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Tarifverträge bei EZM abgeschlossen – IG Metall übt deutliche Kritik an der Geschäftsführung

Nach 9-monatigen Verhandlungen wurden zwischen der IG Metall und der EZM Edelstahlziehrei Mark GmbH in Wetter von den Flächentarifverträgen abweichende Vereinbarungen getroffen.

Die IG Metall Mitglieder des Unternehmens stimmten knapp für den wiederholten Verzicht auf Entgelt. Seit 1998 wurden mehrere Vereinbarungen abgeschlossen in denen die Belegschaft dem Unternehmen sowohl Entgelt als auch Zeit gestundet hat.

Mitte 2018 fand die erste Kontaktaufnahme durch die Geschäftsführung des Traditionsunternehmens mit der örtlichen IG Metall statt. Die Zukunft des Unternehmens müsse durch Investitionen gesichert werden und die wirtschaftliche Situation gestärkt werden. Hierfür solle die Belegschaft Lohnverzichten zustimmen, eine neue Tarifstruktur sei das Ziel.

Der Prozess

Zu einer ersten offenen Versammlung lud die IG Metall die Geschäftsführung für einen eigenen Tagesordnungspunkt ein. Sie sollte den Anwesenden selbst ihre Vorstellungen von einer zukünftigen Tarifstruktur vorstellen.  

Die Kernaussagen waren: Man müsse das Unternehmen zukunftssicher machen, die Löhne und Tarifverträge in Deutschland sind zu teuer, Tarifverträge zu unflexibel und der Markt solle die bestimmende Größe über Höhe von Entgelten sein.

Bereits auf dieser ersten Versammlung wurde klar, dass es einen großen Unterschied zwischen den Vorstellungen der Geschäftsführung und der Belegschaft gibt und eine Einigung nicht einfach werden würde. Dennoch entschied sich die Mehrheit der IG Metall Mitglieder für Verhandlungen über eine Abweichung mit der Geschäftsführung.

Nach der Wahl von Tarif- und Verhandlungskommission begannen die schwierigen Gespräche. Mehr als einmal war es den, von ihren Kolleginnen und Kollegen gewählten Kommissionsmitgliedern, ein Rätsel, wie man zu einer Einigung kommen sollte.

Zu weit auseinander lagen die Vorstellungen einer fairen Tariflandschaft aus Sicht der Beschäftigten und aus Sicht des Unternehmens, und eines war von Anfang an klar, am Ende verliert die Belegschaft.

In vielen Mitgliederversammlungen wurde genau darüber diskutiert und letztendlich wurden Leitplanken gesetzt, innerhalb derer sich die Verhandlungskommission bewegen und ein neues Tarifwerk abschließen dürfe. Die Abstimmung für die Abweichung war denkbar knapp, schließlich würde das von ihnen genehmigte Tarifwerk Millionen aus Belegschaftsbeiträgen für nötige Investitionen bringen und über 5 Jahre bis Ende 2024 eine lange Laufzeit haben. Und es würde weh tun.

Das neue Tarifwerk

Nach dem neuen Regelwerk wird die Belegschaft für die Laufzeit auf die Hälfte der zukünftig von der IG Metall ausgehandelten Lohnerhöhungen verzichten. Eine Wiederheranführung an die Fläche der Metalltarifverträge Nordrhein-Westfalens startet erst im Jahr 2025. Das Tarifliche Zusatzgeld B wird für 2 Jahre nicht ausgezahlt, die Auszahlung des Tariflichen Zusatzgeld A verschoben, Neueingestellte werden individuell für 2 Jahre unter verschlechterten Lohnbedingungen arbeiten.

Im Gegenzug sichert das Unternehmen die Mitgliedschaft im Tarifverband für die Laufzeit der Tarifverträge zu und Beschäftigungssicherung für 90 Prozent der Belegschaft. Weiterhin ist der Einsatz des von der Belegschaft eingebrachten Geldes an die Bedingung geknüpft, dass es ausschließlich für Investitionen und notwendige Instandhaltung genutzt wird. Geschäftsführung und Außertariflich Beschäftigte sollen zu gleichen Teilen verzichten. Die Auszahlung der noch nicht wieder zurückgezahlten Beiträge der Belegschaft seit 1998 wird ebenfalls geregelt. Ein Mitgliederbonus wird für die IG Metall Mitglieder gezahlt.

Die unnötigen Verzichte – Der Mitgliederbonus –  Der Bonus für Alle

Wie oben aufgezählt, wird für 2 Jahre auf die Auszahlung des Tariflichen Zusatzgeldes B verzichtet. Dies sogar ohne eine Rückzahlungsverpflichtung des Unternehmens an die einzelne/den einzelnen Beschäftigte/n. Der Verzicht beträgt für jede/n ca. 800 Euro insgesamt.

Damit die Verhandlungskommission diesem Punkt zustimmen durfte, wurde eine Bedingung gestellt, die durch die Geschäftsführung nach langer Überlegung akzeptiert wurde.

Die Mitglieder der IG Metall forderten einen Mitgliederbonus. Zu Recht. Wenn der Verzicht kommt, dann sollten sie wenigstens ein wenig weniger „Wenig“ haben, als die Nicht-Mitglieder. Immerhin waren es die IG Metall Mitglieder, die an vielen Samstagen und nach der Arbeit ihre Freizeit opferten, sich an der Diskussion und Abstimmung über die Verzichte und an diesem für alle unangenehmen Prozess beteiligten.

Das Skurrile. Die Geschäftsführung verkündete auf den Betriebsversammlungen in der letzten Woche, dass sie den Mitgliederbonus auch an die Nicht-Mitglieder auszahlen werde. Diese Auszahlung wird nach Einschätzung der Gewerkschaft sogar Mehrkosten verursachen und ist betriebswirtschaftlich fragwürdig.

Die Gerechtigkeit wäre die treibende Kraft, sei es von Anfang an gewesen, und man wundere sich, warum die Gewerkschaft das nicht gut findet.

Warum wir das nicht gut finden

Die Gewerkschaft findet das nicht gut, weil die Geschäftsführung in den Verhandlungen ausdrücklich der Vorgehensweise des Mitgliederbonus zugestimmt hat. Angesprochen, ob ihnen bewusst sei, dass das ein Paradigmenwechsel wäre, bejahten sie dies.

Die Gewerkschaft findet das nicht gut, weil man anstatt einen solchen Nonsens zu machen, gleich auf den Wegfall des Tariflichen Zusatzgeldes B für ALLE hätte verzichten können.

Die Gewerkschaft findet das nicht gut, weil man sich an Verträge und Aussagen zu halten hat, die man abschließt oder trifft.

Die Gewerkschaft findet das nicht gut, weil es nicht gut ist.

Die Gewerkschaft…   Ist niemand Anderes als die Mehrheit der Belegschaft der EZM.

Ein Vertrauensbruch von Unternehmensseite, der zukünftig drohende Bitten der Geschäftsführung auf Verzichte der Belegschaft absurd erscheinen lässt.

Wir haben der Geschäftsführung eine Klärung des Sachverhaltes angeboten und werden unsere Mitglieder weiterhin auf dem Laufenden halten.

Eine rechtliche Prüfung und ein Hinweis zum Umgang mit der Auszahlung des „Bonus für Alle“ durch die Geschäftsleitung werden wir mitteilen.

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