Solidarisch ist man nicht alleine – Auch virtuell

Delegiertenzusammenkunft Ennepe-Ruhr-Wupper tagt erneut digital
Ennepe-Ruhr-Kreis/Wuppertal. Zum dritten Mal trafen sich die gewählten Delegierten der IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper digital zu einer Delegiertenzusammenkunft. Noch lassen die Inzidenzzahlen corona-bedingt keine Delegiertenversammlung in Person zu, aber es zeigte sich wieder: Solidarisch ist man nicht alleine – auch virtuell.
„Natürlich würden wir euch gerne wieder treffen und uns allen fehlt der persönliche Kontakt, aber leider müssen wir noch einmal darauf verzichten und das Beste aus der corona-bedingten Situation machen“ so Mathias Hillbrandt, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper, der die Delegierten herzlich begrüßte und die digitale Zusammenkunft moderierte.

Das Beste aus der corona-bedingten Situation machen, ist auch das Motto für die vielen Themen die derzeit durch die IG Metall und alle betrieblichen Interessenvertreter*innen und Aktiven bearbeitet werden. „“Nur“ weil Corona uns in Atem hält, hört die betriebliche Welt nicht auf sich zu drehen. Ganz im Gegenteil, wir müssen gerade unter diesen erschwerten Bedingungen einen doppelt guten Job machen um Arbeits- und Lebensbedingungen in der Region positiv mitzugestalten.“, leitete die erste Bevollmächtigte Clarissa Bader den Bericht zu den betrieblichen Themen ein.
„Seien es die Verhandlungen zu einem abweichenden Tarifvertrag bei Brose oder die für alle nur schwer ertragbare Stilllegung des Wuppertaler Schaeffler-Standortes (wie in mehreren Artikeln bereits berichtet) – wenn wir jetzt aufhören würden aktiv und wirkungsvoll das Beste für unsere Kolleg*innen herauszuholen, dann wird die Corona-Pandemie auf lange Sicht noch größere und im Zweifel negative Auswirkungen auf die Menschen in den Betrieben haben, als sowieso schon.“, so die Gewerkschafterin.
Ergänzt wurde der Tagesordnungspunkt durch Mathias Hillbrandt mit einem Bericht zur Tarifauseinandersetzung bei HPC in Witten (auch hier muss eine Tarifabweichung verhandelt werden) und der Auseinandersetzung um Arbeitsplätze bei Magna-Böco in Wuppertal, die aufgrund der engen Zusammenarbeit von Gewerkschaft und Betriebsrat zu großen Teilen gewonnen werden konnte. Siehe hierzu unseren ausführlichen Bericht: https://igmetall-ennepe-ruhr-wupper.de/das-ist-ein-riesenerfolg/
Für Clarissa Bader war klar: „Für uns ist es existenziell wichtig, dass die Menschen in den Betrieben der Region wissen – Auf ihre Gewerkschaft und deren Unterstützung können sie zählen. Nur so können wir auch mehr Menschen für eine Mitgliedschaft gewinnen und als solidarische Alternative zur Ellenbogenmentalität unseren Platz behaupten. Dies gilt auch für die Beschäftigten die derzeit in der Hauptsache zu Hause im Homeoffice arbeiten. Wir haben dort viel Potenzial die betriebliche und gewerkschaftliche Interessenvertretung auf breitere Beine zu stellen und auch deshalb war es uns in den letzten Monaten ein Anliegen das Thema Mobiles Arbeiten als einen Schwerpunkt zu setzen“
Emel Cetin, Gewerkschaftssekretärin vor Ort und aktiv im neu gegründeten Arbeitskreis „Mobiles Arbeiten“ berichtete ausführlich über eine digitale Umfrage zum Homeoffice in mittlerweile 7 Betrieben der Geschäftsstelle. „Der Rücklauf ist wirklich sehr groß und die Kolleginnen und Kollegen freuen sich, dass wir dieses Thema derzeit anpacken, denn auch nach Corona wird uns das weiter beschäftigen“. Exklusiv stellte sie den Delegierten die Ergebnisse der Befragung vor und unterstrich die Wichtigkeit dieses Themas: „Unter dem Slogan: Deine Stimme zählt, egal von wo! haben wir unter anderem nach den positiven und negativen Effekten des Homeoffice gefragt und wollten wissen was sich die Menschen in zukünftigen Vereinbarungen wünschen. Eine Rückmeldung am Ende des anonymen Fragebogens fanden wir besonders wichtig zu erwähnen: „Das mobile Arbeiten hat sicherlich Vor- und Nachteile; wenn wir es schaffen, die Vorteile aus präsenz- und mobiler Arbeit zu verbinden, hilft das den Mitarbeiter*innen UND dem Unternehmen.“ Uns als IG Metall ist es wichtig jetzt die Vereinbarungen für nach der Pandemie zu gestalten.“ In einem ausführlichen Folgeartikel werden wir die Befragung und die bisherigen Ergebnisse auf unserer Homepage vorstellen.

