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„Über Nichts kann man nicht verhandeln“

Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie: 2. Verhandlung endet nach 34 Minuten

Die zweite Verhandlung in der Tarifrunde für die rund 700.000 Beschäftigten in der nordrhein-westfälischen Metall- und Elektroindustrie in Neuss war schnell beendet: 34 Minuten dauerte der Austausch zwischen IG Metall und Metallarbeitgeber. „Die Arbeitgeber sahen sich nicht in der Lage, ein Angebot zu unterbreiten, sondern wiederholten ihr Jammertal. Deshalb macht es auch keinen Sinn zu verhandeln. Über Nichts kann man nicht verhandeln“, kommentierte der Knut Giesler das schnelle Ende. „Wer am Verhandlungstisch zum Ergebnis kommen will, muss auch ein Angebot auf diesen Tisch legen“, sagte der Bezirksleiter und Verhandlungsführer der IG Metall NRW. Die IG Metall fordert eine Erhöhung der Entgelt um 8 Prozent.

Der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Arndt Kirchhoff, verwies auf „die Dramatik und das Ausmaß der wirtschaftlichen Bedrohung durch die massive Energiekrise“. Das aktuelle Wettbewerbsfähigkeitsproblem dürfe nicht auch noch durch einen zu hohen Tarifabschluss zusätzlich befeuert werden. „Eine zusätzliche Belastung durch acht Prozent mehr Entgelt sei für die Betriebe absolut unverträglich“, sagte Kirchhoff und drohte indirekt mit Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland: Wegen der hohen Energiekosten seien Erweiterungsinvestitionen fast nur noch im Ausland möglich.

Foto: Thomas Range
Kollegen der IG Metall Jugend konfrontieren die Arbeitgeber mit ihrer 8-%-Forderung

Giesler hielt den Arbeitgebervertretern erste Ergebnisse einer von der IG Metall NRW gestarteten Betriebsrätebefragung entgegen. Die ersten Antworten aus 748 Betrieben würden zeigen, dass die Auftragseingänge im letzten Monat in 69 Prozent der Betriebe sehr gut oder gut waren, der Auftragsbestand in 74 Prozent der Betriebe sehr gut oder gut ist und die Kapazitätsauslastung in 69 Prozent der Betriebe sehr gut oder gut ist. Zudem zeige die Befragung, dass die gestiegenen Kosten in 6 Prozent der Betriebe vollständig und in 70 Prozent der Betriebe teilweise an die Kunden weitergegeben werden können. Die Klagen aus der Industrie hätten zwar einen kleinen realen Kern, diesen für die gesamte Industrie zu verallgemeinern, sei jedoch unseriös. Das entspreche nicht der Gesamtlage. „Die Zahl der Menschen, die Existenzsorgen haben, ist viel größer als die Zahl der Unternehmen, die sich um ihre Zukunft sorgen“, so Giesler.

Aktuell begründen Forschungsinstitute eine drohende Rezessionsgefahr wesentlich mit dem schwächelnden privaten Konsum, der derzeit 95 Prozent zum Wachstum beitrage. Jetzt müssen Auftragseinbrüche in den konsumnahen Sektoren verhindert werden. „Darum ist unsere Forderung nach 8 Prozent nach wie vor richtig“, betont die 1. Bevollmächtigte und Verhandlungskommissionsmitglied Clarissa Bader. Gerade jetzt sei es dringend notwendig die Kaufkraft der Beschäftigten zu stärken, um die Konjunktur zu stabilisieren.

Für die Mitglieder der IG Metall-Verhandlungskommission steht fest: Die Verantwortung für eine weitere Eskalation in der laufenden Tarifrunde liegt bei den Arbeitgebern. „Es braucht wohl mal wieder den Druck vorm Werkstor“, bewertet Clarissa Bader die „Null-Runden-Mentalität“ der Metallarbeitgeber. Dazu gehöre auch die Forderung von Gesamtmetall nach Heraufsetzung des Renteneintrittsalter auf 70 Jahre und die Erhöhung der Wochenarbeitszeit auf mindestens 40 Stunden.

Die dritte Runde der Tarifverhandlungen findet am 28. Oktober statt. Der Tarifvertrag läuft bis zum 30. September 2022. Ab dem 29. Oktober sind Warnstreiks möglich.

Am Wochenende kamen 25 aktive Metaller*innen zusammen um gemeinsam in die Planungen zu den Warnstreiks einzutreten. Von Freitag auf Samstag wurden mögliche Warnstreikaktionen besprochen und schon kreativ an der Umsetzung gearbeitet.

Foto: IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper

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