Wandel ist weiblich!

FrauenPowerWoche in der Region
Die Kalenderwoche 10 des Jahres 2023 stand in der Region unter dem Motto FRAUENPOWER. Am 07.03.2023 war der Equal Pay Day Thema in den Betrieben, am 08.03.2023 wurde der Internationale Frauentag im IG Metall Bildungszentrum gefeiert und am 09.03.2023 kamen 45 aktive Frauen aus der Interessenvertretung zum ersten „BetriebsrätinnenTag – Empowerment in der betrieblichen Interessenvertretung“ zusammen.
07.03.2023 – Equal Pay Day
Der Equal Pay Day ist ein Aktionstag, der darauf aufmerksam macht, dass Frauen weltweit überall weniger verdienen als Männer. Genauer gesagt macht auf den prozentualen Unterschied im durchschnittlichen Bruttoverdienst von Frauen und Männern aufmerksam. Diesen Unterschied nennt man auch Gender Pay Gap und hier in Deutschland beträgt die Lücke zwischen den durchschnittlichen Brutto-Stundenentgelten von Frauen und Männern derzeit 18 Prozent (Quelle: Statistisches Bundesamt). Angenommen Männer und Frauen würden das gleiche Stundenentgelt bekommen, dann steht der Equal Pay Day für den Tag bis zu dem Frauen theoretisch unbezahlt arbeiten, während Männer schon ab dem 1. Januar für ihre Arbeit entlohnt werden. Das sind 66 Tage vom 01.01.2023 bis zum 07.03.2023.
Zwischen Frauen und Männern mit den gleichen „arbeitsmarktrelevanten Eigenschaften“, also etwa einer gleichen Ausbildung und ähnlicher Position und von einem Tarifvertrag erfasst, bleibt in Deutschland immerhin noch eine Lohnkluft von 7 Prozent bestehen (das ist der sogenannte „bereinigte Gender Pay Gap“).
Eine Beschäftigte aus einem Metallbetrieb in Sachsen hat erst in der letzten Woche ihre Klage vor dem Bundesarbeitsgericht gewonnen, bei der es darum ging, dass der Arbeitgeber behauptet hat, es wäre in Ordnung unterschiedliches Grundgehalt zu zahlen, weil der Mann eben besser verhandelt hätte. Das ist natürlich Unsinn, es zeigt aber auch: Wo keine Klägerin, da auch keine Richterin. Aus diesem Grund stellten die Gewerkschaftssekretärinnen Jennifer Schmidt und Emel Cetin diese Dissonanz auf Betriebsversammlungen am 07.03.2023 in den Mittelpunkt.
08.03.2023 – Internationaler Frauentag
„Wenn wir aber mal überlegen, wo dieser ganze Irrsinn seinen Lauf nimmt und wo wir anpacken müssen um zukünftig nicht nur die Entgeltlücke, sondern auch die Rentenlücke zwischen den Geschlechtern zu schließen, dann müssen wir im Kinderzimmer und mit der Kindererziehung anfangen.“, so Jennifer Schmidt, die die Veranstaltung zum Internationalen Frauentag am 08. März 2023 im IG Metall Bildungszentrum Sprockhövel eröffnete.
Gemeinsam mit dem Bezirk NRW, den Geschäftsstellen Köln-Leverkusen, Hagen, Remscheid-Solingen, Rheine, Ruhrgebiet Miete, Krefeld und dem Bildungszentrum hatte die Geschäftsstelle rund 90 aktive Kolleg*innen und Seminarteilnehmer*innen zum Dialogvortrag „Der Pay Gap beginnt im Kinderzimmer“ von Sascha Verlan und Almut Schnerring eingeladen. Die beiden Journalist*innen machten mit ihrem rund einstündigen aktivierenden Vortrag, klar auf die Probleme aufmerksam. So werden zum Beispiel Mädchen und Jungen ab der Geburt in zwei getrennte Gruppen von Unternehmen eingeteilt um mehr Geld zu verdienen. Marketing wird gezielt auf die „kleine Prinzessin“ oder den „kleinen Ingenieur“ zugeschnitten und so schon früh der vermeintlich „klassische Weg“ vorgezeichnet. Jungs erleben Abenteuer, spielen mit Autos und Werkzeugen und sind sowieso draufgängerisch… Mädchen sind Prinzessinnen und kochen. Und dieser „klassische Weg“ landet wissenschaftlich nachweisbar dann irgendwann bei: Frauen verdienen weniger als Männer. Und das ihr Leben lang.
„Klar ist, wir haben da viel zu tun. Es ist wichtig mit solchen Veranstaltungen den Grundstein zum Nachdenken und Debattieren legen. Wir als IG Metall haben den Job als große politische Akteurin auch auf den Gesetzgeber einzuwirken“, so Clarissa Bader, 1. Bevollmächtigte der IG Metall die ebenfalls bei der Veranstaltung anwesend war. Neben dem Dialogvortrag hatten die Kolleg*innen bei einem Markt der Möglichkeiten die Chance miteinander ins Gespräch zu kommen. Stände gab es von Gesine Intervention (GESINE Intervention ist das Zentrum für Prävention, Information, Schutz und Unterstützung bei Gewalt gegen Frauen im Ennepe-Ruhr-Kreis, dazu zählen auch die Frauenhäuser der Region), dem Eine-Welt-Laden El Camino in Hattingen der VVN BdA Ennepe-Ruhr und der IG Metall Bezirksleitung NRW.
Neben der Veranstaltung im Bildungszentrum wurden in den Betrieben 3.000 Filzblumen mit einem Gutschein für Onlineseminare für Frauen verteilt. Hier geht’s zu den Seminaren: Internationaler Frauentag 2023 (igmetall.de)

