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Stahlarbeiter*innen leisten Beitrag zur Zukunftssicherung

DEW: Restrukturierungs-Tarifvertrag unter Dach und Fach

Witten. (OK) Auf absehbare Zeit ist die Zukunft der Deutsche Edelstahlwerke Specialty Steel GmbH & Co gesichert. Die IG Metall-Verhandlungskommission und die Geschäftsführung vereinbarten einen Restrukturierungs-Tarifvertrag für DEW. „Einen entscheidenden finanziellen Beitrag zur Zukunftssicherung leisten die Beschäftigten“, so der Wittener Betriebsratsvorsitzende Ralf Peine. Ohne das klare Bekenntnis der Stahlarbeiter*innen zu „ihrem“ Unternehmen hätten die kreditgebenden Banken den Daumen gesenkt. Die Arbeitnehmer*innen verzichten auf Urlaubs- und die Hälfte des Weihnachtsgeldes, im Gegenzug gibt es eine Arbeitsplatzgarantie bis Ende 2022.  

Der Zustimmung durch die Kolleginnen und Kollegen zu diesem Paket in Höhe von 39 Millionen Euro in der gesamten Gruppe, ging eine kontrovers geführte Debatte an den Standorten voraus. Hatte der Arbeitgeber doch schon vor zwei Jahren versucht, den Beschäftigten in die Tasche zu greifen und ein Sparprogramm bei Löhnen und Gehältern durchzusetzen. Letztlich bekamen die betrieblichen Tarifkommissionen mehrheitlich von den IG Metall-Mitgliedern das Mandat, dem Verhandlungsergebnis zuzustimmen.

Eckpunkte des Verhandlungsergebnisses

Im November vergangenen Jahres hatten sich IG Metall und DEW- Geschäftsführung auf ein „Eckpunktepapier“ für einen abweichenden Tarifvertrag von der Fläche geeinigt. Nun nach einem langwierigen Verhandlungsprozess wurde folgendes Ergebnis ausgehandelt:

  • Die tarifliche Jahressonderzahlung für die Jahre 2020 bis 2022 bleibt im Gegensatz zur Forderung der Geschäftsführung erhalten, kommt jedoch gekürzt zur Auszahlung: 60% im Jahr 2020 und 50% in den Jahren 2021 und 2022. Altersteilzeitler bekommen die Jahressonderzahlung in voller Höhe.
  • Das tarifliche Urlaubsentgelt in Höhe von 1.000 Euro, das im Jahr 2020 noch zur Auszahlung gekommen ist, fällt in den Jahren 2021 und 2022 weg.
  • Die Standorte Hagen, Hattingen, Krefeld, Siegen und Witten bleiben erhalten. Bis Ende 2022 wurde eine Beschäftigungsgarantie vereinbart, d.h. betriebsbedingte Kündigungen sind bis 31.12.2022 ausgeschlossen. Davon ausgenommen sind die im Interessenausgleich/Sozialplan vom 23.09.2020 beschlossenen personellen Maßnahmen,
  • Es wird weiter im bisherigen Umfang ausgebildet.

Hausbanken betreiben „kapitalistische Risikoverlagerung“

Der Druck auf die Mitglieder der IG Metall-Verhandlungskommission war enorm: Machten die kreditgebenden Banken ihre Bereitschaft weitere Gelder zu bewilligen davon abhängig, dass die Arbeitnehmerseite einen eigenständigen Beitrag zur Sicherung des Unternehmens leistet. Man könnte es auch „kapitalistische Risikoverlagerung“ zu Lasten der Beschäftigten nennen. Im September 2020 hatte ein Darlehen der Bigpoint Holding des Ankeraktionärs Martin Haefner der DEW-Gruppe finanziellen Spielraum verschafft.

„Auf uns lastete ein doppelter Druck. Zum einen hieß es, ohne Arbeitnehmerbeitrag ist DEW nicht zu retten. Zum anderen wussten wir, dass nach einem schwierigen Jahr mit viel Kurzarbeit unseren Kolleginnen und Kollegen kein Verzicht auf drei Jahre Jahressonderzahlung zugemutet werden kann“, sagt der Hattinger Betriebsratsvorsitzende Kai Kessner. Also sei hart um einen schmerzhaften, aber akzeptablen Kompromiss mit der Arbeitgeberseite gerungen worden. Dafür sei die „größtmögliche Sicherung der Standorte und Arbeitsplätze erreicht worden“, betont Ralf Peine.

Strategisches Unternehmenskonzept ist gefordert

„Der Restrukturierungs-Tarifvertrag, das Kreditengagement der Hausbanken sowie die Genehmigung einer Bürgschaft durch das Land NRW sind sicherlich wichtige Bausteine auf dem Weg in eine sichere Zukunft der Beschäftigten“, erklärt der IG Metall-Bevollmächtigte Mathias Hillbrandt. Doch um das Unternehmen wirklich krisenfest aufzustellen, müsse die Geschäftsführung nun endlich das von der betrieblichen und gewerkschaftlichen Interessenvertretung seit längerem eingeforderte strategische Konzept auf den Tisch legen, wie sich DEW mit innovativen Produkten künftig auf dem Stahlmarkt positionieren will.   

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