AktuellesArtikelTarife

Nullrunde „weggestreikt“

Tarifabschluss Stahl 2021: Corona-Prämie und dauerhafte tarifliche Erhöhung

Bei den Tarifverhandlungen für die rund 70.000 Beschäftigten der nordwestdeutschen Eisen- und Stahlindustrie erzielten IG Metall und Arbeitgeber eine Einigung. Die Beschäftigten erhalten eine Corona-Prämie von 500 Euro und eine tarifliche Erhöhung, die ab 2023 jährlich 600 Euro betragen wird.

„Angesichts der schwierigen Bedingungen während der Corona-Pandemie und der wirtschaftlichen Lage in Teilen der Stahlindustrie wie beispielsweise bei der DEW-Gruppe ist es ein akzeptables Ergebnis“, kommentiert der Zweite Bevollmächtigte Mathias Hillbrandt den Stahl-Tarifabschluss. Wichtig sei: „Das haben wir gemeinsam erreicht.“ Mehr als 9000 Beschäftigte aus 48 Betrieben beteiligten sich an den Warnstreiks – mit Abstand und Maske – so auch in Witten.

500 plus 600 Euro

Nach Inkrafttreten des Tarifvertrages fließen mehrere Zahlungen: Zum 30. Juni 2021 erhalten die Stahlarbeiter*innen eine „steuerfreie Corona-Prämie“ in Höhe von 500 Euro. Daneben vereinbarten Stahlarbeitgeber und Gewerkschaft eine „weitere Einmalzahlung“ von 600 Euro, die ab 2023 jedes Jahr ausgezahlt wird und bei künftigen Tariferhöhungen tarifdynamisch mitwächst. Im Dezember 2021 fließt die erste tarifliche Erhöhung von 250 Euro; weitere 250 Euro werden mit der Februarabrechnung 2022 überwiesen. Ab Februar 2023 steigt diese zusätzliche tarifliche Vergütung auf 600 Euro jährlich. Sie kommt zu dem seit 2020 gezahlten Zusatzentgelt von 1000 Euro hinzu.

„Die 600 Euro können in Krisenunternehmen in freie Tage umgewandelt werden – so können wir dort Beschäftigung sichern“, so Knut Giesler. Darüber hinaus wurden die Tarifverträge zur Altersteilzeit, Werkverträge und Beschäftigungssicherung verlängert. Der nordrhein-westfälische Bezirksleiter der IG Metall nannte die Einigung „einen verantwortungsvollen und fairen Kompromiss“. Die Beschäftigten würde nicht nur eine Einmalzahlung bekommen, sondern ihre Entgelte würden auch dauerhaft steigen.

Auszubildende profitieren überproportional

Positiv ist, dass die Auszubildenden und die unteren Entgeltgruppen überproportional von diesem Verhandlungsergebnis profitieren. Auszubildende erhalten 60 Prozent der aushandelten Beträge: 300 Euro Corona-Prämie und zwei Tarifzahlungen à 150 Euro. Ab 2023 steigt die zusätzliche Zahlung auf dauerhaft 360 Euro im Jahr. Bei Auszubildenden kann die zusätzliche Zahlung nicht in Freizeit umgewandelt werden, da die Zeit für die Vermittlung von Lernstoff gemäß Ausbildungsplan rechtlich nicht einfach gekürzt werden kann. „Es freut mich besonders, dass wir für die Auszubildenden ein gutes Ergebnis herausholen konnten“, betont Mathias Hillbrandt.

Weiterhin haben sich die Tarifparteien darauf verständigt, zeitnah einen Tarifvertrag für dual Studierende zu erstellen und einen Transformationstarifvertrag für eine CO2-neutrale Stahlproduktion auf den Weg zu bringen. Die Laufzeit des Tarifvertrags beträgt 15 Monate bis Ende Mai 2022. Dann kann die IG Metall wieder über eine Erhöhung der Entgelte verhandeln. Zum Einlenken der Stahlarbeitgeber auf der Zielgeraden haben natürlich die Warnstreiks, aber auch die Tatsache beigetragen, dass sich die wirtschaftliche Situation in der Stahlindustrie deutlich aufhellt.

Weitere Artikel

Back to top button
Close