
Erste Tarifverhandlung in der Eisen- und Stahlindustrie vertagt
Düsseldorf. Am Tag des bundesweiten „Tarifauftakts“ der IG Metall starteten die Tarifverhandlungen in der nordwestdeutschen und ostdeutschen Eisen- und Stahlindustrie. Für die rund 70.000 Beschäftigten fordert die Gewerkschaft ein Volumen von 4 Prozent. Dieses Volumen soll sowohl zur Stärkung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen als auch für Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung eingesetzt werden können.
Knut Giesler, der nordrhein-westfälische IGM-Bezirksleiter und Verhandlungsführer sagte in der virtuellen Verhandlung: „Alle Stahlhersteller haben ein schwieriges Jahr 2020 durchlebt. Seit einigen Monaten geht es deutlich aufwärts. Die Nachfrage nach Stahl ist Ende 2020 deutlich gestiegen. Die Stahlpreise schießen durch die Decke, sodass das Jahr 2021 ein gutes Stahljahr wird.“ Eine Tonne Warmbreitband koste mit rund 720 Euro schon fast doppelt so viel wie vor sechs Monaten.
2021 wird ein gutes Stahljahr
Selbst die deutschen Stahlhersteller rechnen mit einer weiter wachsenden Nachfrage. Nach einem Krisenjahr zieht die Produktion wieder deutlich an. Deutschlands größter Stahlhändler Klöckner & Co. Klöckner berichtet, dass die Verkaufszahlen so stark gestiegen sind, dass die vorgehaltenen Reserven schwinden. Nachschub komme aufgrund von vorübergehend reduzierten Kapazitäten bei den Stahlwerken nur schleppend an. Mittlerweile machen sich Verarbeiter von Stahl in allen Segmenten große Sorgen um ihre Lieferfähigkeit. „Das Jahr 2021 dürfte damit aller Voraussicht nach ein ganz gutes Stahljahr werden“, so der Vorstandsvorsitzende des Stahlkonzerns Salzgitter Heinz Jörg Fuhrmann. Auch der deutsche Branchenführer Thyssenkrupp hatte kürzlich über eine steigende Nachfrage und anziehende Preise berichtet.
Dennoch haben die Stahlarbeitergeber die moderate Forderung der IG Metall zurückgewiesen: Die Forderung nach 4 Prozent mehr Geld konterkariere das Ziel beider Tarifvertragsparteien, in der aktuell unsicheren wirtschaftlichen Situation Beschäftigung zu sichern. „Die Suche nach einem Kompromiss (wird) außerordentlich schwierig werden“, so der Arbeitgeberverband Stahl. Ein Abschluss auch nur in der Nähe der Forderung der IG Metall scheine völlig ausgeschlossen.

Es gibt aber auch Unternehmen, die nach wie vor in einer schwierigen Situation sind. Umso wichtiger sind deshalb Instrumente zur Sicherung der Arbeitsplätze. „Der Situation dieser Unternehmen, denen es noch nicht so gut geht, trägt schon die moderate Volumenforderung von vier Prozent Rechnung“, erklärte Mathias Hillbrandt einen Tag später beim „Regionalen Tarifauftakt“ in Sprockhövel. „Die 4 Prozent Volumen können dort, wo es nicht gut läuft, zur Beschäftigungssicherung verwendet werden.“ Zudem fordere die Gewerkschaft die Verlängerung des Tarifvertrags Beschäftigungssicherung sowie des Tarifvertrags zur Altersteilzeit.
Betrieblichen Druck vorbereiten
Mathias Hillbrandt wies auf die Notwendigkeiten von Ausbildung und die Übernahme der Auszubildenden. Auch die dual Studierenden brauchen tarifvertragliche Regelungen. „Die Stahlbranche wird nur eine Zukunft in Deutschland haben, wenn es gelingt, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass die jungen Menschen von heute die Stahlfacharbeiter*innen von morgen werden wollen.“
Jetzt gelte es betrieblichen Druck vorzubereiten und gemeinsam mit den Metaller*innen Schulter an Schulter für die eignen Forderungen zu kämpfen.
Die nächste Verhandlung ist für den 15. März geplant.