AktuellesArtikelIG Metall

„Tarifabschluss nur als Paketlösung akzeptabel“

Mittwochmorgen, sieben Uhr – es ist noch dunkel und recht frisch. Dennoch, die Kolleginnen bei der O&K Antriebstechnik und der Maschinenfabrik Köppern legen die Arbeit nieder, kommen vor‘s Werkstor und treffen sich an der Ruhrallee zu einer gemeinsamen Aktion. Weitere Warnstreiks folgen bei Stüwe (Hattingen), Wengeler & Kalthoff (Herbede) sowie bei Hauhinco und Pintsch Tiefenbach (Sprockhövel).

„Die Warnstreiks sprechen eine klare Sprache. Die Beschäftigten wollen jetzt angemessen an der hervorragenden wirtschaftlichen Situation beteiligt werden und ihre Arbeitszeit bei Bedarf absenken und an persönliche Belange anpassen können“, rief die Erste Bevollmächtigte den Warnstreikenden von Köppern und der O&K Antriebstechnik zu. Clarissa Bader bezeichnete das Angebot der Arbeitgeber – zwei Prozent mehr Lohn und eine Einmalzahlung von 200 Euro – angesichts der guten Auftrags- und Ertragslage der Branche als Provokation. „Den Betrieben geht es hervorragend, und wir wollen unseren Anteil vom Gewinn“, sagte sie.

 

Gerd Starosta spricht an der Ruhrallee

Der O&K Betriebsratsvorsitzende Gerd Starosta forderte die Arbeitgeber auf, ihr Gejammer über fehlende Fachkräfte einzustellen. Starosta: „Wenn Fachkräfte fehlen, dann ist das eine Folge davon, dass sie nicht ausgebildet oder nach ihrer Ausbildung nicht übernommen werden. Von diesen Konflikten können wir ein Lied singen.“

Vor Stüwe im Ludwigstal untermauerte die Erste Bevollmächtigte die Forderung nach individuellem Anspruch auf Arbeitszeitverkürzung mit einem Teilentgeltausgleich sowie nach einem Rückkehrrecht auf die volle Stelle. So sollen Beschäftigte, die die Arbeitszeitreduzierung für die Kindererziehung oder Pflege Angehöriger nutzen, nach dem Willen der Gewerkschaft monatlich einen Ausgleich von 200 Euro, Schichtarbeiter von jährlich 750 Euro brutto erhalten.

 

Claus Möller begrüßt seine KollegInnen von Stüwe

Zuvor hatte der Betriebsratsvorsitzende von Stüwe, Claus Möller, die Lohn- und Arbeitszeitforderung als „gerechtfertigt und bezahlbar“ bezeichnet. Auch der zweite ehrenamtliche Bevollmächtigte der IG Metall Gevelsberg-Hattingen, Damianos Koukoudeas, bekräftigte in seinem Grußwort die Forderung nach mehr Geld und nach „Arbeitszeiten, die zum Leben passen“.

 

Clarissa Bader bei Wengeler & Kalthoff im Hammertal

Natürlich legten auch die Beschäftigten beim Vorsitzenden des regionalen Metallarbeitgeberverbandes Bochum und Umgebung die Arbeit nieder. Clarissa Bader konnte Friedrich Wilhelm Wengeler, Geschäftsführer der Wengeler & Kalthoff Hammerwerke, auf dem Hof begrüßen und richtete einige Worte an seine warnstreikende Belegschaft. „Die bisherigen Warnstreiks haben die Arbeitgeber beeindruckt,“ sagte Clarissa Bader. Wenn auch nur millimeterweise, dennoch hätten sich die Arbeitgeber bewegt und sie haben erstmals Gesprächsbereitschaft gezeigt.

Bisher hätten sich bundesweit rund 750.000 MetallerInnen – davon ca. 125.000 in NRW – an Arbeitsniederlegungen beteiligt. „Wenn die Arbeitgeber an ihrer Blockade beim Entgeltausgleich festhalten, zünden wir die nächste Eskalationsstufe,“ drohte sie mit 24-stündigen Warnstreiks. Friedrich Wilhelm Wengeler ergriff selbst das Wort und stimmte der IG Metall-Bevollmächtigten zu, dass sich beide Seiten bewegen müssen.

 

Geschäftsführer Friedrich Wilhelm Wengeler (r)

„Nur bei einer Paketlösung, die spürbare Entgeltsteigerungen und selbstbestimmte Arbeitszeiten mit Entgeltzuschüssen enthalte, kann es einen Tarifabschluss mit uns geben,“ sagte die IGM-Bevollmächtigte unter Beifall der warnstreikenden KollegInnen bei Hauhinco und Pintsch Tiefenbach in Sprockhövel.

Clarissa Bader: „Die Stimmung der MetallerInnen bei allen Aktionen in den letzten Tagen in der Region zeigt – wir sind bereit.“ Und wenn die Arbeitgeber jetzt jammern würden, dass die Ganztagesstreiks wirtschaftlich kontraproduktiv seien, dann hätten sie es jetzt in der Hand diese abzuwenden, sie müssen nur ihre „Veto-Haltung“ aufgeben.

 

Trotz betrieblicher Probleme: KollegInnen von Hauhinco und Pintsch Tiefenbach in Sprockhövel legten die Arbeit nieder

 

Foto 1: Auftakt der Aktionen bei Köppern und O&K Antriebstechnik in Hattingen
Foto 2: Gerd Starosta spricht an der RuhralleeFoto 3: Claus Möller begrüßt seine KollegInnen von Stüwe
Foto 4: Clarissa Bader bei Wengeler & Kalthoff im Hammertal
Foto 5: Geschäftsführer Friedrich Wilhelm Wengeler (r)
Foto 6: Trotz betrieblicher Probleme: KollegInnen von Hauhinco und Pintsch Tiefenbach in Sprockhövel legten die Arbeit nieder
Fotos: IGM-GH

Weitere Artikel

Back to top button
Close