
Tarifverhandlung Holz und Kunststoff Westfalen-Lippe
Die erste Verhandlung für die 31.000 Beschäftigten in der Holz- und Kunststoffindustrie Westfalen-Lippe begann mit einem Paukenschlag: Sechs Nullmonate bis Februar 2022. Dann 1,2 Prozent ab März 2022 und 1,3 Prozent ab März 2023. 30 Monate Laufzeit. Demografie und Altersteilzeit: Streichen.
„Dieses Angebot ist unterirdisch“, kritisierte Christian Iwanowski, Verhandlungsführer der IG Metall Nordrhein-Westfalen den Arbeitgebervorschlag. „Das Angebot bedeutet Reallohnverlust und eine Beleidigung für die Leistung der Beschäftigten“, sagte Sabrina Jaeger, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper.
Die IG Metall fordert für die „Holzwürmer“ in dieser Tarifrunde 4,5% mehr Entgelt bei einer Laufzeit von 12 Monaten und eine überproportionale Anhebung der Ausbildungsvergütungen. Des Weiteren soll der Demografie-Betrag von aktuell 300 auf dann 750 € erhöht werden. Damit beläuft sich das Forderungsvolumen der diesjährigen Tarifrunde auf insgesamt 5,8 %. Angesichts der aktuellen Inflationsrate von 3,9 Prozent eine durchaus moderate Forderung.
Begründung: Der Holz- und Kunststoffindustrie geht es überwiegend sehr gut, trotz Corona. Die holzverarbeitende Industrie gehört zu den Corona-Gewinnern. Die Menschen haben, statt in Urlaub zu fahren, Möbel gekauft. Die Folge: Auftragsbücher und Arbeitszeitkonten sind voll. Ein dickes Umsatzplus und Mehrarbeit sind in vielen Betrieben an der Tagesordnung. Die Möbelhäuser verzeichnen seit ihrer Öffnung im Frühjahr wieder steigende Umsätze. Deshalb verlangen die Beschäftigten zu Recht eine ordentliche Erhöhung ihrer Einkommen.
Die Forderung der Gewerkschaft nach einer Erhöhung des tariflichen Demografiefonds, zur Gestaltung des demografischen Wandels in den Betrieben, lehnen die Arbeitgeber ab. Mehr noch: Sie wollen den existierenden Demografiefonds, aus dem unter anderem die Altersteilzeit finanziert wird, komplett streichen. Dies sei angesichts der großen Herausforderungen in den Betrieben unverantwortlich, so die Gewerkschaft. Arbeit ohne Ende – doch viele Beschäftigte in der Holz- und Kunststoffindustrie sind älter und können die oft harte Arbeit nicht bis zur Rente durchhalten. „Wer die Zukunft der Branche sichern will, muss den demografischen Wandel in den Betrieben gestalten. Dafür braucht es eine finanziell attraktive Möglichkeit, in Altersteilzeit gehen zu können. Wer das nicht will, wird die Branche sehenden Auges vor die Wand fahren“, so Iwanowski. Corona hin oder her, die Arbeitgeber müssen sich bewegen und ihre Verweigerungshaltung aufgeben.