
1. Tarifverhandlung in der nordwestdeutschen Stahlindustrie: IG Metall weist Arbeitgeberangebot zurück
Die IG Metall hat in der ersten Verhandlung der Stahl-Tarifrunde in der nordwestdeutschen Eisen- und Stahlindustrie das Angebot der Arbeitgeber sowohl was das Volumen als auch die Struktur betrifft, als unzureichend zurückgewiesen. Das Angebot der Arbeitgeber sah eine Einmalzahlung von 2.100 Euro für zwölf Monate vor. „Das Volumen ist viel zu gering. Auch eine erneute Einmalzahlung ist für die Beschäftigten nicht akzeptabel“, sagte Mathias Hillbrandt, Mitglied der IG Metall-Verhandlungskommission. „Die Kolleginnen und Kollegen fordern nachdrücklich eine tabellenwirksame Erhöhung der Monatsentgelte.“
Es sei zwar erfreulich, dass die Arbeitgeber die aktuell gute Situation der Branchen nicht leugnen und bereits in der ersten Verhandlung ein Angebot vorgelegt haben. „Aber 2.100 Euro für 12 Monate sind in Volumen und Struktur im Vergleich zu unserer Forderung von 8,2 Prozent deutlich zu wenig“, so der nordrhein-westfälische Bezirksleiter der IG Metall Knut Giesler. Das Angebot sei weder mit der guten Lage der Stahlindustrie noch mit der Stimmung in den Betrieben vereinbar.
Auf diesem Weg werde es schwierig, zu einem Ergebnis zu kommen. Giesler: „Wir brauchen eine deutliche Stabilisierung der Kaufkraft für unsere Kolleginnen und Kollegen.“ Die IG Metall begründet ihre Forderung von 8,2 Prozent mehr Entgelt gegenüber den Arbeitgebern mit der sehr guten wirtschaftlichen Lage der meisten Unternehmen. Das zweite Halbjahr 2021 war für viele Stahlunternehmen entgegen allen Erwartungen ein hervorragendes. Auch in diesem Jahr machen die meisten richtig satte Gewinne, etliche Unternehmen haben gerade erst ihre Prognosen angehoben.
Hohe Inflationsrate – die Stahlarbeiter*innen brauchen mehr Geld
Und davon müssen auch die Beschäftigten etwas haben, gerade vor dem Hintergrund einer hohen Inflationsrate, die viele Kolleginnen und Kollegen extrem belastet. Die Stahlunternehmen geben die steigenden Kosten für Energie und Rohstoffe an ihre Kunden weiter. Das können die Beschäftigten nicht. Darum erwarten sie zu Recht eine ordentliche Erhöhung der Entgelte, es „geht jetzt auch darum, die Kaufkraft der Kolleginnen und Kollegen zu schützen und zu stärken“, betont Mathias Hillbrandt.
Der Verhandlungsführer Knut Giesler hob hervor, dass die IG Metall in der Corona-Krise eine sehr verantwortliche Tarifpolitik betrieben habe: „Diese Verantwortung erwarten wir jetzt auch von den Arbeitgebern. Die Beschäftigten brauchen soziale Sicherheit – und das heißt mehr Geld.“ An die Arbeitgeber adressierte er die Forderung, in der zweiten Verhandlung ein neues Angebot vorzulegen, das die Erwartungen der Beschäftigten nach einer ordentlichen Entgelterhöhung berücksichtigt.
„Ende Mai endet die Friedenspflicht. Deshalb bedarf es jetzt klarer Botschaften der Arbeitgeber, dass sie wirklich an einem ordentlichen Abschluss interessiert sind. Wenn bis dahin kein ordentliches Angebot der Arbeitgeber da ist, werden die Beschäftigten für ihre Forderung kämpfen.“