Warnstreik bei Johnson + Johnson GmbH in Wuppertal

Textiltarifrunde nimmt Fahrt auf
Am 16./17. Januar hat der Vorstand der IG Metall die Tarifforderung für die westdeutsche Textil- und Bekleidungsindustrie beschlossen: 8% mehr Entgelt, mindestens aber 200 Euro pro Monat, bei einer Laufzeit von 12 Monaten – sowie die Fortsetzung der tariflichen Altersteilzeit mit verbesserten Konditionen. Seit diesem Zeitpunkt hat es zwei Verhandlungsrunden innerhalb der Friedenpflicht gegeben.
„Das die wirtschaftliche Situation nicht einfach ist und von hoher Unsicherheit geprägt, ist den Beschäftigen in der Textil- und Bekleidungsindustrie durchaus bewusst, so Sven Berg, Gewerkschafssekretär der Geschäftsstelle Ennepe-Ruhr-Wupper. „Immense Preissteigerungen und angespannte Weltmärkte bremsen den Aufschwung und schmälern die Gewinne der Unternehmen“, so Berg weiter.
„Dennoch sinken die Realeinkommen, bereits die allernötigsten Ausgaben des täglichen Lebens wie Strom, Heizen, Mobilität und Nahrung können von vielen nicht mehr bezahlt werden. Die Arbeitgeber müssen jetzt Verantwortung übernehmen und für ein deutliches Plus in der Lohntüte sorgen.“
In der 2. Tarifverhandlung unterbreiteten die Arbeitgeber ein Angebot. Bei einer Laufzeit von 27 Monaten bieten sie eine Netto-Inflationsausgleichsprämie von insgesamt 1.500 Euro in zwei Raten an. 1.000 Euro soll es im April 2023 und noch einmal 500 Euro im April 2024 geben.
Die Arbeitgeber lehnen die Verlängerung der Altersteilzeit ab, sie wollen die Beschäftigten auf Grund des Fach- und Arbeitskräftemangels länger im Betrieb behalten. Auch die Forderung nach einem Mindestbetrag von 200 Euro findet sich in diesem Angebot nicht wieder.
„Das ist Grund genug unsere Kolleginnen und Kollegen zum Warnstreik aufzurufen und unserer Forderung mehr Druck zu verleihen“, so Berg.
Daher rief die IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper für den 03.03.2023 zum Warnstreik bei Johnson und Johnson in Wuppertal auf. Daran beteiligten sich die Kolleginnen und Kollegen aus der Frühschicht. Selbst Kolleginnen und Kollegen aus der Spätschicht kamen extra früher um sich am Warnstreik zu beteiligen.
Clarissa Bader, 1. Bevollmächtigte der IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper begrüßte die Warnstreikenden lauthals an der Heckinghauser Zollbrücke vor dem Betrieb Johnson und Johnson in Wuppertal, bedanket sich für die großartige Beteiligung. „Nur so können wir den Arbeitgebern zeigen, dass wir es ernst mit der Forderung meinen“ rief Clarissa Bader den Warnstreikenden zu. Auch das Grußwort des Betriebsratsvorsitzenden Thomas Hertneck war dementsprechend kämpferisch.
Der Verhandlungsführer für den Bezirk NRW, Marc Otten, gab Eindrücke aus den beiden Verhandlungsrunden wieder, was zu heftigen Unmut unter den Warnstreikenden führte. Er verlangte von den Arbeitgebern mehr Wertschätzung, nicht nur für das Beschäftigen der Branche, sondern auch für den betrieblichen Nachwuchs, und eine verbindliche Perspektive für die Branche. Am Ende seiner Rede rief er dazu auf sich weiter an den Aktionen zu beteiligen. „Ich nehme die gute Stimmung von hier mit in die nächste Verhandlung“, so Marc Otten.
Die Warnstreiks werden in dieser Woche NRWweit fortgesetzt bis zur dritten Tarifverhandlung am 15. März in Kaarst bei Düsseldorf.