09.03.2023 – Empowerment für betriebliche Interessenvertreterinnen
Ein ganzer Tag für Kolleginnen in der betrieblichen Interessenvertretung wurde am Donnerstag in der Frauenpowerwoche durchgeführt. Gemeinsam erarbeiteten die Geschäftsstellen Ennepe-Ruhr-Wupper, Köln-Leverkusen und das Bildungszentrum mit der Unterstützung durch Referentinnen ein Konzept für einen Tag nur für betriebliche Interessenvertreterinnen. So haben wir versucht rund vierzig aktive Betriebsrätinnen, darunter auch eine Jugend- und Auszubildendenvertreterin aus 5 Geschäftsstellen in NRW für ihre Arbeit zu stärken. Jeweils am Vor- und Nachmittag wurde in den Workshops über die Themen Vereinbarkeit von Arbeit und Leben – Teilzeitfalle!? / Die Rolle im BR-Gremium – Von Machtverhältnissen und dem Umgang damit / Gleichstellung im Betrieb – Der erste Schritt: Gleichstellungsbericht / Zeitmanagement für Betriebsrätinnen und den Umgang mit sexueller Belästigung am Arbeitsplatz diskutiert.

Zusätzlich gab es noch eine Podiumsdiskussion bei der Tanja zum Dohme (Betriebsratsvorsitzende bei Faiveley Transport) und Clarissa Bader für die Geschäftsstelle Ennepe-Ruhr-Wupper, neben Anna-Lena Engemann (Betriebsrätin bei der Mercedes-Benz Niederlassung Köln-Leverkusen) und Kerstin Klein (1. Bevollmächtigte der IG Metall Köln-Leverkusen) ihr Frau standen, den Anwesenden Kolleginnen nicht nur Mut machten sich weiter als Frau zu engagieren sondern auch ganz offen von ihren Erfahrungen als Frauen in der betrieblichen Interessenvertretung und der IG Metall berichteten und sich auch trauten zu sagen wo die IG Metall noch besser werden kann. „Wenn wir auf den letzten Tarifabschluss schauen und sehen, dass Beschäftigte in Teilzeit nicht die volle Inflationsausgleichsprämie erhalten dann ist das etwas was zukünftig besser nicht mehr passiert. Wir wissen es sind gerade Frauen die Teilzeit arbeiten (müssen), und wenn wir mehr Frauen für die IG Metall gewinnen wollen, dann geht das nur mit Tarifverträgen die sie gleichbehandeln.“, so Clarissa Bader beispielhaft zum Thema Tarifpolitik für Frauen.

Der Tag endete mit viel Applaus und tollen Rückmeldungen der anwesenden Kolleginnen. Jennifer Schmidt beendete die Veranstaltungen mit den Worten „Diese Veranstaltung ist eine Energietankstelle für uns Alle, vielen DANK und wir hoffen wir können zukünftig mit ganz viel Frauenpower nicht nur Gleichstellungsthemen sondern alles rund um die betriebliche Interessenvertretung gemeinsam anpacken!“
Mehr Informationen über den BetriebsrätinnenTag folgen in einem weiteren Artikel.