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Organisieren, Wissen aneignen und eigene Strategien entwickeln – das macht uns stark!

Drei Jahre ist es nun her, dass der Gruppenverbund aus der Altenloh, Brinck & Co. KG und der SPAX International, beide in Ennepetal, sowie der ABC Umformtechnik in Gevelsberg aufgelöst wurde. Durch die Einsetzung „eigenständiger personeller Leitungen“ sollte die „Eigenverantwortung der Unternehmen im Gruppenverbund“ gestärkt werden. Die Veränderung der Unternehmensstruktur in 2015 sollten keine nachteiligen Auswirkungen auf die Arbeit der Interessenvertretung“ zur Folge haben. Um dies abzusichern, unterzeichneten IG Metall und das Unternehmen Ende Oktober 2015 einen Tarifvertrag, der auch künftig einen Gemeinschaftsbetriebsrat für alle drei Betriebe in Ennepetal und Gevelsberg vorsah.

„Wir haben relativ schnell erfahren müssen, dass die Geschäftsführung von dem Grundsatz ‘Pacta sunt servanda‘ – Verträge sind einzuhalten – wenig gehalten hat,“ schildert Thomas Staar die damalige Situation. Tatsächlich kündigte Geschäftsführer Frank Haberstroh den bestehenden Konsens auf und bestand auf die Einrichtung eines eigenständigen Betriebsratsgremiums in den drei Betrieben. Da die Geschäftsführung mit ihrer Anfechtung der gemeinsamen Betriebsratswahl von 2018 vor dem Amtsgericht Erfolg hatte, mussten die 320 Beschäftigten der ABC Umformtechnik GmbH in Gevelsberg, ein Spezialist u.a. für Radverschraubungssysteme und Automotive, ein Jahr später erneut an die Wahlurne.

Anfang April 2019 wählten sie ein neunköpfiges Betriebsratsgremium. Mit einer hohen Wahlbeteiligung sandten sie ein klares Signal an die Arbeitgeberseite: Wir stehen hinter unserem Betriebsrat. Das Amt des freigestellten Vorsitzenden übernahm Thomas Staar und Kollegin Sibel Ünlü wurde seine Stellvertreterin. Wer weiß, vielleicht hat dieser Vorgang mit dazu beigetragen, dass sich Thomas dazu entschieden hat, neben seiner betrieblichen Tätigkeit ein „Jura“-Studium an der Fern-Universität in Hagen zu beginnen.

Thomas Staar wurde 1971 in Gevelsberg im Niederbergisch-Märkischen-Land geboren. Mindestens zwei Ereignisse prägten sein Geburtsjahr: Bundeskanzler Willy Brandt bekam für seine mutige Ostpolitik den „Friedensnobelpreis“ und die IG Metall eröffnete in Sprockhövel ihr größtes Bildungszentrum in der Bundesrepublik. In der früher von der Metallindustrie stark geprägten Stadt Gevelsberg ist Thomas aufgewachsen, zur Schule gegangen – hat hier später sein Abitur gemacht. Ein Freund hat ihn neugierig gemacht, „so kam ich zum Kunstturnen, dazu gehörte Geräte- und Bodenturnen“, erklärt Thomas. 1987 habe er an den deutschen Meisterschaften teilgenommen. Später wurde die Rockmusik sein Hobby. In den 1990er Jahren gründete er die Band „Dand“ und betreibt heute noch ein Tonstudio.

Inzwischen sind es 30 Jahre bei der ABC Umformtechnik

Im Jahr 1989 beginnt der heutige IG Metaller bei ABC seine dreieinhalbjährige Ausbildung als Werkzeugmechaniker. Nach dem Facharbeiterabschluss ist er zunächst in der Schlosserei in der Fertigung tätig und macht zusätzlich auf der Abendschule seinen Techniker. Kein leichtes Unterfangen „tagsüber arbeiten und abends die Schulbank drücken“. Doch für seine „betriebliche Karriere“ war es hilfreich: Thomas wurde Meister und später Projektmanager im Unternehmen.

Im Jahr 2006 hat er sich entschieden in die IG Metall einzutreten. Vielleicht war auch dies eine wichtige Entscheidung für seine spätere Entwicklung und für sein heutiges Engagement zur Verbesserung der Arbeits- und Entlohnungsbedingungen seiner Kolleginnen und Kollegen. Fünf Jahre später – im Jahr 2011 – kandidierte Thomas Staar erstmals für den Betriebsrat. Die im Betrieb vorhandenen Probleme, aber auch viele Gespräche mit Kollegen hätten ihn dazu motiviert. „Obwohl ich bei der Wahl im damaligen Gemeinschaftsunternehmen ein Quereinsteiger war, statteten mich die Wähler*innen mit einem guten Ergebnis aus,“ erinnert er sich. Drei Jahre später wurde der IG Metaller wieder gewählt. Während Kollege Asim Islah Vorsitzender des Betriebsratsgremiums wurde, übernahm er das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden.

„Wir hatten kaum Zeit Luft zu holen, geschweige denn uns richtig einzuarbeiten, als uns im Herbst 2014 die Geschäftsführung mit Kostensenkungs-Maßnahmen konfrontierte,“ so Thomas Staar. Das bis dato eigene Logistik-Lager ‘Vollmann‘ wurde in eine eigenständige „Logistik GmbH“ nach Unna outgesourct. In zähen Verhandlungen über den Abschluss eines Interessenausgleiches sei es gelungen, alle unbefristeten Beschäftigten des Vollmann-Lagers auf Arbeitsplätze bei der Umform- und Verbindungstechnik zu versetzen. Die „befristet“ Beschäftigten bekamen in der neuen Logistik GmbH unbefristete Arbeitsverträge angeboten. Um den Verlust zwischen den beiden Tarifniveaus „Metallindustrie und Speditionsgewerbe“ auszugleichen, bekamen die Betroffenen eine tarif-dynamische Zulage. „Nachdem wir die Ausgliederung nicht verhindern konnten, war dieses Ergebnis das Beste, was wir für die Betroffenen rausholen konnten,“ schätzt der heutige Betriebsratsvorsitzende der Umformtechnik das Verhandlungsergebnis ein, das damals mit Unterstützung der IG Metall erzielt werden konnte.

Das Team arbeitet gut zusammen

Gerade auf diese Unterstützung und Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft wollen Thomas Staar und seine Kolleginnen und Kollegen im Betriebsrat auch künftig nicht verzichten. Und im Übrigen stellt er schmunzelnd fest: Die uns betreuenden Gewerkschaftssekretäre Sven Berg und Jennifer Schmidt machen ihren Job gut. „Arbeitnehmer und ihre Betriebsräte brauchen nun mal eine starke Gewerkschaft im Rücken,“ sind Thomas und seine Stellvertreterin Sibel Ünlü überzeugt. So sei es selbstverständlich, dass alle neun gewählten Betriebsräte Mitglieder der IG Metall sind.

„Ein Team, das schon jetzt gut zusammenarbeite, dessen Mitglieder sich in den kommenden Wochen auf Seminaren weiteres Wissen aneignen werden, um für die Zukunft noch besser aufgestellt zu sein,“ betont Thomas und fügt hinzu: „Organisieren, Wissen aneignen und eigne Strategien entwickeln – das ist es, was uns stark macht!“ Und das sei notwendig: Denn schließlich werde der einsetzende Transformationsprozess in der Automobilindustrie nicht vor der Umformtechnik halt machen. „Deshalb müssen wir uns als Interessenvertretung frühzeitig in die Gestaltung dieses Prozesses einmischen.“

Foto: IGM G-H

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