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Solidarität gewinnt – Immer.

Bericht von der 6. ordentlichen Delegiertenversammlung

Am 21.09.2022 kamen rund 100 Delegierte und einige Funktionär*innen zur 6. ordentlichen Delegiertenversammlung der IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper im Saalbau in Witten zusammen. Im Fokus dieser Delegiertenversammlung stand die Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie. Wie bereits mehrfach auf dieser Homepage berichtet, fordern die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie 8 % Entgelterhöhung. Gleich am Eingang konnten die Kolleginnen und Kollegen sich mit ihrer Unterschrift auf einem 4qm-großen Puzzle verewigen und sich im Anschluss daran mit einem Unterstützungsfoto in einer Fotobox an den ersten Aktionen zur Tarifrunde beteiligen.

Eröffnet wurde die Delegiertenversammlung offiziell dann durch den 2. Bevollmächtigten Mathias Hillbrandt, der für den Geschäftsbericht an Clarissa Bader übergab. Die erste Bevollmächtigte berichtete von den Herausforderungen einiger Betriebe in der Region, unter anderem von Völker in Witten, wo es trotz immensem Einsatz der IG Metall leider nicht gelungen ist, gemeinsam mit den Beschäftigten die drohende Insolvenz abzuwenden. Weiter berichtete Bader von den Veranstaltungen zum Antikriegstag 2022, die sowohl in Witten als auch in Hattingen von der IG Metall durchgeführt und begleitet wurden. „Es geht in diesen Zeiten darum, klare Haltung zu haben und die haben wir am 01. September bezogen und stehen weiter dazu: Der Krieg in der Ukraine kann nur durch Diplomatie beendet werden, Militarisierung und Aufrüstungen sind nicht der Schlüssel. Natürlich müssen die Menschen in der Ukraine unterstützt werden, allerdings bedarf es dafür keiner Angriffswaffen.“

Foto: IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper

Nach dem Bericht zur aktuellen Situation der Ortskasse und der Mitgliederentwicklung stellte die erste Bevollmächtigte noch die aktuellen Aktionen zur Tarifrunde Metall- und Elektro in den Betrieben vor. Mit Unterschriften auf Puzzleteilen die dann an die Arbeitgeber übergeben werden, machen die betrieblichen Akteur*innen bereits vor Ende der Friedenspflicht Druck auf die Arbeitgeber und stellen somit klar: ALLE stehen hinter dieser Forderung. Im Besonderen erwähnte sie an dieser Stelle die Firma Wengeler und Kalthoff ein Unternehmen im Hammertal, dessen Inhaber und Geschäftsführer auch ehrenamtlicher Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Bochum ist. „Es muss allen Verbandsvertreter*innen und Geschäftsführer*innen klarwerden: Wir meinen es ernst! Eine Nullrunde kommt überhaupt nicht in Frage! Und sich mit Einmalzahlungen abspeisen lassen auch nicht.“

Foto: IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper

Anschließend an den Geschäftsbericht folgte der Hauptredner Stefan Schaumburg, Funktionsbereichsleiter Tarifpolitik beim IG Metall Vorstand der sein Impulsreferat ebenfalls zum derzeit aktuellen Thema Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie hielt. Kollege Schaumburg leitete die Höhe der Forderung anhand von wirtschaftlichen Kennzahlen her und stellte fest: „Im 2. Quartal 2022 hat die deutsche Wirtschaft sogar Vorkrisenniveau erreicht, das hören die Wirtschaftsvertreter*innen zwar nicht gerne, aber so ist es nun mal“.