Ein weiteres Schwerpunktthema der IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper ist die strategische Planung der Betriebsratswahlen 2022. „Betriebliche Mitbestimmung ist eine Hauptsäule der gewerkschaftlichen Interessenvertretung. Deshalb ist die erfolgreiche Durchführung der kommenden Betriebsratswahlen immens wichtig, auch weil sich Organisationen am rechten Rand immer mehr positionieren und Betriesratsgremien unterwandern wollen.“, so Clarissa Bader. Sabrina Jaeger, seit 2020 in der Geschäftsstelle als politische Sekretärin unter anderem für den Handwerksbereich zuständig, stellte den Delegierten die bisherigen Planungen vor. „Neben einer Auftaktveranstaltung im Winter 2021 soll es zahlreiche Wahlvorstands- und Kandidat*innen-Schulungen geben. Ebenso planen wir regelmäßige BR-Foren, in denen Vernetzung, Austausch und Weiterbildung auf regionaler Ebene im Vordergrund steht.“

Clarissa Bader berichtete dann über den Tarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie und bedankte sich bei allen aktiven Kolleginnen und Kollegen, die geholfen haben diese so besondere Tarifrunde zu einem erfolgreichen Ende zu bringen. Die IG Metall hat es gemeinsam geschafft, Verbesserungen bei Beschäftigung, Zukunft, Entgelt und Übernahme zu erreichen. Die Angleichung Ost ist aber nicht flächendeckend gelungen. In Ost-Deutschland müssen die Kolleginnen und Kollegen weiterhin 38 h arbeiten, auch wenn es zukünftig Angleichungen in einzelnen Betrieben geben soll, verlangt diese Auseinandersetzung deutschlandweite Solidarität der Arbeitnehmer*innen.
„Die Bundestagswahl 2020 rückt immer näher – deshalb ist es unser Job als Gewerkschaft auch hier mitzugestalten und klar zu machen: Die Arbeits- und Lebensrealitäten der Beschäftigten sind wichtig und müssen bei allen Parteien mitgedacht und zum Thema gemacht werden. Drängende Zukunftsfragen klären wir deshalb nur gemeinsam und nicht gegeneinander. Eine Finanzierung der Krisenkosten, muss deshalb beispielsweise stärker vom Kapital gestemmt werden, die Belastungen der Arbeitnehmer*innen -egal in welcher Branche- sind schon groß genug.“, leitete Mathias Hillbrandt seine Präsentation zur Bundestagswahl und den Planungen der IG Metall hierzu ein. „Auch hier ist es wichtig, nicht rechten Rattenfängern das Spielfeld zu überlassen, sondern klar für demokratisches und solidarisches Miteinander zu stehen“, so Hillbrandt weiter, bevor er seinen Bericht mit der aktuellen Mitgliederentwicklung und Kassensituation der Geschäftsstelle schloss. Auch berichtete er über den Umbau des Gewerkschaftshauses in Gevelsberg, das zukünftig die Zentrale der IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper sein wird.