Tiefe Gräben im Metall-Tarifkonflikt

Verhandlungsauftakt in der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie NRW
Die erste Verhandlung in der diesjährigen Tarifrunde für die rund 700.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie NRW in den „heiligen“ Hallen der Fußballarena auf Schalke endete nach zwei Stunden ohne Annäherung der weit auseinander klaffenden Positionen.
Die IG Metall will ein kräftiges Lohn-Plus. „Jetzt ist nicht die Zeit für Zurückhaltung, jetzt ist die Zeit für eine kräftige tabellenwirksame Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen um 8 Prozent“, so die Erste Bevollmächtigte Clarissa Bader. Zwar stiegen die Energie- und Rohstoffpreise auch für die Betriebe. Doch sie könnten die Kosten auf die Produkte aufschlagen, während die Beschäftigten die steigenden Lebenshaltungskosten mit ihrem Monatsentgelt bestreiten müssten. Clarissa Bader: „Wir wollen deshalb keine Einmalzahlung, sondern brauchen eine nachhaltige Entwicklung in den Tariftabellen“.
Schon jetzt zeichnet sich eine konfliktreiche Tarifrunde ab. Gesamtmetall-Chef Stefan Wolf hatte bereits vor den Verhandlungen eine „Nullrunde“ gefordert. In der jetzigen Situation müsse man eher Verzicht üben. Es gehe darum, Arbeitsplätze zu sichern. „Der Konflikt wird sich weiter zuspitzen, denn der Teuer-Schock darf nicht auf die Beschäftigten abgewälzt werden, während sich nach wie vor Betriebe eine goldene Nase verdienen“, kommentierte das Verhandlungskommissions-Mitglied Bader die „Nullrunden-Mentalität“ auf der Arbeitgeberseite.
Es sei ökonomisch Unsinn, den privaten Konsum drastisch zu bremsen. Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) habe Befragungsergebnisse veröffentlicht, nach denen immer mehr Menschen die hohen Energiepreise als schwere finanzielle Belastung empfinden und ihr Konsumverhalten deshalb deutlich einschränken. „Wer sein Geld zusammenhalten muss, damit die Gasrechnung bezahlt werden kann, kauft keine Waschmaschinen oder Autos. Konsumverzicht gefährdet aber die wirtschaftliche Entwicklung. Der private Konsum ist momentan noch das Einzige, was die Wirtschaft am Laufen hält. Darum ist es entscheidend die private Kaufkraft jetzt nachhaltig zu stärken“, betonte Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW und Verhandlungsführer.
Die Metallarbeitgeber mauerten in der „Schalke“-Stadt. Sie bezeichneten die IG Metall-Forderung als „nicht situationsgerecht und fernab der aktuellen Realitäten“ und jammerten am Verhandlungstisch über einen „Krisen-Cocktail“ aus rasanter Teuerung bei Energie und Rohstoffen, Problemen rund um Lieferengpässe und Corona sowie Arbeitskräftemangel, dem ihre Mitgliedsfirmen ausgesetzt wären. Jeden Tag würden mehr Gewitterwolken aufziehen. Es kündigen sich schwierige Verhandlungen an. Auf die Verweigerungspolitik der Arbeitgeber muss es nach Ablauf der Friedenspflicht eine Antwort mit massiven betrieblichen Aktionen geben. Ab jetzt muss es heißen: Informieren und mobilisieren!

Die zweite Runde der Tarifverhandlungen findet am 30. September in Neuss statt. Der Tarifvertrag läuft bis zum 30. September 2022. Ab dem 29. Oktober sind Warnstreiks möglich.