Foto: IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper

Gleichzeitig und aufgrund der gestiegenen Inflation getrieben durch die Energiekosten sinkt die Konsumbereitschaft in der Gesellschaft. „Im August lag die Inflation bei 7,9 %, Haupttreiber war Energie mit einem Plus von 36 %, seit Frühjahr steigen auch Nahrungsmittelpreise rasant und für die kommenden Monate ist noch ein weiterer Anstieg der Inflation auf nahe 10 % zu erwarten. Das bedeutet für Normalhaushalte eine Mehrbelastung von 3.500 Euro. Wo soll denn da noch Geld übrigbleiben, für den Konsum? Der Konsum allerdings wird Hauptfaktor für ein Stabilisieren der Wirtschaft sein und es wäre fatal auf das Gerede nach mäßigen Entgelteröhungen oder sogar dem kompletten Verzicht der Arbeitgeberverbandsvetreter hereinzufallen. Es wird in dieser Tarifrunde darum gehen die Deutungshoheit in der Öffentlichkeit zu gewinnen und faktenbasiert deutlich zu machen, wir brauchen starke und auch dauerhafte Entgelterhöhungen!“ Klar machte Kollege Schaumburg ebenfalls, dass die sogenannte Konzertierte Aktion und somit die Möglichkeit steuerbefreit bis zu 3.000 Euro Einmalzahlungen als Tarifvertragsparteien zu vereinbaren zwar eine Hilfe sein kann, niemals aber echte Lohnerhöhungen ersetzen kann. Auf das Drängen des SPD Kanzlers Scholz und der Politik, gibt es laut Schaumburg nur eine Antwort: „Tarifpolitik, machen wir immer noch selber!“ Die Delegierten applaudierten daraufhin lautstark.

Foto: IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper

Die Regierung hat aus Sicht des Metallers viel mehr die Aufgabe sich um weitere Entlastungspakete zu kümmern. „Es geht darum, Arbeitnehmerhaushalte stärker zu entlasten. Dies kann durch einen weiteren Energiebonus von 500 Euro erreicht werden und ein Strom- und Gaspreisdeckel muss umgesetzt werden. Außerdem müssen alle krisenbedingten Übergewinne abgeschöpft werden.“ Schaumburg sieht aufgrund der hohen Belastungen und Unsicherheiten gesellschaftliche Bruchlinien auftreten, folgert aber richtig: „Wer aufgrund von Teuerung und Energiekrise, Hass, Populismus und Hetze für demokratiefeindliches Geschwurbel nutzen möchte, dem sagen wir als Metallerinnen und Metall: Wir stehen fest auf dem Boden der Demokratie und setzen uns mit solidarischem Handeln und klarer Position für mehr Verteilungsgerechtigkeit ein. Die Straße gehört nicht den Populisten!“

Die Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie nimmt laut Schaumburg nun Fahrt auf und es wird darum gehen Druck in den Betrieben zu entwickeln, neue Mitglieder zu gewinnen, alte Mitglieder zu aktivieren um schnell und kraftvoll zu einem Ergebnis zu kommen.

Clarissa Bader bedankte sich bei Stefan Schaumburg für das hochinteressante Impulsreferat und gab Orientierung zu den anstehenden Verhandlungen in NRW. Ebenfalls wies nochmals auf die Aktion „Gesicht zeigen – Solidarität gewinnt“ hin.

In der anschließenden Aussprache mit zahlreichen Redebeiträgen wurde deutlich, dass die Einschätzungen und Positionen zu dieser Tarifrunde geteilt werden und die Stimmung in den Betrieben kämpferisch ist.

Zum Schluss der Delegiertenversammlung wurde Marc Tietze (Betriebsrat bei der O+K Antriebstechnik in Hattingen) mit großer Mehrheit in den Ortsvorstand gewählt und zwei Mitglieder für die Tarifkommission der Metall- und Elektroindustrie nachgewählt (Sascha Höfler, Betriebsrat bei Robert Schröder in Wuppertal und Thomas Gutgesell, Betriebsrat bei Profilator, ebenfalls in Wuppertal). Nach ca. 2,5 Stunden ging die lebhafte und sehr interessante Delegiertenversammlung zu Ende.

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