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Wichtiger denn je!

TEAM IG METALL

Dieses Interview führten wir zum Internationalen Frauentag 2022 und den anstehenden Betriebsratswahlen.

Helga Heugel, 61, ist seit 2010 Betriebsratsmitglied und seit 2020 Betriebsratsvorsitzende bei Köppern in Hattingen und aktiv bei den IG Metall Frauen Ennepe-Ruhr-Wupper.

2022 sind es bereits 111 Jahre Frauentag. Was heißt das für dich? „Ein alter Hut“ oder „Wichtiger denn je“?
Wichtiger denn je! …und zum Glück auch schon ein alter Hut. Das heißt nämlich, dass schon vor mehr als 111 Jahren Frauen für ihre Rechte gekämpft haben und ich bin stolz auf diesen historischen Tag. Viele nervt der Tag vielleicht und manche denken, dass wir das ja gar nicht mehr brauchen, da wir ja schon so weit gekommen sind. Aber das war alles ein Kampf und es gibt viele Meilensteine, die nicht selbstverständlich waren. Die Bedeutung sollten wir uns immer wieder bewusstmachen. Ich darf wählen, hatte die freie Wahl bei meinem beruflichen Weg, ich werde respektiert und ge­hört… Doch noch ist nicht alles perfekt. Wir müssen weiter an ganz vielen Themen arbeiten.

Welche Themen sind das zum Beispiel?
Immer noch gibt es einen riesigen Entgeltunterschied zwischen Männern und Frauen und die Auswirkungen der Pandemie haben alte Rollenverteilungen „aus der Mottenkiste geholt“ bzw. das Brennglas draufgehalten. Hauptsächlich sind es Frauen, die sich um Kinder und Familie kümmern, sie sind von Schul- und Kitaschließungen betroffen. Nicht jede Frau hat die Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten. Aber auch das ist eine starke Mehrfachbelastung (Homeoffice, Homeschooling und Betreuung der Kinder), die bewältigt werden muss. Nur wenige Männer beteiligen sich an den Zusatzbelastungen. Frauen mussten deswegen teilweise ihr Jobs aufgeben. Durch die Pandemie sind wir wieder in alte Verhaltensmuster zurückgekehrt.

Wie können wir das alles anpacken?
Ich für meinen Teil habe beschlossen selbst aktiv zu sein. Aktiv im Betriebsrat, aktiv in der IG Metall Geschäftsstelle und aktiv bei den IG Metall Frauen. Das ist schon oft viel, aber wenn wir Veränderungen wollen, dann müssen wir auch mal selbst anpacken. Und wer nicht selbst aktiv sein kann, sollte wenigstens der Solidargemeinschaft beitreten und IG Metall Mitglied werden. Je mehr wir sind, je stärker. Auch hier würde ich sagen: Wichtiger denn je! Denn die zukünftigen Themen werden uns als Gewerkschaft viel abverlangen.

Warum braucht es denn aus deiner Sicht eine starke IG Metall und auch aktive Frauen in der Mitbestimmung?
Die Arbeitswelt ist geprägt von rasanten Veränderungen und Zukunftsfragen die wir fair beantworten müssen. Auf uns als Arbeitnehmer*innen kommt in den nächsten Jahren Einiges zu! Diese Herausforderungen müssen wir gemeinsam anpacken und das geht nur, wenn wir alle Beschäftigtengruppen ein­beziehen. Vielfältige Gremien sind aus meiner Sicht viel ideen­reicher und erfolgreicher, weil sie unterschiedliche Perspektiven und Kompetenzen miteinander vereinen können. Das macht uns erst handlungsstark. Wir Frauen wollen ja auch nicht eine Ewigkeit darauf warten, den Männern gleichgestellt zu sein. In diesem Jahr finden Betriebsratswahlen statt. Zeit für mehr Frauen in den Gremien und nicht nur als Quotenfrauen.

Kandidierst du deshalb wieder für den Betriebsrat?
Nein, nicht nur deshalb. Ich bin ja erst sehr spät (mit 49 Jahren) in den Betriebsrat gewählt worden und auch in der IG Metall aktiv geworden.  Die Entscheidung habe ich getroffen und treffe sie in diesem Jahr wieder, weil ich etwas zurückgeben wollte. Ich habe viele Jahre von der BR Arbeit meiner Vorgänger*innen profitiert. Ich stelle mich zur Wahl, weil wir große Herausforderungen in den nächsten Jahren angehen müssen: Digitalisierung, Arbeitszeitgestaltung, Homeoffice, usw..

Wenn du auf deine Arbeit als Betriebsrätin und aktive Metallerin zurückblickst, was hat dich da am meisten geprägt und gestärkt?
Im Betriebsrat war es definitiv der Austausch untereinander und das wir Dinge zusammen erreicht und Probleme gemeinsam bewältigt haben. Bei den IG Metall Frauen erstaunt es mich immer wieder wie viele junge und moderne Frauen aktiv sind und auch schon relativ früh Betriebsratsvorsitzende werden. Das ist wirklich beeindruckend.

Gibt es zum Schluss unseres Interviews noch etwas das du sagen möchtest?
Macht mit! Werdet und bleibt sichtbar. Und auch wenn man ab und zu den Erfolg einer Aktion nicht sofort sieht: gemeinsam dranbleiben ist die Devise. Zusammenhalt und Solidarität sind das Wichtigste, das sehen wir ja auch gerade weltweit.

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