„Nichts ist erledigt!“

Museumsplatz in Essen. Aus dem Folkwang Museum kommen Besucher*innen, unter dem Arm zusammengerollte Plakate. Spätestens beim Gang durchs Deutsche Plakatmuseum, das bis Anfang April Klaus Staecks Plakate eine Sonderausstellung widmet, wird klar: Jede/r Besucher/in der Ausstellung die plakative Satire für den Demokratiebedarf zeigt, darf sich an zwei Plakatstapeln bedienen: „Die Mietsache Erde“, von unserem Planeten, der „schonend zu behandeln und in gutem Zustand zurückzugeben“ ist und „Steuern von allen“, auch von Großunternehmen wie Apple, Starbucks, Google, Pfizer, IKEA oder Microsoft, die er wegen Steuerflucht ins Visier nimmt.
Satire soll zum Nachdenken anregen
Klaus Staecks Plakate lassen die deutsche und internationale Politikgeschichte der letzten vier Jahrzehnte Revue passieren und gleichzeitig überraschen sie auch heute noch durch ihre Aktualität. So hat beispielsweise sein Umweltplakat von 1988 „Alle reden vom Klima, wir ruinieren es“, aus seinem Kampf gegen die deutsche Chemieindustrie zusammen mit Greenpeace, nichts an Wahrheitsgehalt verloren. Seine Plakate stehen unter dem Credo: „Nichts ist erledigt“.
Staecks Plakate produzierten regelmäßig Skandale, vor allem als er sich in den 1970er Jahren mit der CDU/CSU anlegte. Mit dem anlässlich der Bundestagswahl 1972 entstandenen Plakat „Deutsche Arbeiter! Die SPD will euch eure Villen im Tessin wegnehmen“ machte der Künstler eine ironische Kampfansage an die Wahlpropaganda der CDU, die Sozialdemokraten planten bei einem Wahlsieg die Verstaatlichung von Privateigentum. Seine Satire sollte immer zum Nachdenken anregen: Ob mit „Birne“-Plakaten oder der „Banane“ von 1990, als zusammenwuchs, „was zusammen gehört“. Darüber hinaus brachte er mit seinen Plakaten auch Solidarität mit den gegen Faschismus kämpfenden Völkern in Chile und Nicaragua zum Ausdruck.
Sein künstlerisches Engagement brachte ihm nicht nur Anerkennung, sondern auch zahlreiche Prozesse ein. Doch auch das längste Verfahren konnte er wie alle anderen erfolgreich für sich entscheiden: Die Vorstandsvorsitzenden von Hoechst und Kali-Chemie hatten gegen ihn geklagt, weil er die Chemiegiganten auf seinem Plakat verantwortlich für Ozonzerstörung und Treibhauseffekt. machte.

„Sand fürs Getriebe“
Staeck betreibt auch heute noch politische Aktionskunst. Jüngst nahm er den US-Präsidenten Donald Trump und die AfD aufs Korn. Ob Trump als „Lügenbaron“ auf Münchhausens Kanonenkugel oder Alexander Gauland als zweifelhafter Repräsentant einer ‚altdeutschen‘ „Leitkultur“: Die Plakate bringen aktuelle Problematiken auf den Punkt. Auch heute noch mischt er sich in die politische Lebenswelt ein, um die Demokratie zu stärken – dazu gehört „Sand fürs Getriebe“ zu verstreuen. So der Titel einer Installation, die er schon 1986 angefertigt hat: Stapelweise Jutesäcke mit Sand sollen Störfaktor sein in der von ihm seit seines Lebens kritisierten deutschen Behaglichkeit.
Die Ausstellung „Sand im Getriebe“, Politische Plakate von Klaus Staeck, im Museum Folkwang in Essen am Museumsplatz 1 (Anfahrt Bismarkstraße) ist bis 8. April geöffnet, Di – Mi, Sa – So 10 – 18 Uhr, Do + Fr 10 – 20 Uhr.
Foto: Politische Plakate von Klaus Staeck – Foto: IGM GH
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