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„Tragfähige Alternativen erarbeitet“

Schaeffler Wuppertal: Betriebsrat und IG Metall legen Alternativen gegen „phantasielose Abbaupläne“ vor

Wuppertal. (OK) Im September vergangenen Jahres hatte die Konzernleitung von Schaeffler ihr Programm „SPACE“ und damit verbunden, massiven Arbeitsplatzabbau verkündet. Insgesamt sollen bundesweit 4.400 Arbeitsplätze an 17 Standorten vernichtet werden. Sechs Standorte sollen stillgelegt, verlagert oder verkauft werden. Die Wuppertaler Beschäftigten wurden mit der Hiobsbotschaft überrascht, dass „ihr“ Werk bis Ende 2022 geschlossen werden soll. Flächendeckend kam es seitdem regelmäßig zu Protestaktionen an den Standorten.

Zum einen fanden trotz der Corona-Pandemie an den Standorten Protestkundgebungen gegen die folgenreichen Abbau- und Stilllegungspläne statt, zum anderen krempelten Betriebsräte und Vertrauensleute die Ärmel hoch und überprüften mit Unterstützung der IG Metall und den arbeitnehmernahen Berater*innen des „Info-Institutes“ die geplanten Maßnahmen des Konzerns auf ihre Plausibilität und entwickelten „tragfähige Alternativen“ zu den phantasielosen Abbauplänen des Konzerns. Der Arbeitgeberseite wurde inzwischen das Gutachten des Info-Instituts vorgestellt. Für die stark betroffenen Standorte im Bereich „Industrie“ Eltmann und Wuppertal sowie den Teilbereichen der Standorte Schweinfurt und Höchstadt wurde ein gemeinsames Alternativpaket präsentiert.

„Arbeitnehmerkonzept“ contra „Arbeitgeber-Stilllegungspläne“

In Wuppertal stellten am 14. Januar der Betriebsrat gemeinsam mit der IG Metall und dem INFO-Institut in einem ersten Gespräch den Arbeitgebervertreter*innen das Gutachten des INFO-Instituts vor. Bei der Erarbeitung des Konzeptes sei alles auf den Prüfstand gestellt worden, sowohl die Wirtschaftlichkeit der hier gefertigten Produkte als auch die Infrastruktur am Wuppertaler Standort, heißt es in einem Betriebsrats-Info für die Belegschaft. Die Interessenvertretung habe auf diesen Informationskanal zurückgreifen müssen, da die zuständige Behörde in Wuppertal wegen Corona keine „Ausnahmegenehmigung“ zur Durchführung einer Betriebsversammlung erteilt habe.

In der Betriebsrats-Info heißt es: (Das) „Konzept sieht vor, dass Produkte wegfallen oder innerhalb der Standorte verschoben werden – aber es soll auch Bereiche geben, die ausgebaut werden bzw. neu dazukommen.“  Doch selbst wenn es gemeinsam gelingen sollte, die Stilllegung des Standortes Wuppertal zu verhindern und die Beschäftigung erhalten werden kann, sei dies nicht in der aktuellen Belegschaftsstärke möglich. „Denn bei einer realen Betrachtung unseres Produktspektrums gibt es Produkte, die uns von der Marge her langfristig nicht weiterhelfen werden“, so der Betriebsrat.

Bei einem eventuellen Erhalt des Standortes „müssen wir uns von diesen Produkten trennen (…), es (soll) aber auch Bereiche geben, die ausgebaut bzw. neu dazukommen sollen“. Dem Gutachten des INFO-Instituts zufolge, würde sich die Belegschaftszahl auf ca. 500 Mitarbeiter/innen im Bergischen reduzieren.

Nicht der Betriebsrat, sondern der Arbeitgeber will Arbeitsplätze vernichten

Anders als vom Arbeitgeber vorgesehen, wären deutlich weniger Arbeitsplätze betroffen. Dennoch werde diese Zahl für Beschäftigten „erst einmal ein Schock sein“, doch es sei „eine realistische Zahl, um Beschäftigung langfristig in Wuppertal zu halten.“ Zurecht weist der Betriebsrat daraufhin, dass es nicht die Interessenvertretung sei, die Arbeitsplätze abbauen und den Standort schließen wollen, sondern „allein der Arbeitgeber“. Dem Betriebsrat und der IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper gehe es darum, erstens den Standort zu erhalten und zweitens so viele Arbeitsplätze wie möglich zu sichern. „Der Arbeitgeber nennt sein Programm Space und zielt vor allem auf die Stärkung der Renditen ab. Die Interessenvertretung hat unter dem Motto, „fair“ Space Alternativen gesammelt, die sowohl die Unternehmensgewinne als auch die Belange der Kolleginnen und Kollegen am Wuppertaler Standort berücksichtigt“, sagt die IG Metall-Bevollmächtigte Clarissa Bader. Das gilt allerdings auch für alle anderen Standorte des Schaeffler Konzerns die von Restrukturierungsmaßnahmen betroffen sind: „Die Stärke der Arbeitnehmer*innen-Seite ist die Solidarität und dass sich die Standorte nicht gegeneinander ausspielen lassen“, so Clarissa Bader.

In den kommenden Wochen werden weitere Gesprächstermine zwischen Betriebsrat, IG Metall und der Arbeitgeberseite über das Arbeitnehmerkonzept stattfinden. „Wir brauchen einen soliden Zukunftsplan– mit einem zukunftsfähigen Produktportfolio und möglichst vielen Beschäftigten“, umreißt der Betriebsratsvorsitzende Özgür Sönmezcicek die Erwartungshaltung an den Vorstand. Ohne ein Entgegenkommen des Konzerns gehe es nicht. In einer Videokonferenz hat der Wuppertaler Oberbürgermeister Uwe Schneidewind der Schaeffler-Belegschaft und ihrem Betriebsrat erneut Unterstützung zugesagt.

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