Bonus“, eine Beteiligung am Gewinn, zu fordern. Schließlich hätten die Kolleginnen und Kollegen „mit ihrem Wissen und ihrer Hände Arbeit erst die Voraussetzungen für das wirtschaftliche Ergebnis geschaffen“. „Wir setzten das Thema auf die Sitzung des Wirtschaftsausschusses“, sagt Jörg Kannapin. Da sie jedoch „keine Vollmacht“ hatte, sah sich die Arbeitgeberseite außerstande darüber zu verhandeln. Die Betriebsratsmitglieder konterten: „Dann besorgen sie sich eine und wir sprechen weiter“. Dass die Beschäftigten an allen bundesdeutschen dormakaba-Standorten einen Anspruch auf eine „Gewinnbeteiligung“ haben, steht für die Betriebsratsmitglieder Eva-Maria Klein, Iris Stein und Tommaso di Nunzio außer Frage. Iris Stein: „Wir werden am Ball bleiben!“
Sitz der dormakaba in Ennepetal
Aus strategischen Gründen sei die Fusion durchaus „sinnvoll gewesen“, schätzt Jörg Kannapin ein. Doch bei aller positiven Entwicklung dürfe nicht vergessen werden, dass durch diesen Zusammenschluss 422 ArbeitnehmerInnen an den deutschen Standorten ihren Arbeitsplatz verloren haben. Gleichzeitig habe inzwischen die Verlagerung der Produktion des Türschließers BTS 80 ins Werk nach Singapur stattgefunden, der Türschließer BTS 93 soll in 2018 folgen. Nicht zuletzt wurde die Dorma Beschlagtechnik in Velbert-Neviges an die US-amerikanische Flacks-Group in Miami (Florida) verkauft. In diesem Zusammenhang seien noch 15 Arbeitsgerichtsverfahren von Beschäftigten anhängig, die dem Übergang auf die neue Firma widersprochen haben.
Fotos: IGM GH