Rente in Deutschland

Länger arbeiten und zukünftig die Aktienrente?
Die Diskussionen um die Zukunft der Rente in Deutschland, die kürzlich geforderte Abschaffung der Rente mit 63 und die Einführung der sogenannten Aktienrente haben in den letzten Wochen viel Aufmerksamkeit erregt und an Tempo zugelegt.
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können unter bestimmten Voraussetzungen bereits mit 63 Jahren (bzw. 45 Versicherungsjahren) in Rente gehen, ohne finanzielle Einbußen hinnehmen zu müssen.
Jedoch sorgt der Vorschlag von Jens Spahn, dem ehemaligen Bundesgesundheitsminister und jetzigen stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, zur Abschaffung dieser Regelung für hitzige Debatten.
„Die ‚Rente mit 63‘ kostet Wohlstand, belastet künftige Generationen und setzt die falschen Anreize“, sagte Spahn der Bild am Sonntag. Fachkräfte, die früher in Rente gegangen seien, fehlten nun „bitterlich“.
Die Rente mit 63 wurde eingeführt, um denjenigen Arbeitnehmer*innen entgegenzukommen, die früh ins Berufsleben gestartet sind und eine lange Beitragszeit vorweisen können. Eine Abschaffung dieser Regelung würde einen erheblichen Eingriff in die Altersplanung dieser Menschen bedeuten und würde defacto einer Rentenkürzung gleichkommen, da die wenigsten es aus gesundheitlichen Gründen schaffen bis 67 zu arbeiten. Sie haben auf Basis der bestehenden Gesetze und Regeln ihre Lebensentscheidungen getroffen und können nicht ohne weiteres auf eine längere Berufstätigkeit umschwenken.
Außerdem würde die Abschaffung der Rente mit 63 zu einer weiteren sozialen Benachteiligung bestimmter Bevölkerungsgruppen führen. Menschen, die in körperlich anspruchsvollen Berufen arbeiten, wären besonders betroffen. Eine längere Berufstätigkeit in solchen Berufen ist körperlich sehr belastend und eine Abschaffung der Rente mit 63 würde dazu führen, dass gerade diese besonders belastete Gruppe dazu zwingt länger zu arbeiten, während andere Berufsgruppen früher in den Ruhestand gehen können.
Weiteres zentrales Argument gegen die Abschaffung der Rente mit 63 ist die Auswirkung auf den Arbeitsmarkt und den Generationenkonflikt. Ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die bereits mit 63 in Rente gehen können, schaffen Platz für jüngere Beschäftigte und tragen zur Entlastung des Arbeitsmarktes bei. Durch die Abschaffung dieser Regelung würden ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer länger im Berufsleben bleiben, was die Beschäftigungsmöglichkeiten für jüngere Generationen einschränken könnte.
„Die Abschaffung der Rente mit 63 würde einen schweren Schlag gegen die Generation der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bedeuten, die ihr Leben lang hart gearbeitet haben und nun die wohlverdiente Ruhephase genießen möchten.“ – so Clarissa Bader, die erste Bevollmächtigte der IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper.
Neben dem CDU/CSU-Vorstoß die Rente mit 63 abzuschaffen, gibt es Bestrebungen des Bundesfinanzministers Christian Lindner von der FDP die sogenannte Aktienrente einzuführen. Metallerinnen und Metaller haben deshalb schon im April vor dem FDP-Bundesparteitag gegen diese Pläne protestiert. Unter dem Motto „Kein Roulette mit unserer Rente“ zeigten Gewerkschafter*innen mit einem Roulettetisch und einem Christian-Lindner-Double, wie auf Kosten der Rentenversicherten spekuliert werden soll. Für die IG Metall steht fest: Der Finanzmarkt ist kein sicherer Ort für sozialstaatliche Altersvorsorge.

Das steht auch im Einklang mit den Interessen der Bürgerinnen und Bürger und den Beschlüssen des IG Metall Gewerkschaftstages. Beispielsweise hat eine Umfrage im Auftrag der IG Metall (hier gehts zur Umfrage) unter mehr als tausend Wahlberechtigten ergeben: Zwei Drittel (67 Prozent) lehnen es ab, einen Teil der Rentenbeiträge in Zukunft als „Aktienrente“ an den Finanzmärkten anzulegen.
Statt einer riskanten Anlage von Rentenbeiträgen fordert die IG Metall einen grundsätzlichen Neuaufbau der Alterssicherung und eine solidarische Finanzierung der Rente. Die IG Metall setzt dabei nicht auf die Aktienmärkte, sondern auf das Solidarsystem.
Eine gestärkte gesetzliche Rente, in die alle Erwerbstätigen einzahlen, muss im Zentrum der staatlichen Alterssicherungspolitik stehen. So sind eine gerechte und nachhaltige Finanzierung und angemessene Leistungen für alle möglich.
„Eine Debatte um das Rentensystem ist notwendig, keine Frage. Wir müssen eine Reform sicherlich diskutieren, aber es ist elementar wichtig einen ausgewogenen Ansatz zu finden, der die Bedürfnisse und Rechte aller Generationen und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Blick behält. Debatten die durch arbeitgeberfinanzierte Gruppen wie der „Initiative soziale Marktwirtschaft“ angestoßen und argumentativ aufbereitet werden, um dann von konservativen Kapitalisten befeuert zu werden, helfen uns nicht.“ so Bader.